29 | Realität

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,,Dein Zimmer? Dein Ernst? Das kommt falsch", kommentiere ich sofort, als wir wenige Minuten später Yoongis Zimmer betreten. Er ignoriert mich nur und schließt die Türe hinter uns und macht das Licht an.

Sein Zimmer hat sich in den letzten drei Jahren verändert. Als mein Blick durch sein Zimmer schweift, erkenne ich nichts mehr, was mich an vor drei Jahren erinnert.

,,Du warst heute nicht in der Schule", merkt Yoongi an, der sich auf seinem Bett fallen lässt. Er setzt sich auf und stützt seinen rechten Ellenbogen auf seinem Schenkel ab, während er gleichzeitig seinen Kinn auf seine rechte Handfläche legt.

,,Und?", hake ich nur knapp nach.
Yoongi zuckt nur gleichgültig mit den Schultern.

,,Dachte schon, das wäre wegen meiner Nachrichten gewesen. Wenn ja, dann ist es schon armselig. Es waren nur Nachrichten", antwortet er und ich habe Mühe damit, ihn nicht fassungslos an zusehen. Autsch.

,,Wenn du's so sagst", murmele ich etwas angeschlagen und blicke von ihm weg. Yoongi schnaubt nur.

,,Yuno betrinkt sich wahrscheinlich jetzt und erzählt überall rum, dass wir miteinander ausgehen und—", Yoongi unterbricht sich selbst und fischt sein Handy aus seiner Hosentasche.

Er lächelt dann spöttisch.

,,Hab eine Nachricht von Hoseok bekommen. In der steht Willst du mich verarschen? Seit wann sind du und Y/n ein Ding?", Yoongi lacht dann etwas und blickt wieder zu mir.

Ich erwidere seinen Blick seufzend.

,,Schreib ihm, dass das nicht stimmt", fordere ich und Yoongi hebt nur seine Augenbraue.

,,Nein", kommt es zurück und knirsche kurz mit meinen Zähnen.

,,Dann mache ich es", sage ich ruhig und hole mein Handy aus meiner Hosentasche.

,,Willst du Taehyung nicht vergessen oder irgendwie eifersüchtig machen?", höre ich Yoongi sagen. Sofort halte ich inne und schaue von meinem Handy auf. Bitte?

,,Ist das dein Ernst, Yoongi?", hinterfrage ich ungläubig.

Mein Gegenüber nickt.

,,Diese Aussagen sind mehr als nur fragwürdig", sage ich nur und will auf Kontakte gehen— jedoch wird mir zu meinen Gunsten mein Handy aus der Hand geschnappt. Ich schaue zu Yoongi, der mein Handy aufs Bett wirft und dann mit verschränkten Armen vor mir steht.

,,Nein, ich bin brillant, denn ich bin dafür, dass wir einen Deal miteinander machen. Wir helfen einander, indem wir uns daten. Wie profitieren wir? Man lässt mich in Ruhe—"

,,Yuno war nicht die einzige interessierte?", frage ich ihn verblüfft.

,,Die ganze Oberstufe steht auf mich." Ich verziehe mein Gesicht. Yoongi grinst nur vielsagend und fährt unbeirrt fort.

,,Man lässt mich in Ruhe und du vergisst Taehyung oder machst ihn mit mir eifersüchtig." Yoongi verstummt dann und blickt mich abwartend an.

,,Warum sollte ich eine Beziehung für die Öffentlichkeit mit jemanden führen, der mich andauernd verletzt und den ich nicht ausstehen kann?", bringe ich hervor und Yoongis Augenbrauen ziehen sich kurz zusammen.

,,Du gibst also zu, dass dich meine Nachrichten letztens verletzt haben", sagt er und ich halte inne.

,,Nein", antworte ich sofort mit Nachdruck.

Yoongi legt seinen Kopf schief und entknotet seine Arme. ,,Dass du deswegen nicht in der Schule warst, ist doch etwas übertrieben, Y/n—"

,,Spar dir das", sage ich klar und deutlich und mache Anstalten zu gehen. Angepisst öffne ich die Türe, komme jedoch nicht weit, als von hinten die besagte Person die Hand aus die Türe legt und sie leise zuschlägt. Ich drücke die Türklinke runter und ziehe an der Türe, aber Yoongi, der hinter mir steht, ist stärker.

,,Lass die Türe los", sage ich sofort, kriege aber keine Antwort von ihm.

,,Yoongi", atme ich genervt aus.
,,Lass mich in Ruhe." Ich schaue zur Seite und sehe immer noch, wie seine Handfläche immer noch regelrecht an der Türe klebt.

,,Das war nicht so gemeint, Y/n."

Ich ignoriere  seine Aussage und versuche mein vor Wut rasendes Herz zu beruhigen.

,,Yoongi, ich schwöre es dir, wenn du—", während ich rede, drehe ich mich zu ihm und verstimme sofort, als mir bewusst, wie nah mir eine Person sein kann. Ich ziehe scharf die Luft ein, als seine Augen genau vor Meinen sind.

Yoongi und ich schauen uns nun überrascht an. Und es ist das erste mal, dass ich ihn so richtig anschaue.







Es ist still. Nur noch die Musik, welche von unten kommt ist zu hören, aber dennoch. Das einzige, was ich wirklich wahrnehme ist die Atmosphäre hier. Mir wird mit einem Mal klar, dass ich Yoongi noch nie so nahe gewesen bin und ich verfluche mich dafür, dass ich mir eingestehen muss, dass sein Aftershave gut riecht. Und verfluche ich mich dafür, dass meine Augen zwischen seine Augen hin und her wandern.

Sein Blick wandert von meinen Augen zu meinen Lippen. Ich sehe, wie Min Yoongi seine Augenbrauen kurz zusammenzieht. Er sieht so aus, als wäre er verwirrt.

Was denkt er?

Vielleicht denken wir beide das gleiche in dem Moment, als sich unsere Lippen nähern. Tatsächlich vergehen keine zwei Sekunden, als sich unsere Lippen letztendlich berühren und wir uns küssen.
Nun, ich habe mir vorgestellt, dass seine Lippen sich kalt oder kühl anfühlen, aber nein, seine Lippen sind warm. Weich. Und das gefällt mir nicht.

Die Realität holt mir ein bisschen ein, als Yoongi den Kuss erwidert und mich mit seinen Händen, welche sich auf meiner Taille befinden, näher an sich heranzieht. Der Kuss ist nicht energisch— er ist ruhig, langsam.

Ich hebe meine Arme langsam und zögernd— verschränke meine Arme hinter seinem Hals, was dazu führt, dass ich mich auf meine Zehenspitzen stellen muss. Yoongi neigt seinen Kopf etwas— diese Geste überrascht mich zutiefst— um den Kuss zu vertiefen. Er seufzt leise und drückt mich leicht gegen die Türe.

Meine Hände finden sich in seinen schwarzen dichten Haaren wieder, während ich versuche etwas an Halt zu kriegen. Mir wird immer wärmer, die Luft wird knapper und die Stimmung verändert sich.

Als Yoongi Anstalten macht, mich irgendwie zum Bett zu befördern, läutern die Alarmglocken ganz hinten in meinem Kopf. Mit ganz viel Mühe drücke ich seinen warmen Körper von mir und kann es gerade noch so verhindern, dass mein Rücken mit dem Bett kollidiert.

Ich habe noch nie so schwer geatmet.

Yoongi geht es nicht anders. Seine Augen sind leicht geweitet und seine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig.

,,Das war ein Fehler", sage ich sofort und gehe mir energisch mit meinen beiden Händen durch meine Haare.

,,Wirklich?", Yoongi atmet noch mal tief ein und aus und scheint seine Atmung anschließend unter Kontrolle zu haben. Ich schlucke etwas, während ich ihn ansehe. Seine dunklen Haare, welche vorher ordentlich ausgesehen haben, sind jetzt nicht mehr von der Unordnung her zu beschreiben, und ich möchte gar nicht bei seinen Lippen anfangen.

,,Ja, wirklich", bestätige ich luftschnappend.

,,Denk über meinen Vorschlag nach", bittet mich Yoongi und ich atme scharf ein. Er meint es also wirklich ernst.

,,Bist du noch ganz bei Trost?", fahre ich ihn an. Yoongi hebt nur vielsagend seine Augenbraue.

,,Dass das von dir kommt überrascht mich. Du hast mich geküsst", kommt es schlicht zurück und schnaube verächtlich.

,,Du hast den Kuss erwidert, Yoongi!"

,,Gut, okay. Und was jetzt? Ignorieren wir uns wieder?", er klingt etwas frustriert und ich atme angestrengt aus.

,,Ja", mit gereiztem Unterton greife ich nach meinem Handy und befördere es energisch in meine Hosentasche.

Nichts wie weg hier.

HATE MATE | m.yg x Reader ✔︎ [texting]Where stories live. Discover now