64 | Realität

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Es ist Montag.

Meine Atmung ist schnell und mein Herz ist in einem viel zu hohem Tempo zu Gange, als ich Yoongi an seinem Spind stehen sehe.



Er hat Kopfhörer in den Ohren, weswegen es nicht möglich für mich sein wird, seinen Namen zu rufen.


Ich schlucke langsam und gehe die ersten Schritte auf ihn zu. Das ganze restlichen Wochenende habe ich immens dagegen angekämpft, ihn nicht anzurufen. Ich habe ihm den Freiraum gegeben und mich sonntags spät am Abend, auf die jetzige Konfrontation vorbereitet.


Ich tippe ihm auf die Schulter, als ihn erreicht habe und bete dafür, dass er mich nicht hasserfüllt ansehen wird.

Er wirkt überrascht und nimmt erstmals seine Kopfhörer aus den Ohren, ehe er zu mir blickt.

Seine überraschte Miene verschwindet sofort.

Sein Blick ist wieder neutral, und ich verwirrt.


,,Hey", sagt er so klar und deutlich.
Etwas überfordert blinzle ich und schlucke erneut.

,,Hey", bringe ich dann über meine Lippen. ,,Ich..wie gehts dir?"

Yoongi schweigt für wenige Sekunden. Er schaut mich einfach so an und ich habe das Gefühl, dass die Zeit viel zu langsam vergeht.

,,Es muss", ist alles, was er sagt.
Ich nicke langsam und streiche mir eine Strähne hinter meinem Ohr.

,,Wegen Samstagabend—", ich komme nicht weiter.

,,Hey, schon gut— das musste irgendwann kommen", jetzt lächelt mich mein gegenüber an und mein Herz zieht sich zusammen.

Yoongi wirkt wie ausgewechselt.

,,O..okay?", gebe ich von mir.

,,Ich muss", der Junge vor mir, schließt seinen Spind und nickt mir noch einmal zu, ehe er an mir vorbeigeht und mich stehenläßt.







,,Ich will dir nicht zu nahe treten, aber warum?", Hoseok sieht mich verständnislos an, während wir zusammen in der Caféteria sitzen und uns einen kleinen Kuchen teilen.


Mein Magen zieht sich zusammen.

,,Ich fühlte mich nicht bereit", gestehe ich, ,,Nicht bereit, weiter zu machen." Und das stimmt. Ich habe mich nicht bereit gefühlt, eine richtige Beziehung mit Yoongi einzugehen. Zudem wäre es mehr als nur falsch gewesen.




,,Verdammt, Y/n!", höre ich Yeji sagen, als letztendlich auf uns zu kommt und sich neben Hoseok, ihrem Bruder setzt.

,,Du hast mich das ganze Wochenende geghosted, was sollte das?", sie sieht mich vorwurfsvoll an.
Ich unterdrücke es zu seufzen und presse kurz meine Lippen zusammen.

,,Yeji, bitte", Hoseok schüttelt langsam seinen Kopf. Yeji ignoriert ihn bloß und blickt mit zusammengezogenen Augenbrauen zu mir.

,,Ich habe alle ignoriert, okay? Ich brauchte Abstand", erkläre ich ruhig.
Mit dem Satz, verschwindet die Falte zwischen Yejis Augenbrauen.

,,Und Taehyung?", hakt sie nach und ich seufze schwer.

,,Es tut mir leid", setze ich an.
Ich blicke zu Hoseok und Yeji.



,,Es..tut mir leid", die Wiederholung kommt nun viel langsamer über meine Lippen. Ich fluche innerlich, als ich realisiere, dass meine Unterlippe leicht zittert und meine Augen brennen. Ich räuspere mich und blicke von den beiden weg, aber es bringt nichts.



,,Y/n— ich wollte nicht", die Stimme meines Gegenübers von mir klingt zögernd.

,,Ich glaube, ich gehe", sage ich schnell und lege die Gabel, mit der ich den Kuchen gegessen habe, zur Seite. Ich packe meine Sachen zusammen.

,,Hoseok, sag Herrn Jang, dass es mir nicht gut geht", erkläre ich knapp und schultere dabei meine Tasche. Yeji verfolgt unbeholfen jede meiner Bewegungen.

,,Y/n, geh nicht", wendet Hoseok ein, aber ich schüttele nur meinen Kopf.

,,Ich fühle mich echt nicht gut", antworte ich und atme tief ein.
Das Brennen in meinen Augen hat zum Glück nachgelassen, aber mein trockener Hals ist immer noch präsent.

,,Ich wollte dich nicht angreifen, Y/n", Yeji steht auf und stellt sich mit besorgten Gesichtszügen vor mich hin. Ich lächle jedoch nur leicht, wenn auch gezwungen und schüttele nur meinen Kopf.

,,Ich weiß— ich brauche nur etwas Zeit für mich..allein", erkläre ich und umarme sie. Sie erwidert meine Umarmung sofort und drückt mich sanft an sich.

,,Ich sag Herrn Jang Bescheid", sagt Hoseok, als ich mich von Yeji löse.

Ich lächle Hoseok dankbar zu.

,,Bis dann", verabschiede ich mich von dem Geschwisterpaar und verschwinde.









Gedankenverloren schaue ich aus der Fensterscheibe meines Autos und lausche zu der Musik aus dem Radio. Meine Gedanken stumpfen immer mehr ab— die Leere, die sich aber breit in mir macht, zerfrisst mich.


Früher hat es mich nicht gekümmert, wenn ich Yoongi verletzt habe.


Aber jetzt—

,,Ich fühle mich miserabel", sage ich leise zu mir selbst.

Einfach weil mir bewusst ist, dass ich etwas für ihn übrig habe, aber zu feige bin, es zu versuchen.



,,Das wäre nicht richtig", antworte ich auf meine Gedankenkette.

Nein, wäre es nicht.

HATE MATE | m.yg x Reader ✔︎ [texting]Where stories live. Discover now