Kapitel 7

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Mein Mund steht vor Schock leicht offen und ich kann nicht anderes, als ihm nur in die Augen zu schauen. Meine Beine fühlen sich total weich an und sein intensiver Blick macht es mir nicht grad einfacher.
Was hat er da bitte grad gesagt? Das soll doch ein schlechter Witz sein. Ich würde mich niemals in meinem Entführer verlieben, niemals!

"Ich könnte dich niemals lieben. Auch wenn ich es gewollt hätte, niemals!" zische ich und schaue in dabei weiterhin in die Augen.

"Das werden wir sehen Dünya Kaya" haucht er in mein Ohr und schubst mich dann einfach ohne Vorwarnung in sein Auto.

Ich möchte direkt wieder aussteigen, aber er reagiert zu schnell und beugt sich über mich, um mich anzuschnallen. Das hätte ich auch selber machen können, immerhin bin ich kein kleines Kind. Sein Duft von Aftershave und Nikotin steigt mir in die Nase und verdammt riecht er gut. Ich halte unbemerkt die Luft an, als er mir so nah ist und noch mit seinen Fingerspitzen über meine Haut streift, als er denn Gurt um mich legt.
Seine Augen fixieren mich kurz und sie strahlen pure Kälte nur aus, mehr nicht. Dann löst er sich auch schon und steigt selber in die Fahrerseite ein. Ohne etwas noch zu sagen rast er auch schon los und konzentriert sich vollkommen auf die Straße.

Ich schaue mich um und versuche herauszufinden wo wir sind, aber nichts kommt mir bekannt vor. Ich sehe nur Wälder, die ganze Straße entlang. Dann gleitet mein Blick langsam zu Emir und ich bemustere ihn. Mir fällt auf, was für ein markantes Gesicht er hat. Er hat volle Lippen, eine schmale schöne Nase und seine Wimpern sind länger, als die meine. Er ist durchtrainiert und die Adern an seinem Arm stechen prächtig hervor, da er das Lenkrad fest umklammert hat.

Wie kann ein so attraktiver Mann einen solchen Job ausführen? Was führt ihn dazu, so ein grauenhafter Mensch zu sein?

"Du starrst" sagt er plötzlich und ich zucke leicht zusammen, weil ich zu sehr in meinen Gedanken vertieft war.

Meine Wangen färben sich langsam rot und mir wird plötzlich ganz warm. Ich fühle mich ertappt und beschämt. Was glotzt du ihn auch noch an?! Nachher bildet er sich noch was ein.

"Ich war nur in meinen Gedanken vertieft mehr nicht" erwidere ich und schaue nach vorne.

Ich sehe vom Augenwinkel wie sein Blick kurz zu mir gleitet. "Schon klar" antwortet er ironisch und schaut wieder nach vorne.

Dann wieder nur Stille. Die Fahrt kommt mir wie eine Ewigkeit vor und irgendwann halten wir dann endlich an. Emir steigt ohne weiteres aus und reißt dann meine Autotür auf. Ich bleibe dennoch stur sitzen und starre nach vorne. Nur über meine Leiche steig ich hier aus! Er schnauft wütend und legt mir denn Gurt ab, packt mich dann unsanft am Arm und zerrt mich raus. Ich stoße mir denn Arm dabei und stöhne schmerzhaft auf, was ihn aber nicht ein bisschen interessiert.

"Lass los!" zische ich und versuche mich zu entreißen, aber er verstärkt nur sein Griff.

"Halt endlich die Klappe" knurrt er und schubst mich in seine Villa rein, die mir sehr spät aufgefallen ist.

Ich stolpere und falle dabei auf den Boden. Muss er so grob sein? Mein Blick gleitet nach oben und ich staune nicht schlecht. Es sieht hier alles so edel und teuer aus, vor allem auch noch so riesig. Ich habe zwar auch nicht arm gelebt mit meinem Bruder zusammen, aber das hier ist ein ganz anderes Level.

"Steh auf" murrt der Herr hinter mir und packt mich schon am Arm, um mich hochzuziehen.

"Du tust mir weh" beschwere ich mich und sehe ihn dabei an.

