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Taehyung P.o.V.

Mein Herz rast und sobald ich mich endlich wieder auf meinem Stuhl setze, versuche ich möglichst wenig Platz einzunehmen, mich klein zu machen und starre runter auf meinen Tisch. Shit.

Ich spüre, wie mich jemand von der Seite antippt und zucke automatisch etwas zusammen, obwohl ich eigentlich weiß, dass es nur Yoongi sein kann. Aber hier kann man trotzdem nie wissen. Ich meine, ich habe eben auf dem Schulpark einfach einen Stromschlag bekommen, nur weil ich dem feinen Herrn nicht geantwortet habe und so hat sich meine sture Art innerhalb von Millisekunden in Luft aufgelöst und einer unterschwelligen Angst Platz gemacht.

Als mich dann auch noch etwas nach hinten geworfen hat, sodass ich an ihm vorbeigehen, in seine Nähe musste, ist mir bewusst geworden, dass wenn ich nicht von mir aus auf ihn zugehe, sie mich wortwörtlich zwingen werden.

Morgen ziehe ich mir bescheidenere Klamotten an, die zu beschädigen es mich nicht scherrt, aber vorerst habe ich genug davon. Für heute reicht es mir. Mein Limit für einen Tag ist überschritten.

"Taehyung?", holt mich Yoongis Stimme aus meinen Gedanken und ich schaue ihn mit großen Augen fragend an. "Hm?", mache ich, aber er scheint nur sehen zu wollen, ob ich noch in einer guten Verfassung bin, denn so stürmisch, wie ich den Raum verlassen und wieder betreten habe, ist das verständlich. Er nickt also einfach nur und winkt ab, ehe wir uns beide wieder der Tafel widmen.

Konzentrieren kann ich mich dabei aber nicht, denn jedes Mal wenn ich mich auf das Geschriebene vorne fokussiere, merke ich, wie sich jemand "unauffällig" nach hinten dreht und einen kurzen Blick in meine Richtung wirft.

Jedes Mal wenn ich es bemerke, lächele ich automatisch, als sei ich der lebensfrohste und gutherzigste Mensch auf Erden, aber insgeheim ärgert mich sein Verhalten. Als könne er sich alles erlauben. Aber ich will es mir heute nicht noch mehr verscherzen als ohnehin schon, denn man weiß nie, wann man überwacht wird, und wann man, mit dem was man tut, zu weit geht.

Das Läuten der Schulglocke erlöst mich endlich von meinem innerlichen Leid und ich packe erleichtert meine Schulsachen zusammen. Zu Hause werde ich mir erst einmal einen Plan überlegen, um meinen morgigen Schultag zu überstehen.

Ich muss einen Weg finden die "Spielleiter" zufriedenzustellen, ohne mir dabei untreu zu werden. Ich will nicht einfach aufgeben, mich erkaufen lassen. Aber beides zusammen zu bekommen scheint unkompatibel.

"Kommst du Yoongs?", frage ich meinen besten Freund und schultere schon einmal meinen Rucksack. "Jaja, geh schon mal vor. Jimin wollte noch mal mit mir reden", sagt er und schaut sehnsüchtig in die Richtung seines festem Freundes, der momentan noch mit Jeongguk redet.
Ich atme genervt aus, denn jetzt muss ich wieder alleine gehen, nicke schließlich aber nur, auch wenn er es nicht sieht oder wenigstens wahrnimmt, und verlasse mit einem gemurmelten 'Bis Morgen' den Klassenraum.

Ich dachte eben wirklich noch mein Leid sei überstanden, aber auf dem Gang scheinen mich alle Lehrer der anderen Unterrichtsfächer mahnend anzustarren. Ich fühle mich wie ein Huhn auf dem Vorführteller. Die Attraktion in einem Freizeitpark. Die größte Berühmtheit in Hollywood. Nur eben im negativen Sinne.

Anscheinend hat sich das unter den Lehrkräften schnell rumgesprochen, oder sie haben einfach alle die Aufgabe mich einzuschüchtern, um mir den Widerwillen zu rauben.

Ich versuche meine Unsicherheit hinter einem aufgesetzten und hoffentlich selbstbewussten Lächeln zu verbergen, obwohl ich sonst im Traum nicht daran denken würde, dumm lächelnd durch das Gebäude zu laufen. Aber in dem Moment erscheint es mir am unproblematischsten.

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Als ich zu Hause ankomme, werde ich am Küchentisch von meinen beiden Eltern begrüßt. Sie scheinen auf mich gewartet zu haben. Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. In dieser Welt arbeiten sie zwar, aber müssen das nur morgens und am Wochenende abends tun, sodass sie mittags fast immer da sind. Für mich.

"Wir haben eine Nachricht bekommen", sagt meine Mutter und faltet ihre Hände auf dem Tisch. Ich laufe mit hochgezogenen Augenbrauen an ihr vorbei, zum Kühlschrank. "Aha?", mache ich und schnappe mir einen Fruchtjoghurt und krame noch einem Löffel aus einem der Schränke hervor.

"Darin stand dass-" "Ich bin oben in meinem Zimmer, oke?", unterbreche ich sie, denn beim besten Willen will ich nichts mehr von diesen übergeordneten Freaks hören. Meine Eltern scheinen das auch verstehen und nachvollziehen zu können, denn keiner hält mich davon ab, mich mit meinem Joghurt auf mein Zimmer zu verkrümmeln und erst zum Abendessen wieder runterzukommen.

Eine neugierige Stimme in meinem Kopf fragt sich zwar zuerst noch, was es denn so wichtiges sein könnte, dass die Überwachungsleute meinen Eltern seperat und eigens dafür eine Nachricht schicken, aber diese Stimme ist schnell ausgestellt und ich setze mich an meine täglichen, belanglosen Beschäftigungen. Was so viel heißt wie, ich lenke mich den restlichen Tag mit meinem Handy ab und verschwende meine Zeit.

Meine Eltern sprechen das Thema am Abend auch nicht erneut an. So wichtig konnte es also nicht sein...

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃.Where stories live. Discover now