71 | Realität

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Es sind schon eine Weile  seit der Trennung vergangen. Yoongi bekomme ich ironischerweise immer mehr zu Gesicht. Wir versuchen uns aus dem Wege zu gehen, jedoch ist dies schwieriger gedacht als getan.

Zumal Yoongi und ich ein Teil einer Clique sind. Die Stimmung zwischen uns ist angespannt und keiner redet mit der anderen Person.

Dabei gibt es noch so vieles, was ich ihm sagen, geschweige denn, fragen möchte. Ich möchte wissen, wie es ihm gehe, wie sein Wochenende gewesen sei oder wer momentan sein Lieblingsartist sei.

Aber das geht nicht.








Es ist spät am Nachmittag, als ich mit Yeji aus dem Schulgebäude komme.
Die restlichen zwei Stunden nach Schulschluss haben wir damit verbracht, uns auf eine kommende Klausur vorzubereiten.

Und ich verstehe immer noch, so viel wie vorher.





,,Nichts", murrt Yeji und seufzt anschließend. Sie lässt ihr Handy sinken und schaut mit hoffnungslosem Gesicht zu mir.

,,Hm?", gebe ich viel zu leise von mir und erwidere ihren Blick.

,,Namjoon geht nicht ran, was bedeutet, dass er schon los ist und dass wir 40 Minuten auf den Bus warten müssen", erklärt meine Freundin und verzieht genervt ihr Gesicht.

Ich seufze resigniert und schaue auf die Uhr. Es ist genau 16 Uhr und mein Magen fühlt sich viel zu leer an.



,,Ist das Yoongi?", höre ich Yeji überrascht sagen. Natürlich werde ich sofort hellhörig und folge ihrem Blick.


Und tatsächlich.

Seine Kopfhörer hängen über seine Ohren während er mit neutralem Gesichtsausdruck etwas auf seinem Handy eintippt. Er schaut ab und zu auf, um nicht gegen jemanden zu laufen.


Bis sein Blick an mir und Yeji hängenbleibt.

Er schaut erst verwirrt, jedoch werden seine Gesichtszüge sofort hart, als er mich erkennt. Mein Magen dreht sich etwas, bei dem Gedanken, dass ich so eine negative Wirkung auf ihm habe.

,,Was macht ihr noch hier?", ist das erste, was Yoongi über die Lippen kommt, als er uns erreicht. Er blendet mich vollkommen aus und blickt mit neutraler Miene zu Yeji.

,,Wir haben noch für die kommende Klausur gelernt und Namjoon geht nicht ran, dabei dachte ich, dass wir bei ihm mitfahren können", erklärt Yeji und ein definiertes Seufzen verlässt ihre Lippen.

,,Mein Beileid", kommt es trocken zurück, woraufhin Yeji ihre Augen verdreht. Sie lächelt aber einwenig.

,,Und du?", fragt sie dann.

Ich blicke immer noch zu Yoongi, dessen Augen nur auf Yeji fokussiert sind. Es kommt mir teils vor, als würden seine Augen sich zu sehr auf sein Gegenüber fokussieren.

Als würde er mich nicht ansehen wollen.

,,Autsch", murre ich leise unter meinem Atem und wende mich von den beiden ab. Zur Ablenkung greife ich nach meinem Handy und fange an, dort rumzutippen.

,,Hast du was gesagt?", kommt es von meiner Linken. Mit ertapptem Gefühl, aber ruhiger äußerlichen Miene, blicke ich auf und schaue zu Yeji.

,,Nope", antworte ich nur und poppe dabei das p, mit dem Vorwand, gelassener zu klingen.

,,Nun gut", Yeji atmet leise aus und schaut immer noch zu mir.

,,Hm?", ich erwidere ihren Blick mit leicht verwirrter Miene.

,,Yoongi nimmt uns mit, nachdem er ein paar Bücher aus der Schule geholt hat", erklärt sie mir und ich gebe mir nicht die Mühe, fast schon entsetzt zu schauen. Meine Freundin bemerkt dies und räuspert sich etwas.

,,Gib mir fünf Minuten", sagt Yoongi und ist somit verschwunden.

,,Es tut mir leid", ist das erste, was Yeji sagt. Ich seufze nur viel zu laut und packe mein Handy ein.

,,Schon gut", sage ich nur viel zu leise, ,,es gibt Schlimmeres."
Yeji nickt nur langsam und schaut zum Gebäude. Wegen des Vorfalls von vor wenigen Minuten, herrscht peinliche Stille. Und die fünf Minuten, die wir hier auf Yoongi warten, vergehen viel zu langsam.

Ich erwische mich dabei, wie mein Fuß auf unerwartete Weise anfängt auf und ab zu tippen und ich meine Hände mit viel zu vielem Druck massiere.

,,Du bist nervös", stellt Yeji fest, mit der Wirkung, dass ich ihr einen gereizten Blick zuwerfe.

,,Zumal mich der Gedanke quält, dass Yoongi dich zuerst rauslassen muss", sage ich schnell und verstimme sofort, als ich Schritte vernehme und beim Umdrehen, Yoongi erkenne.

Zu meinen Gunsten, erwidert er meinen Blick für den Bruch weniger Sekunden. Und es tut weh, als ich eine kalte Response von ihm kriege.




Wenige Minuten später befinden wir uns in Yoongis Auto— die Stimmung wird von Yeji etwas aufgelockert.
Sie redet und schafft es, uns drei in Konversationen zu verwickeln, ohne dass er und ich miteinander reden müssen.

Ein Grund mehr, weswegen ich mich nervöser werde, als Yeji sich von uns verabschiedet. Sie lächelt mir noch kurz zu, ehe sie die Türe zuknallt und in ihr Haus geht.





,,Okay", sage ich laut und deutlich.


Yoongi blickt durch den Spiegel zu mir, seine Gesichtszüge sind nicht deutbar. Und zudem macht er keine Anstalten loszufahren.

,,Fährst du?", bringe ich letztendlich über meine Lippen.

,,Komm nach vorne", ist alles, was zurückkommt. Die Antwort kommt unerwartet, dass ich wenige Sekunden brauche, um zu verstehen, was er da gerade von sich gegeben hat.

Etwas benommen nicke ich und sitze wenige Atemzüge später neben ihm.




Mir ist warm.

HATE MATE | m.yg x Reader ✔︎ [texting]Where stories live. Discover now