Kapitel 45

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Funkstille. Mein Herz erlebt ebenso in dem Moment einen Stillstand. Ich höre nur noch meinen lauten Herzschlag und das Rauschen in meinen Ohren. Niemand traut sich auch nur ein Mucks von sich zu geben. Ich traue mich nicht umzudrehen und in das Gesicht von Emir zu blicken. Ich habe es einfach zugegeben, vor allen. Es hat lang gedauert mir das einzugestehen, aber es stimmt. Ich habe mich in Emir verliebt. Ich habe mich in den Mann verliebt, der mir anfangs das Leben zur Hölle gemacht hat. Ich habe mich in Seine kalten kastanienbraunen Augen verliebt, die mich nicht ein Mal warm angeguckt haben.
Und ich weiß zu sehr, dass meine Liebe nie erwidert wird. Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich würde es nicht ertragen, wenn man Emir weh tun würde, auch wenn er das manchmal verdient. Da leide ich lieber, statt er.

"Was?" schafft es dann Kerem nach einer langen Stille zu sagen.

Seine Stimme klingt gebrochen und seine Augen spiegeln Schmerz wieder. Mein Herz sankt in dich zusammen.

"Bitte verurteil mich nicht" flehe ich und fange an zu schniefen, da schon die ersten Tränen meine Wange herunterfließen. "Ich habe es versucht.. ich habe es wirklich versucht" ich platziere meine Hand auf mein linke Brust. "Ich habe versucht ihn aus meinem Herz raus zu zerren. Ich habe versucht, die Gefühle zu unterdrücken und mir einzureden, dass es nur Einbildung sei... aber es hat nicht geklappt"

Mehrere Tränen fließen meine Wange herunter, während ich all das hier Beichte. Ich habe monatelang niemanden meine Gefühle preis gegeben und jetzt alles rauszuhauen tut mir schon irgendwie gut. Ich weiß, dass mich Elif hassen mich, aber es war nie meine Absicht mich in Emir Korkmaz zu verlieben.. Ich habe lange dagegen angekämpft, doch ich habe leider versagt.

"Es tut mir leid Elif, Hass mich bitte nicht" mein Blick landet auf ihre Augen, die mich voller Schock ansehen. "Ich wollte das nie"

Ich bin eine miserable Freundin. Wer wirft schon ein Auge auf einen Mann, auf dem die beste Freundin steht?. Aber einerseits wusste ich das vorher doch gar nicht und da hatten schon die komischen Gefühle angefangen...
Ich spüre wie meine Beine versagen, weshalb ich mich auf den Boden gleiten lasse und mir die Tränen weg wische. Es zerreißt mir das Herz, das von Emir nichts kommt.. Ich habe es zwar erwartet, aber es enttäuscht mich trotzdem. Kerem setzt sich plötzlich vor mich hin und platziert seine Hände auf meine Schultern. Mein Blick schellt hoch und ich sehe, wie liebevoll und voller Trauer er mich anguckt. Was mir aber den Atem verschlägt ist, dass in seinen Augen sich auch Tränen füllen.
Ich halte kurz die Luft an. Ich habe noch nie meinen Bruder weinen gesehen. Er war mir gegenüber immer stark. Nie hat er seine Trauer gezeigt. Nie konnte ihn etwas so sehr aus der Fassung bringen, bis heute.

"Verschwinde von hier" knurrt dann Kerem und blickt hinter mir zu Emir, der da wahrscheinlich immer noch steht und nichts von sich gibt. "Verschwinde bevor ich mich nicht mehr kontrollieren kann"

Ich höre wie Emir tief Luft holt und mit sich selbst ringt, um etwas zu sagen. Aber es kommt nichts. Ich schließe enttäuscht die Augen und höre nur noch Schritte, die sich von uns entfernen und dann das laute Knallen der Haustür. Und da läuft das Fass über. Ich fange laut an zu schluchzen und mein Brustkorb heb und senkt sich hysterisch. Wie aus dem nichts, spüre ich sofort die Arme von Kerem die sich um mich schlingen und mich fest in seine Arme drücken. Eigentlich sollte ich auch auf ihn sauer sein, da er mir so viele Vorwürfe gemacht hat, aber ich brauche meinen Anker jetzt grade so sehr, wie nie zu vor. Deshalb schlinge ich auch meine Arme um ihn und kralle mich fest in sein Shirt fest, während meine Tränen sein Shirt durchnässen.

"Es tut mir so leid" haucht er in mein Ohr und streicht mir über die Haare. "Ich werde es wieder gut machen versprochen" seine Stimme bricht am Ende und ich spüre die nassen Tränen, die von Kerem kommen, an meiner Halsbeuge.

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