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Jeongguk P o.V.

Ich beobachte, wie Taehyung sich langsam erhebt, in meine Richtung schaut und die Umgebung abcheckt. Er schenkt Yoongi einen schmollenden Blick, wiederspricht dem Lehrer aber nicht oder macht einen Aufstand, so wie ich es eigentlich erwartet hätte, sondern kommt schief lächelnd auf mich zu.

Damit habe ich jetzt weniger gerechnet und spüre, wie mein Herz aussetzt. Mag er mich inzwischen vielleicht? Anfangs hatte ich noch manchmal das Gefühl, dass ihm meine Anwesenheit unangenehm wäre, aber vielleicht braucht er einfach Zeit, bis er sich an jemanden gewöhnt. Vielleicht ist das einfach so seine Art. Introvertiert, genau.

So wird es schon sein, rede ich mir ein und lächel breit zurück. Er lässt sich mit einem kaum hörbaren Seufzen neben mir auf den Platz fallen. "Hast du ein Buch?", sind seine ersten Worte und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Klar hab ich ein Buch, hat doch jeder, oder? Wir müssen doch immer unsere Bücher dabei haben...

Ich nicke und er schaut mich erwartungsvoll an, aber ich verstehe nicht, worauf er hinaus will. "Leg es in die Mitte", flüstert er schließlich und ich lasse perplex mein Buch, wie von ihm verlangt, in die Mitte gleiten. Er schaut sofort rein und verfolgt das, was unser Lehrer grade darin versucht zu erklären, aber ich starre ihn immer noch an.

Diesmal aus einem anderen Grund als sonst, denn ich bin verwirrt. Er hat doch tatsächlich kein Buch dabei.. Hat er das dem Lehrer erzählt? Nicht, dass er noch dafür bestraft wird? Aber er scheint sich nicht drum zu scheren, also gebe ich ebenfalls vor nichts gesehen zu haben und beuge mich leicht vor, um auch etwas erkennen zu können.

"Wer kann kurz den nächsten Absatz vorlesen?", ertönt plötzlich die Stimme unseres Lehrers und meine Hand schnellt in die Höhe. Neben mir vernehme ich ein Lachen und ein ironisches "Streber", was mich aus dem Konzept bringt, sodass ich, als ich drangenommen werde, erst mal verwirrt bin, keine sonderlich hilfreiche Reaktion zeigen kann und erneut ein Kichern vernehme.

"Äh..", mache ich verzweifelt. Worum ging es noch mal?
Und da noch eins, ein Kichern. Ich schaue erneut von meinem Buch auf, sah in meiner Klasse zwei Mädchen ihre Münder mit ihren Händen verstecken und ein deutlich amüsiertes Grinsen auf manch anderen Gesichtern. Inklusive Taehyung.

Meine Wangen fühlen sich so unfassbar warm an und es kommt mir vor, als würde meine Sicht unklarer werden. Was ist das nur für ein grässliches Gefühl? Ich will... ich will von hier verschwinden!

Herr Park räuspert sich plötzlich. "Taehyung, wie wäre es mit dir?" Seine Stimme klingt seltsam, ich kann den Ton nicht deuten, aber er hat definitiv eine Auswirkung; Taehyungs unverschämtes Grinsen fällt ihm von den Lippen und er widmet sich gehorsam dem Buch.

In der restlichen Stunde wage ich es nicht einmal daran zu denken mich zu melden und das scheint meinen Sitznachbarn seltsamerweise nervös zu machen.

Erst als die Klingel das Ende der sich auf einmal doch so ziehenden Stunde verkündet und wir alle unsere Sachen packen, verstehe ich warum. Der Lehrer winkt Tae zu sich und scheint kein freundliches Gespräch mit ihm führen zu wollen, aber da das nicht meine Angelegenheit ist und ich zudem wirklich hungrig bin, beschließe ich meinen gewohnten Weg zur Kantine einzuschlagen.

~~~

Überrascht bin ich dann, als am Ende des Schultages der wunderschöne Junge mit den dunklen Haaren doch tatsächlich am Schultor steht und wartet, während die anderen Schüler an ihm vorbeiströmen. Ich sehe mich verwirrt um, da ich auch Yoongi unter ihnen erblicke. Worauf wartet er denn sonst?

Sein Blick erhellt sich plötzlich, als er mich sieht und wie gewohnt macht mein Herz einen Aussetzer. Er wartet auf mich!, schießt es mir augenblicklich durch den Kopf, begleitet von einem weiteren neuen Gefühl; eine kleine widersprüchliche Stimme, die Oberhand über meine Gedanken nimmt: nein tut er nicht.
Was ist denn heute los mit mir?

"Jeongguk, gut..", seufzt er dann als ich bei ihm ankomme.
Also doch, er hat auf mich gewartet, wozu also der innere Konflikt?
"Wir müssen uns unbedingt für das Referat treffen, die Frist geht ja nur bis Freitag und wir müssen es gemeinsam fertigstellen", rattert er runter, als hätte er sich diesen Satz unzählige Male aufgesagt. Ich nicke zögernd.

Dann starren wir uns einfach einige Sekunden an, ehe mir bewusst wird, dass er einen Vorschlag für einen Tag abwartete. "Oh, achso..", nuschele ich Richtung Boden und spüre diese unangenehme Wärme wieder meine Wangen umhüllen.
"Ähm.. wie wäre es mit morgen?", frage ich, aber das scheint ihn nicht zufriedenzustellen, denn er tritt vom einen Bein auf's andere und schaut nervös in den Himmel, dann zurück zum Schulgebäude.

"Wie wäre es mit heute?", fragt er leise und schaut mir kaum in die Augen.
Mein. Herz.
Heute? So kurzfristig? Naja, meine Eltern werden bestimmt nichts einwenden und um ehrlich zu sein macht es mir nichts aus einen Tag weniger zu warten. Obwohl... ich meine Adrenalin durch meine Adern fließen zu spüren. Is das da etwa Panik?

"Ä-ähm, kla-klar... ", stotter ich und zum Glück unterbricht er diesen peinlichen Beitrag.
"Perfekt, ich bin um drei bei dir, okay?"
Ich habe kaum Zeit einzuwilligen, da will er auch schon die Fliege machen, verheddert sich aber zufälligerweise mit seinem Schnürsenkel, so dass er fast stolpert und winkt mir dann tollpatschig mit einem warmen Lächeln zu, ehe er sich nun wirklich aus dem Staub macht.

Und ich? Ich bleibe einfach dort stehen, wie bestellt und nicht abgeholt und merke nicht einmal, wie sich der Schulhof langsam vollständig leert.

Bis plötzlich die Alarmglocken in meinem Kopf losgehen.
Sagte er, er wird um drei bei mir sein??

~~
Jetzt wo Wolf zuende ist, denke ich auch mal dran hier zu updaten.
Hach bin ich eine schlechte Mutter xD

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt