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Jeongguk P.o.v

"Ach ja", sage ich und lache nervös. Er sieht aber auch wirklich unglaublich gut aus. Ich weiß nicht ob er das selber so wahrnimmt, aber er würde sich ja sonst nicht so kleiden, oder? Und das selbstbewusste Kichern? Er weiß definitiv wie vorteilhaft dieses Shirt seinen Körperbau betont; die zulaufenden "Taille", die ein Junge normalerweise nicht besitzt, die etwas breiteren Schultern und der runde Übergang auf seine grade leicht bemuskelt wirkenden Arme. Er scheint Sport zu treiben, aber nicht zu viel, nur grade so viel, dass sein Körper in Form bleibt.
Und das tut er.

Ich kann mich kaum daran hindern seine etwas ausgeprägten Schulterblätter und Rückenmuskulatur zu betrachten, als er vor mir läuft und mein Zimmer ansteuert, zu dem ich ihn navigiere. Nur allzu gern wüsste ich was in mich gefahren ist, denn etwas derartiges ist mir bislang noch nie passiert und ich merke selber nicht, wie ich ihn optisch anhimmele, bis er stehen bleibt, sich zu mir umdreht und mich aus meinen Gedanken zieht.

"Äh..", mache ich überfordert, bis ich meine Zimmertür sehe und sie verlegen aufstoße, um einzutreten. Es ist relativ aufgeräumt, denn auch wenn ich nicht viel Zeit dazu hatte, so war auch nicht viel nötig, da ich meistens von Natur aus ein ziemlich ordentlicher Mensch bin. Aber zum Beispiel im Gegensatz zu Jimin's Zimmer könnte man meines als Saustall betiteln.
Er übertreibt es manchmal und es gibt Tage an denen ich schon fast denke, dass er sich nie in seinem Zimmer aufhält und deswegen alles so übertrieben geordnet aussieht. Aber der Gedanke verfällt meistens ziemlich schnell, immerhin wäre das doch total absurd.

"Hast du dir schon unser Thema angeschaut?", fragt mich Taehyung nun und setzt sich auf mein Bett, neben meinen aufgeklappten Laptop, der zwar aktiviert aber noch nicht wirklich betätigt worden ist. "Äh.. mehr oder weniger", antworte ich. "Ich hab es zeitlich nicht geschafft, aber ich weiß, dass es ein deutsches Gedicht ist."
Taehyung schaut mich mit einem sarkastischen Blick an und kichert, dabei merke ich, wie sich seine bislang, mir nicht einmal aufgefallene, sehr steife Körperhaltung etwas lockert.

"Ach wirklich? Ich dachte beim Thema Lyrik analysiert man Erotik-Romane." Der Satz strotzt so sehr vor Ironie, dass ich merke wie meine Wangen warm werden und ich wieder dieses seltsame Gefühl verspüre; Die Zeit zurückdrehen zu wollen und meine Wortwahl zu ändern.
"Aber du hättest ja nicht wissen können, dass es aus der deutschen Literatur kommt, oder?", fügte ich schüchtern hinzu, um mein Erscheinungsbild nicht vollkommen inkompetent wirken zu lassen.

Nun kichert er schon zum zweiten Mal und klopft neben sich auf mein Bett. "Ist doch gut, nimm das nicht so ernst, und setz dich endlich, du machst mich nervös", aber obwohl er das so sagt, kommt er inzwischen kein bisschen nervös rüber, im Gegensatz zu mir. Eher ist das Gegenteil der Fall, denn er scheint mit jedem unsicheren Schritt meinerseits ein Stück Selbstvertrauen für sich gewinnen zu können. Dennoch leiste ich seiner Bitte folge und setze mich zu ihm auf mein Bett und starre abwartend auf seine Finger die über der Tastatur schweben, bis ich merke, dass er ebenfalls auf etwas wartet. Mein Blick gleitet zu seinem Gesicht und ich ziehe fragend meine Augenbrauen zusammen, warum er denn nicht anfängt zu recherchieren.

"Sagst du mir auch den Namen des Gedichts, oder soll ich mich der Telepathie belehren, um das zu erfahren?"
"Oh, ja!", ich stolpere automatisch zu meinem Schreibtisch und krame etwas tollpatschig nach dem Zettel auf dem unser Arbeitsauftrag und somit auch der Name des Gedichtes abgedruckt ist und stehe kurz darauf mitten in meinem Raum etwas unbeholfen mit dem Zettel in der Hand, wobei mein Gehirn vor Scham nicht die paar Worte auf den Stück Papier zusammensetzen kann.

"Und?", fordert mich Taehyung auf zu reden. Statt eine Antwort zu geben, setze ich mich wieder und lege das Blatt neben den Laptop, sodass er den Titel selber ablesen und in die Suchmaschine eingeben kann. "Also gut, an die Arbeit", nuschelt er, obschon ich das Gefühl habe, dass diese Aussage nicht auf unsere Aufgabe bezogen ist...

