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Taehyung P.o.v

Nächstes Mal erwarten sie noch einen Abschiedskuss von mir, pff, denke ich während das aufgesetzte Lächeln einem Augenrollen Platz macht und ich mich langsam aber sicher von dem Kerl entferne, der wohl meine Zwangsheirat wird, wenn ich mir hier nicht bald etwas einfallen lasse.

Mir wäre das Treffen morgen eigentlich auch lieber gewesen, aber da hat jemand seine Wünsche ausdrücklich klar gemacht. Wortwörtlich, denn der Lehrer hat mich nicht umsonst länger drinnen behalten...

Seufzend nehme ich meinen Heimweg in Angriff, denn lange hab ich nicht, bis ich den Schnösel wiedersehen muss und genauso motiviert wie den ganzen Tag schon, komme ich zu Hause an.

"Bin wieder da", rufe ich einmal quer durch's Haus und verziehe mich direkt auf mein Zimmer, da ich gleich sowieso wieder aufbrechen muss. Der Weg von mir bis zu Jeongguk dauert nämlich mindestens eine Viertelstunde -jeder weiß wo er wohnt- und wir nähern uns der von mir vereinbarten Uhrzeit.

Abermals seufzend öffne ich meinen Schrank und ziehe etwas bequemere Kleidung hervor, als ich für die Schule trage, drehe mich um und will mir schon grade die rausgekramten Klamotten überstreifen, als ich einen dumpfen Knall höre. Was war das?, schießt es mir durch den Kopf, da das Geräusch relativ leise war und entdecke ein seltsames Kleidungsstück auf meinem Teppich, als ich mich umdrehe.

... seltsam. Ich kann mich weder erinnern ein Oberteil in diesem leuchtenden Weiß zu besitzen, noch die Schranktür offen gelassen zu haben...
Ich hebe das Oberteil auf und werfe es achtlos wieder an den Platz, an den es hingehört, immerhin hab ich grade keine Zeit für solche Nebensächlichkeiten. Diesmal schließe ich den Schrank sorgfältig und drehe mich erneut mit dem Rücken zu ihm, um meine Hose zu wechseln.

Erneut ertönt das bereits vertraute dumpfe Geräusch und diesmal versteift und fast schon verängstigt drehe ich mich zu dem auf dem Boden liegenden, strahlend weißen Oberteil.

D-das.. kann jetzt aber nicht deren Ernst sein..? Die können mir doch nicht vorschreiben was ich tragen soll? Nein, bestimmt interpretiere ich hier nur etwas rein. Diesmal gewaltsam räume ich es weg und lehne mich beim Umziehen an die problematische Schranktür. Aber wie durch eine Zauberhand werde ich nach vorne geschleudert, der Schrank fliegt auf und das verdammte Oberteil landet wortwörtlich vor meiner Nase.

Na gut, denke ich mir seufzend, denn die Situation macht mir grade dezent Panik. Ich greife nach dem Teil und ziehe es an und schon währenddessen fällt mir auf, dass es seltsam sitzt. Als ich dann in den Spiegel schaue... will ich mich am liebsten in meinem Bett vergraben.

Es ist total eng anliegend, sodass sich jede Bewegung meines Oberkörpers durch den gespannten Stoff abzeichnet und ein Schlitz sitzt an der Stelle, an der ich bei Mädchen den Ausschnitt vermute.
Also naja, wegen meinen ziemlich zierlichen Körperbau sieht es vielleicht nicht so grauenhaft aus. Für die Schwulenbar.

Aber für mich? Nein, danke, ich habe nicht vor mich indirekt für jeden zu outen... außerdem passt das Oberteil nicht zu der Hose, die ich ausgewählt hatte... und wie auf's Stichwort fliegt mir eine Hose entgegen, die ich genauso noch nie gesehen habe. Diesmal eine nicht so eng anliegende - wenigstens das - Jeans, gefolgt von einem langen Gürtel, der absolut nicht mein Stil ist...

