PROLOG

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Voller Tränen in den Augen verabschiedete ich mich von Mom. So aufgelöst, wie sie dort stand, überlegte ich kurz, ob ich nicht doch noch alles abbrechen sollte. Warum wollte ich auch vor etwas wegrennen, was sowieso keine Zukunft mehr hatte? Aber mein Entschluss stand fest. Ich wollte Abstand von meinem Leben und jedes kleinste Detail, was mich an ihn erinnerte, aus meinem Kopf verdrängen! Danach wandte ich mich noch zu Aly, die mich so festdrückte, dass ich schon Angst hatte, ich würde zerdrückt werden. Sie flüsterte mir noch ins Ohr: „Ich bin so stolz auf dich und schreib mir jeden Tag!", bevor sie mich aus ihren Fängen ließ. Zum Schluss war mein ältester Bruder Rory dran. Er würde mir am Meisten fehlen, denn er war für mich der liebste Mensch auf Erden. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wollte ich ihn gar nicht loslassen. Jedoch war ich schon viel zu spät dran, sodass ich mich blöderweise beeilen musste. Ich habe noch nicht einmal eingecheckt, obwohl der Flieger in weniger als einer halben Stunde abheben sollte... Und da er höchstwahrscheinlich nicht auf mich warten würde, fiel unsere Umarmung leider nur kurz aus, sodass ich ihn widerwillig losließ.

Nachdem ich noch Mom versicherte, dass ich wirklich alles im Griff habe, und ich die Gesichter meines engsten Kreises bis aufs kleinste Detail noch einmal einprägte, ging ich durch die Eingangstür des Flughafens und gab mein Ticket für Australien am Schalter einer alten, grummeligen Dame ab: „Sie sind aber früh dran!" meckerte sie mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Na großartig, dachte ich mir, das fängt ja schon super an...
Kurz bevor ich dann nervös um die Ecke ging, schaute ich mich ein letztes Mal um. Ich sah meine Familie und Alison winken, aber suchte den Platz vor allem nach dem allzu vertrauten Gesicht, welches mir das Herz brach, ein letztes Mal ab. Doch er war nicht gekommen...
Diese Tatsache ließ den letzten Funken Hoffnung in mir erlöschen, bekräftigte mich aber in meinem Vorhaben umso mehr. Mit schnellen Schritten und schweren Herzens ging ich also in eine ungewisse Zukunft, die mir einerseits große Angst einjagte, andererseits aber auch eine Chance bot, die ich mir erhoffte, um alles hinter mir lassen zu können.
Australien, ob du willst oder nicht, ich komme!

Warum immer du ?Donde viven las historias. Descúbrelo ahora