_____

"Dieser Typ hatte sie doch nicht mehr alle~!", seufzt Taehyung und lässt sich rückwärts auf mein Bett fallen. Wir pflücken seit etwa einer Stunde jeden Vers des uns zugeteilten Gedichtes auseinander, aber was ich vorher nicht wusste; Taehyung scheint sehr unbeeindruckt von Poetik zu sein. Er gibt sich auch keine Mühe die einfachsten Metaphern zu verstehen, was mich die ganze Zeit zum Lachen bringt, wenn man bedenkt, dass er wirklich denkt Goethe bezeichne sein Herz als ein Pferd, und ich will mir gar nicht vorstellen, was er bei den Ungeheuern mit den tausend Augen dachte.

"Es soll nur heißen, dass er sich beobachtet fühlt", sage ich und schreibe das auf unsere Präsentation.
Als Antwort erhalte ich aber nur ein "UGH" und nehme mir kichernd den nächsten Vers vor.
"Wenn er sich gestalkt fühlt, soll er das gefälligst auch so sagen, meine Güte", ertönt gedämpft, denn inzwischen drückt er verzweifelt eines meiner Kissen auf sein Gesicht.

"Aber das würde dem Gedicht die ganze Magie rauben", setze ich dem entgegen, denn auch wenn ich noch nie in meinem Leben verliebt war - ich denke das kommt erst wenn man mit der Schule fertig ist - so bin ich dennoch ein begeisterter Romantiker. Vielleicht bin ich auch einfach zu pathetisch...

Ich arbeite einen Moment still weiter, bis ich merke, dass Taehyung nicht den Anschein macht sich wieder aufzurichten. Ungewollt stiehlt sich mein Blick in seine Richtung und wandert langsam und möglichst unauffällig seine trotz weit geschnittener Jeans sichtbar schlanken Beine hoch die zu der unerwartet dünnen Hüfte und dann zu seinem im weißen Oberteil abgezeichneten Oberkörper. Ich schlucke, denn irgendwie ist es total surreal, wie er da in meinem Bett liegt und sich bereits vollkommen entspannt hat, während ich bei jedem seiner Geräusche ein Stückchen unsicher werde.

Aber plötzlich zuckt er zusammen, wirft mein Kissen auf Seite und setzt sich ruckartig auf. "Und wo bist du dran?", fragt er mich überraschenderweise, sodass ich ertappt aus dem Fenster schaue, um wenigstens so zu tun, als hätte ich nicht gestarrt. "Äh.. bei dem.. bei dem Satz mit dem Feuer in den Adern."

"Ah, okey, schieb mal den Laptop rüber, du kannst ja nicht alles alleine machen", sagt er vorbildlich und ignoriert mein wiederholt peinliches Verhalten. Ich verstehe nicht, wie ich in letzter Zeit immer wieder in solche unangenehme Situationen geraten kann.

"Naja, normalerweise macht Jimin immer die meiste Arbeit", sage ich und kichere. "Same, bei mir ist es Yoongi", brummt er amüsiert, denn anscheinend wird deren Gruppenarbeit reibungslos verlaufen, während wir beide vergleichsweise arbeitsfaul sind und wahrscheinlich kein gutes Ergebnis abliefern werden können.
Und dennoch gefällt mir etwas an seiner Aussage nicht. Ich weiß nicht was, genau, aber jedes Mal wenn er ein Erlebnis in Verbindung zu seinem besten Freund anspricht legt sich ein Gewicht auf meine Bauchregion.

Als würde ich mich nach diesem Platz in seinem Leben sehnen; den besten Freund zu spielen, aber wüsste andererseits, dass ich nicht die Anzahl an gemeinsamen Erfahrungen aufholen könnte, die er bereits mit Yoongi hat. Es ist wirklich seltsam, denn wenn ich an Jimin denke, will ich ihn nicht durch Taehyung ersetzen. Und dennoch bin ich unzufrieden mit der Situation.

"Alles in Ordnung? Oder hat dich Goethe so sehr aus den Socken gehauen?", fragt mein Arbeitspartner plötzlich.
"Hm?", mache ich nur verwirrt, denn mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich die ganze Zeit seine Hände angestarrt habe, während er wohl gesprochen haben muss.
"Oh, sorry, was hast du gesagt?", ich kratze mich am Hinterkopf.

Rekord Jeongguk! Zwei mal hintereinander blamiert...


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Joa, so 4 Monate später melde ich mich mal wieder.. Talent würde ich sagen. Es tut mir echt leid, aber momentan investiere ich meine armselige freie Zeit hauptsächlich in Malerei, deswegen bin ich hier sehr inaktiv...;-;
Ach und stant VICTON lol xD

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃.Where stories live. Discover now