"Das interessiert mich nicht, falls es dir nicht schon aufgefallen ist" er schaut mich desinteressiert an und verzieht keine Miene.

Hat er sich das antrainiert oder warum kann ich keine einzige Emotion aus seinem Gesicht ablesen?

"Was willst du von mir Emir? Und vor allem was machen wir hier? Wo sind wir?!" frage ich.

Ich sehe wie er sein Kiefer anspannt und versucht sich zu beherrschen. Was hat er denn? Ich habe ganz normale Fragen gestellt.

"Also erstens Dünya" er kommt mir ein Schritt näher dabei, so dass ich einen Schritt nach hinten gehe, bis ich an die Wand knalle und er dicht vor mir steht. Seine Hände platziert er jeweils neben meinen Kopf, so dass ich nicht fliehen kann. "Werden keine Fragen gestellt, denn ich HASSE Fragen" er schaut mir in die Augen und ich muss schlucken. "Zweitens, wir sind bei mir Zuhause und ab jetzt wirst du auch hier mit mir zusammen leben" er macht eine kurze Pause und wartet auf meine Reaktion.

Ich muss nur schneller atmen, so dass meine Brust immer wieder seine Brust berührt, dabei sehe ich für einen kurzen Bruchteil einer Sekunde, das seine Augen dunkler werden, jedoch verschwindet dies wieder schnell.

"Und drittens, solltest du versuchen abzuhauen werde ich dich dafür bestrafen müssen und das wollen wir doch beide nicht oder meine Schöne?" er streift mit seinen Fingern über meine Wange und ich drehe schnell mein Kopf zur Seite.

Ich möchte nicht, dass er mich so nennt geschweige denn mich überhaupt anfasst. Zwar reagiert mein Körper recht positiv auf seine Berührungen, aber das ist nicht beabsichtigt! Ich kann doch nicht kontrollieren, was mein Körper macht!

Jaja komm schieb alles auf dein Körper als Ausrede

Toll was kommst du jetzt von der Ecke herausgekrochen?

Ich war nie weg, ich bin ein Teil von dir Dünya

Ich seufze nur genervt und habe vollkommen Emir ausgeblendet. Erst als er mein Kinn anpackt und mein Gesicht zu sich dreht, und das mal wieder unsanft, komm ich wieder zur Realität zurück.

"Hörst du mir überhaupt zu?!" knurrt er und ich runzele die Stirn.

Hat der was gesagt?

"Eh j-a?" meine Stimme klingt unsicher und er drückt fester an mein Kiefer und ich wimmere vor Schmerz auf.

"Lüg mich nie wieder an, hast du verstanden?" Emirs Stimme klingt dunkel und gefährlich, so das ich sofort eine Gänsehaut ein.

Er jagt mir Angst ein und ich drücke mich fester gegen die Wand. Da er mich einschüchtert nicke ich sofort und frage mich nur, wo mein Mut verschwunden ist.

"Emir wem hast du da wieder mitgeschleppt?!" ertönt plötzlich eine schrille Stimme hinter Emir.

Emir löst sich langsam genervt von mir und dreht sich zu der Frau um. Ich sehe sie auch an und muss fest stellen, wie wunderschön sie ist. Sie hat langes blondes Haar, blaue Augen und eine kurvige Figur. Sie sieht verärgert aus und mustert mich von oben bis unten abwertend. Ich versuche meine Wut zu unterdrücken, da mich ihr Blick aufregt. Denkst sie etwa sie ist etwas besseres als ich? Und wer ist sie überhaupt?

"Leyla geh in dein Zimmer" befehlt Emir ihr, doch sie schüttelt stur den Kopf.

"Willst du mich nicht deiner Begleitung vorstellen?" sagt sie plötzlich zuckersüß, doch ich weiß, dass das alles nur gespielt ist.

"Ich wiederhole mich ungern, das weiß du auch" diesmal klingt er wütender, doch Melda ignoriert ihn und tritt näher an mich ran, um mir dann die Hand zu reichen

"Hey ich bin Leyla Korkmaz, Emirs Frau"

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