Uff. Das wird ein langer Tag...

Fertig angezogen und total unwohl in meiner Haut, renne ich die Treppen runter, komme an meinem Vater vorbei, um mir meine Jacke zu schnappen und rufe ihm ein 'Bis später' zu. Von ihm kommt nur ein verwirrter Blick, der mich von oben bis unten mustert und ein Stirnrunzeln, aber er sagt nichts.

Die Jacke bis oben zugeknöpft verlasse ich das Haus und mache mich auf den Weg zu Jeongguk. Dieser Junge macht mir mehr als alles kaputt. Trotz der Jacke fühle ich mich von allen beobachtet und das wird auch nicht besser, als ich vor dem Haus der Jeons zum Stehen komme.

Mit einem letzten, tiefen Atemzug betätige ich die Klingel.
Ein Poltern ertönt und kurz darauf wird die Tür von einem etwas außer Atem scheinenden Jeongguk mit verwuschelten Haaren geöffnet. Ich muss instinktiv kichern, obwohl mir dann einfällt, dass ich das möglicherweise nicht einmal darf, und unterbinde es.

"Hallo, Jeon", sage ich und lege meinen Kopf etwas schief. Meine Körperhaltung ist angestrengt entspannt, denn die Kleidung unter meiner Jacke lässt mich immer noch unwohl fühlen.

Er schaut sofort zur Seite, fängt an etwas vor sich hin zu nuscheln, das wie "Hi..." "hab mich beeilt..." und "..unordentlich" klingt, bleibt aber genauso im Türrahmen stehen. Ich muss mir ein Seufzen verkneifen. Er ist entweder ziemlich verplant oder -was schlimmer wäre- ziemlich verliebt.

Ich setze ein Lächeln auf: "Haha, sorry Kleiner, dass ich dich so überrumpelt habe", und wuschel ihm einmal durch die ohnehin schon abstehenden Haare.
Innerlich klopfe ich mir für diesen Schachzug auf die Schulter, denn seine Reaktion ist ein noch verlegeneres Wegschauen und rot anlaufende Ohren. Nett wäre jetzt auch, wenn er mich aus der Kälte rausbitten würde, aber ich schätze mal, ich bin nicht in der Position Forderungen zu stellen.

Dennoch räuspere ich mich einmal und sage: "Das Referat, hm?"
Sein Blick zuckt zu mir hoch und er schüttelt seinen Kopf, als wäre es ihm erst jetzt in den Sinn gekommen.
"Oh Gott, komm doch bitte rein", sagt er und ein schüchternes Lächeln macht sich bemerkbar. Überrascht von dieser Zurückhaltung seinerseits im Privatleben, trete ich ein und streife mir die Schuhe von den Füßen.

"Die Jacke kannst du ruhig da drüben aufhängen", sagt er kaum hörbar und in meinem Bauch zieht sich alles zusammen. Jetzt ist es wohl soweit... Tatsächlich spüre ich, wie mein Herz in meiner Unsicherheit einen Schlag aussetzt und der einzige Gedanke, den ich habe ist: Selbstbewusstsein, Taehyung!

Schade nur, dass ich noch nie gut darin war und die Ärmel nur schleifend langsam ausgezogen bekomme.

Aber anscheinend wussten diese übergeordneten Freaks, was sie mir da geben und worauf der Kleine hier abfährt, denn hinter mir höre ich ein deutliches Ausatmen und beim Umdrehen erkenne ich einen leicht überforderten Ausdruck in seinem Gesicht.

"Du siehst gut aus", flüstert er und weiß anscheinend nicht, dass er das nicht einfach so sagen kann. Unschuldig, so so?
Ich lege wieder meinen Kopf schief und kichere. Gott, kotzt mich das an. "Koreanischhausaufgaben, weißt du noch?", erinnere ich ihn.

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Ein Update auf Wunsch einer lieben Leserin haha

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃.Where stories live. Discover now