Kapitel 16

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Taehyungs p.o.v.

"Sie haben von deinen bisherigen Erfolgen in der Weltrangliste berichtet und dass du als eines der größten Schwimmtalent die Südkorea je hatte von Experten angesehen wirst. Er war eigentlich echt sehr positiv", erklärte ich und sah sie mit meinem Blick an, der sie immer dazu brachte sich zu öffnen. Als kleines Kind hatte ich ihn damals als Waffe gegen ihre Geheimnistuerei verwendet und auch heute musste es einfach funktionieren.

Mein ungutes Gefühl hatte sich nicht verflüchtigt, wie ich es insgeheim gehofft hatte, denn dann wüsste ich, dass alles in Ordnung war. Stattdessen hatte es sich durch ihre eigenartige Reaktion nur verfestigt und einen starke Ausschlag der Alarmglocke in meinem Kopf betätigt. Was war nur los, weshalb sie so reagierte. Ich hatte nach dem Beitrag, den Jungkook entdeckt hatte, mich etwas mit dem allgemeinen Konsens der Medien zu meiner Schwester befasst. Es war eine schwachsinnige Aktion und dessen war ich mir bewusst und dennoch konnte ich mich irgendwie nicht davon abhalten.

Es war positiv. Alles was ich gefunden hatte, war recht bis sehr positiv und alle teilten die Meinung, dass sie viel erreichen könnte für den südkoreansichen Schwimmsport. Vielleicht hatte sie nur Angst diese Erwartung nicht erfüllen zu können. Dabei konnte ich ihr helfen und sie auf ihrem Weg unterstützen, schließlich kannte ich mich mit den Erwartungen anderer und der Art wie man einen Weg davon weg finden sollte, gut aus. Berufserfahrung würde ich es glatt nennen und das war es vermutlich auch.

"Ich...ich", sie brach ab und blickte etwas unsicher auf den Boden und lies dann den Blick durch den Raum schweifen. Sie versuchte irgendwie eine Formulierung zu finden, die ihren Ansprüchen entsprach, aber so wie ich sie kannte, würde sie da nie wirklich fündig werden.

"Was ist los, Miga? Hast du so schlechte Erfahrungen gemacht?", fragte ich vorsichtig und sie sah mich an. Ihre Augen waren geprägt von blanker Panik, was mir Angst bereitete. Was war denn bloß vorgefallen?

"Ich...mein Trainer, naja, er meinte, dass ich vielleicht nicht mit zu den olympischen Spielen fahren werde", meinte sie und blickte nun Jungkook an. Dann fügte sie noch hinzu: "Ich hatte Angst, dass die Presse davon Wind bekommen hat und nun darüber berichtet wie der eigentliche Star zu schlecht ist"

Ich sah Jungkook an und auch er erwiderte meinen Blick, als ob er nur darauf gewartet hatte. Er musste davon wissen. Es gab keine andere Erklärung warum Miga nun immer zu Jungkook sah. Oder etwa doch?

Wir hatten bei ihrem letzten Besuch versucht Zweigleisig zu fahren. Mein Gespräch war zu forsch gewesen und dessen war ich mir nun auch bewusst, aber Jungkook hatte sich an einen Ort begeben, wo ich vermutet hatte, dass Miga ihm im Fall der Fälle aufsuchen würde. Und das hatte sie auch getan, allerdings hatte Jungkook danach gesagt, dass sie nicht viel preisgegeben hätte. Dass sie nur in der Stille zusammen gesessen hatten und über Seoul gesprochen hatten. War das etwa gelogen? Wusste er von ihren Sorgen?

"Warum? Du bist mit Abstand die beste in deinen Disziplinen und mit Abstand die beste mit den besten Chancen etwas zu gewinnen im gesammten südkoreanischen Schwimmteam", schaltete sich nun Hoseok ein, der bis hierhin bloß ein stiller Beobachter gewesen war. 

