🌸2

198 31 12
                                    

Jeongguk P.o.V.

"Du starrst", reißt mich Jimin aus meinen Gedanken. Ich drehe mich blitzschnell nach vorne und tue so, als hätte ich die ganze Zeit die Formeln mitgeschrieben, die unsere Physiklehrerin an die Tafel gekritzelt hat. "Ich weiß nicht, was du meinst", sage ich bemüht nebensächlich und tippe mir gespielt nachdenklich mit dem Ende meines Kugelschreibers ans Kinn.

"Bro, jeder Blinde sieht das", kichert er und wirft einen auffälligen Blick Richtung Taehyung. "Ey, lass das, du blamierst uns noch!", zische ich und ziehe an dem Arm meines besten Freundes. "Wenn das mit dem Starren nicht stimmt, sollte es dir doch nichts ausmachen, oder?", grinst er. "Glaub mir, er hat es sowieso schon gemerkt", lacht er dann laut. "Pscht!", mache ich, trete ihm unter dem Tisch gegen sein Schienbein und zwinge ihn auf sein Blatt zu gucken.

Ich selber spüre, wie meine Wangen heiß werden und ich bestimmt rot bin, während ich ebenfalls zwanghaft auf mein karriertes Blatt und die darauf gekritzelten Formeln starre. Aber so sehr ich auch versuche mich zu konzentriere, insgeheim will ich noch einmal nach hinten schauen, um zu sehen, ob er das eben mitbekommen hat.

Ich weiß nicht wann mir seine Meinung so wichtig geworden ist, oder seit wann er überhaupt in meiner Klasse ist. Er ist mir nie wirklich aufgefallen, war immer eine Person im Hintergrund, aber vor einer Woche in Sport ist mir aufgefallen, wie ausdrucksvoll und anmutig er aussieht, wenn er läuft oder Bälle fängt. Ich war hin und weg und seitdem bin ich mir ziemlich sicher ihn näher kennenlernen zu wollen.

Aber das Problem ist, wie stellt man sowas an? Ich kann ja schlecht einfach zu ihm gehen und ihm sagen, dass ich mit ihm befreundet sein will. Immerhin sind wir nicht mehr in der ersten Klasse...

Ich bin schon selber auf die Idee gekommen, mich ab und zu unauffällig in seine Nähe zu begeben, aber er scheint Menschenmengen zu meiden und seine Zeit hauptsächlich mit Yoongi, unserem stellvertretenden Klassensprecher zu verbringen. Das macht es quasi unmöglich für mich unauffällig Kontakt zu ihm aufzubauen. Und sogar wenn ich die Gelegenheit kriege alleine mit ihm zu sein, scheine ich ihm nicht wirklich aufzufallen.

Das deprimiert und stresst mich zugleich, denn ich brauchte noch nie Geduld für zwischenmenschliche Beziehungen aufzubringen. In den meisten Fällen kamen sie von sich aus auf mich zu, aber jetzt bin ich gewissermaßen schon dazu gezwungen meine Zeit damit zu verbringen, ihn zu beobachten. Und das ist ziemlich neu für mich.

"Jimin, du kannst mir doch bestimmt die Antwort geben", erklingt plötzlich die Stimme der Lehrerin und ich zucke innerlich zusammen, obwohl ich nicht mal gemeint bin. Mein Puls geht schneller, denn wenn sie merkt dass Jimin keine Ahnung hat, wird sie jemand anderen dran nehmen und ich habe genauso wenig aufgepasst wie er.

Aber eigentlich habe ich keinen Grund Angst zu haben. Die Lehrer nehmen mich nämlich nie einfach so dran, nur wenn ich mich melde. Manchmal wundere ich mich darüber, denn es passiert häufiger, dass ich im Unterricht nicht aufpasse oder sogar schlafe, aber egal wie sehr ich störe, sie nehmen mich nie dran. Im Gegensatz zu meinem besten Freund. Er scheint ihnen ein Dorn im Auge zu sein, denn ihn rufen sie sehr wohl häufig auf. Sogar wenn es meine Schuld ist.

Er stammelt zunächst, starrt dann in sein Buch und wartet, bis die Lehrerin sich seufzend der restlichen Klasse zuwendet. Im Augenwinkel bemerke ich einen bösen Blick auf mir, aber sobald ich meinen besten Freund fragend anschaue, lächelt er nur und winkt ab.

Das passiert in letzter Zeit immer häufiger und ich werde das erdrückende Gefühl nicht los, dass er mir etwas verheimlicht.
Nicht weil wir uns sonst immer alles erzählen, sondern weil ich das Gefühl habe, dass die Person, die mir am meisten bedeutet, der ich mein Leben blind anvertrauen würde, sauer auf mich ist.

Aber auch das stimmt nicht ganz, denn als ich mich letztens dazu durchgerungen habe ihn darauf anzusprechen, hat er so getan, als würde ich mir das nur einbilden. Ich habe ihm geglaubt. Wollte ihm glauben, wollte das Problem ignorieren. Von mir schieben. Aber es passiert immer häufiger, dass er, wenn ich grade nicht hinschaue, aussieht, als würde er am liebsten einfach abhauen.

Und das ist seltsam. Es piekst in meiner Brustregion jedes Mal wenn das passiert. Und ich kann dieses Gefühl nicht zuordnen.

Generell scheint mein Leben in letzter Zeit viel unorganisierter zu laufen, als sonst. Seufzend schreibe ich weiter Formeln ab, ohne wirklich ihren Sinn zu verstehen. Es ist nur ein Aneinanderreihen von Zahlen und Buchstaben, bis meine Gedanken automatisch wieder zu ihm gleiten und ich geistesabwesend meinen Kopf nach hinten drehe, in seine Richtung.

Erst als mein Blick den seinigen findet, wird mir bewusst, dass ich auffällig bin, dass ich keinen Grund habe nach hinten zu schauen. Dass ich schnellstmöglich einen guten Grund brauche, oder wenigstens so tun muss, als wollte ich mich nur strecken. Aber dann fällt mir der Ausdruck in seinen Augen auf.

Aus dieser Distanz konnte ich es nicht sofort erkennen, aber jetzt merke ich, dass da etwas undefinierbares in seinem Blick liegt. Aber es wirkt definitiv nicht positiv und das verwirrt mich kurz.

"Taehyung? Würdest du bitte in meinem Unterricht aufpassen?", ertönt wieder diese nervige Lehrerstimme und statt sich bei ihr zu entschuldigen, funkelt er mich immer noch an und kneift fast unmerklich die Augen zusammen.

Ertappt drehe ich mich wieder nach vorne. Was war das denn?

~~
Ähm.. ich habe das Gefühl ich schreibe wie eine Erstklässlerin lol xD

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃.Where stories live. Discover now