Babysitten

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Im Flur angekommen verflog meine Freude, denn wie es auch anders sein sollte, sah ich Phillip umringt von den gaffenden Zicken an der Wand lehnen. Flirtete er gerade mit allen gleichzeitig? Wenn das nicht mal eine Leistung war... Meine Schritte erhöhten sich und ich versuchte mich unerkannt vorbeizuschleichen. Um ehrlich zu sein, wusste ich nämlich nicht mehr was ich von ihm halten sollte. Er nervte mich nur mit seiner Anwesenheit, aber seit dem einen Abend löste er auch etwas anderes in mir aus, was ich nie mehr in meinem verkorksten Leben spüren wollte. Zwar schlich ich wie eine Weltmeisterin um die kichernde Meute, doch leider blieb mir Phillips Interesse nicht erspart. Denn gerade als ich mich in Sicherheit wog, wurde ich entdeckt. „Eveline." Ertappt lief ich immer schneller, um vielleicht doch noch entkommen zu kommen, aber es war aussichtslos. Ich hörte wie große Schritte mich einholten. „Kleine, warte doch mal." Dann wurde ich ruckartig nach hinten gezogen, sodass prompt mein Gleichgewicht verlor. Ich wusste gar nicht was geschah, als ich schon in starke Arme fiel. „Verdammt Phillip!" „Oh sorry, das wollte ich nicht, aber du bist ja förmlich vor mir weggerannt." Ich sah nach oben und mir blickte sein zuckersüßes Lächeln entgegen. Warte, haltet euren blöden Mund ihr verräterischen Gedanken!

„Wieso guckst du so aus der Wäsche?" „Ähm nur so und jetzt lass mich los." Verdutzt brachte er mich in eine waagerechte Position und vergewisserte sich noch, ob ich auch von alleinstehen konnte, bevor er mich los lies. „Was hast du?" „Nichts, ich also..." Vollkommen überfordert mit seiner Anwesenheit (Warum zur Hölle war er auch unbedingt in meinem Fitnessstudio aufgekreuzt?!), blieb ich stumm, bevor ich noch etwas Bescheuertes sagte, kehrte ihm den Rücken, und lief wieder zum Ausgang. Zu meinem Pech folgte er mir und ich spürte ununterbrochen seinen Blick auf mir. Bei den Treppen angekommen drehte ich mich dann doch noch mal zu ihm um. So ganz ohne Abschied würde es nämlich nur noch komischer werden. „Also ich muss jetzt los, aber schön dich gesehen zu haben. Tschüss." Auf seine Antwort wartete ich erst gar nicht und lief dann schnell die heimtückischen Treppen runter, sodass der verdutzte Phillip am Treppenabsatz stehen blieb.

„Weichst du mir etwa aus?" Ich sah über meine Schulter. „Ne, ich bin nur spät dran und du wirst bestimmt schon bei deinen weiblichen Fans sehnsüchtig erwartet, also auf nimmer Wiedersehen." Ich ging weiter. „Eveline, warum flüchtest du vor mir und kannst noch nicht mal auf meine Nachrichten antworten?" Ich ignorierte seine Fragen und brachte so schnell wie möglich, so viel Abstand wie nötig zwischen uns. Zwar lauschte ich, ob mir wieder Schritte folgten, aber er hatte anscheinend aufgegeben, sodass ich erleichtert um die Ecke biegen konnte.

Klingelnd wartete ich mit Schweiß auf der Haut, dass Helen mir aufmachte. Seit wann war es eigentlich wieder so heiß draußen? „Ach hallo, Eveline. Komm doch herein." Sie forderte mich in einer einladenden Gestik auf, durch die Tür zu kommen. „Noch mal Danke, dass du so kurzfristig einspringen konntest." Ich war heute wieder fürs Aufpassen von Tommy zuständig. Zwar war es unter der Woche, wo Mom eigentlich diese Aufgabe übernahm, aber sie war auf einem Geburtstag und obwohl ich bis hierhin zwei Stunden Fahrt auf mich nehmen musste, tat ich Helen diesen Gefallen. Anderseits, hatte ich überhaupt eine Wahl nein zu sagen, wenn der mysteriöse Kerl Helen so zum Strahlen brachte? Natürlich nicht. Da ich zudem eh keine Lesungen am Freitag hatte, und Mom so oder so am Samstag besuchen wollte, sah ich ihren Anruf also als Anlass ein verlängertes Wochenende zu haben. „Ach immer wieder gerne. Tommy ist aber auch immer wieder eine sehr angenehme Gesellschaft." sagte ich zwinkernd, als der kleine Teufel mit einem Star Wars Kostüm angesaust kam. „Efflin!" „Hallo du kleiner Jedi Ritter!" Helen zog währenddessen ihre Schuhe an. „Du, ich muss jetzt auch schon leider los, aber in der Mikrowelle ist noch was für dich zum Essen und Tommy darf bis acht Uhr aufbleiben und ach, wenn er irgendwas anstellt, ruf mich..." „Ich komme klar Helen. Jetzt geh schon los." „Danke Eveline, du bist ein Engel!"

Warum immer du ?Onde histórias criam vida. Descubra agora