"Ich war im Training zu abgelenkt und habe nicht die gewünschte Leistung erbracht", gestand sie nun und sah immer zwischen uns hin und her, doch blieb einen Großteil der Zeit bei unserem Jüngsten hängen. Er sah sie genau an und schien über etwas nachzudenken. Etwas, was anscheinend seine völlige Aufmerksamkeit für sich beanspruchte, da er keinerlei Reaktion zeigte, als Jin uns plötzlich zum Essen rief.


Jungkooks p.o.v.

Da war mehr. Ich wusste es genau und die Art, wie sie versuchte mich durch ihre Blicke zum Schweigen zu bringen, bestätigten es nur. Sie erzählte nun ihnen allen von dem Problem, von dem sie mir bereits bei ihrem letzten Besuch auf dem Balkon erzählt hatte. Ich hatte Taehyung damals nichts davon erzählt, was ich Miga diese Chance und das Recht darauf nicht verwehren wollte. Zumal Taehyung ihr Bruder war. Hoffentlich würde er das verstehen, wenn ich es ihm erklärte und mir nicht fortan jeglichen Kontakt verbieten. Ich wollte sie schließlich auf ihrem Weg begleiten.

Olympia war ihr Traum, der trotz bestandener Quali zu platzen drohte. Aber deshalb hatte sie gewiss nicht eine solche Panik ausgestrahlt. Ich schätzte sie zwar als unglaublich ehrgeizig ein, ansonsten hätte sie ihren Lebensweg nie so beschreiten können, aber irgendetwas sagte mir, dass da mehr war.

"Jungkook, komm, es gibt Essen", stupste mich nun Namjoon von der Seite an und schlagartig orientierte ich mich wieder. Ich sollte mitgehen und möglichst nun besser den Anschein erwecken, dass ich glaubte, dass das die Wahrheit hinter Migas Reaktion war. Vielleicht würde sie ja irgendwann beginnen mit uns darüber zu sprechen. Oder auch nicht, aber zumindest wollte ich versuchen alles so herzurichten, dass sie sich nicht allzu unwohl bei dem Gedanken fühlte und sie vielleicht irgendwann sogar diese Hemmschwelle überschreiten konnte.

Wir setzten uns an den Tisch und begannen uns Reis, Fleisch und Kimchi aufzufüllen. Miga saß ein ganzes Stück von mir entfernt und dennoch warf ich je nach Gelegenheit immer wieder einen Blick auf sie. Ihre Portion war klein. Vermutlich hatte sie auf eine bestimmte Ernährung zu achten. 

"Ihr habt mir noch gar nicht geantwortet", erklang plötzlich ihre Stimme und ein Lächeln hatte sich auf ihren Lippen ausgebreitet. Es erreichte allerdings nicht ihre Augen.

"Welche Frage?", warf Jimin ein und guckte sowohl Miga als auch uns nach einer Antwort suchend an.

"Wie ist das neue Konzept für das Comeback. Stimmen die ganzen Fantheorien?", wiederholte sie ihre Frage und schmückte sie sogar noch etwas aus. Sie hatte sie also gelesen, die Theorien, die wild durch das Internet waberten. 

Ich merkte wie alle etwas zu grinsen begannen. Sie wollten sie aufziehen, das stand fest. Aber würden sie etwas dazu ehrlich antworten? Normalerweise hieß es immer, dass wir die Gefahr der vorzeitigen Veröffentlichung jeglichen Materials möglichst gering halten sollten. Jede neue Quelle war eine Quelle zu viel. 

"Was hast du denn so schönes an Theorien gehört?", begann Namjoon relativ platt, aber Taehyung meinte sofort, dass wir ja alle ein Spiel spielen könnten und der Verlierer muss eine Frage ehrlich beantworten, die ihm von den anderen gestellt wird.

"Wahrheit oder Pflicht?", fragte ich etwas kritisch, aber erhielt mir dabei mein aufgeregtes Lächeln bei. Ich mochte Spiele mit meinen Hyungs, auch wenn es solche waren.

Miga stimmte etwas nervös dreinblickend zu und sofort begann eine wilde Spielerunde, die allerdings nicht die Tiefen zu erreichen vermochte, die uns vielleicht geholfen hätten, Miga fortan besser zu unterstützen.

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt