Kapitel 48

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Jungkooks p.o.v.

Taehyung sah hilfesuchend zu mir, sodass ich sofort mit meinem Handy wedelte und mich dann aus dem Zimmer verdrückte. Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, tippte ich schon die Nachricht für Taehyung.

Ich versuche sie weiter zu erreichen. Keine Sorge. Erzähle es Sejin. Er wird uns helfen. Miga weiß vielleicht nicht wovon sie spricht. Erzähl es ihm bitte.

Danach brauchte ich einen Moment um mich zu sortieren. Taehyung und Sejin hatten mein Zimmer eingenommen, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei hier auf dem Flur zu warten und es von hieraus zu versuchen. Sofort kam mir eine Person in den Kopf, die emotional ähnlich tief in diesen Angelegenheiten zu stecken schien wie Taehyung und ich und deren bedingungsloser Unterstützung ich mir sicher sein konnte. 

Auf dem Weg zu seinem Zimmer versuchte ich bereits Miga zu erreichen, aber es schien auch jetzt noch nicht zu funktionieren. Ich klopfte dreimal und wartete darauf, dass mir der derzeitige Bewohner des Zimmers die Tür öffnete. Einen kurzen Moment dauerte es, aber dennoch ziemlich fix stand ein verwirrt dreinschauender Jimin in der Tür. Seine Haare waren verwuschelt, sein Makeup hatte er anscheinend schon entfernt und seine Zahnbürte hatte er zwischen seinen Zähnen stecken. Er blickte mich interessiert an und machte mir dann platz zum Eintreten.

"Kann ich kurz hier  telefonieren?", fragte ich und er sah mich erst überrascht an, bevor er nickte und wieder im Badezimmer verschwand. Sofort versuchte ich es wieder, aber anscheinend war diese komische Nachricht das einzige Lebenszeichen, das wir von ihr erhalten würden.

"Hallo Taehyung,

es tut mir leid, was gerade passiert. Ich werde dir alles erklären, wenn du wieder hier bist. Mir geht es gut. Bitte gib mir etwas Zeit und schicke die Menschen von deinem Management wieder nach Seoul. Ich bin nicht bereit und möchte mich auf mein Training für Olympia konzentrieren. Bitte respektiere meine Entscheidung und meine Privatsphäre. Bitte lasst mich in Ruhe.

ILY Miga", rief ich sie mir wieder ins Gedächtnis. Und sowohl die Nachricht als auch Taehyungs Reaktion darauf schienen mir in eine Richtung zu zeigen, die meine Sorgen und Bedenken nicht gerade verschwinden lies. Ich hatte sie nie so eingeschätzt, dass sie sich in einer solchen Situation so zurückziehen würde. Und diesen Glauben mochte ich auch nicht aufgeben. Ich hatte mich nicht so in ihr getäuscht, auch wenn die Folge, die daraus zu schließen war, mir Angst machte.

"Was ist denn los? Hast du Langeweile und kannst nicht schlafen?", fragte Jimin nun und ließ sich ächzend auf sein Bett fallen.

"Naja nicht wirklich", gestand ich und versuchte dabei nicht ganz zu zerschmettert zu sein. Es würde schlussendlich hoffentlich alles gut werden und mich jetzt von den neuesten Entwicklungen herunterziehen zu lassen hatte keinerlei positiven Effekt für niemanden. Selbst für mich nicht, auch wenn es sich im Moment als gut einzunehmende Position für mich darstellte.

"Was ist es dann?", fragte er vorsichtig und legte seine Stirn leicht in Falten, wobei er dennoch ein Lächeln auf den Lippen trug. Er war einfach zu gutherzig und fürsorglich, dass ich ihn eigentlich nicht damit belasten wollte. Aber vorerst sollte ich eh noch einige Versuche starten Miga zu erreichen.

"Ich muss noch kurz telefonieren und dann erkläre ich es dir, okay?", meinte ich und wartete nicht wirklich auf sein Nicken, sondern klickte gleich wieder auf Migas Namen, um sie anzurufen. Jimin hatte es offensichtlich gesehen, weshalb er mich mit großen Augen ansah. Ich versuchte meine Atmung etwas zu beruhigen und mich darauf zu konzentrieren, was ich zu ihr sagen könnte im Falle eines erfolgreichen Versuchs. Was sollte ich ihr sagen? Was könnte ich überhaupt sagen um diese Situation nicht noch zu verschlechtern?

Jegliche Überlegungen, die mir in diesem Moment durch den Kopf rasselten, wurden nutzlos, als sie auch weiter auf meine unzähligen Anrufe nicht reagierte. Es waren bestimmt schon sechs weitere Versuche gewesen und ich wurde immer nervöser. Was ging bei ihr nur vor sich? Warum antwortete sie weder mir noch Taehyung? Ich hatte gedacht, dass wir eine sehr gute freundschaftliche Beziehung aufgebaut hatten, aber sie hatte selbst mit ihrem über alles geliebten Bruder nicht gesprochen.

Plötzlich spürte ich Jimins Hand auf meinem Rücken und er hielt seine andere Hand über mein Handy, dass ich für die nächsten Versuch gerade vorbereitete. Ich sah ihn überrascht an, aber er nahm mich einfach in den Arm und streichelte mir sanft über den Rücken, während er sagte:

"Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber gib ihr etwas Zeit mit allem klar zu kommen. Sie wird sich bei dir melden, wenn sie soweit ist"

Ich löste mich aus der Umarmung und sah ihn ernst an, bevor ich begann ihm von der SMS an Taehyung zu erzählen:

"Miga hat eine Nachricht an Taehyung geschickt. Er schien darüber verwirrt zu sein und ich bin es auch. Nun, du kennst sie ja schon etwas länger als ich und hast sicherlich viel mehr noch mit Taehyung über sie geredet, als ich es je getan habe, deshalb kannst du unsere Gedankengänge vermutlich nachvollziehen. Sie hat geschrieben, dass sie in Ruhe gelassen werden möchte und dass sie sich stattdessen auf ihr Training für Olympia konzentrieren möchte. Also im Umkehrschluss, dass ihr dieses Problem, dass ihren Bruder in große Schwierigkeiten bringen könnte, egal ist. Klingt das für dich nach Miga?"

Er hatte mir die ganze Zeit aufmerksam zugehört und sah mich nun nachdenklich an, bevor er antwortete:

"Nicht wirklich. Soweit Taehyung es mir erzählt hat, war sie zwar immer sehr auf ihre Eigenständigkeit und ihre Schwimmträume fokussiert, aber sie haben trotzdem so gut es ging zusammengehalten und sie hat sich immer sofort bei ihm gemeldet, wenn irgendwelche Nachrichten verbreitet wurden, dass es ihm schlecht ginge. Also kann ich es mir irgendwie nicht so gut vorstellen, aber Jungkook", er machte eine kurze Pause und sah mich eindringlich und mitfühlend zugleich an, bevor er fortfuhr:

"Wir wissen nicht wie es ihr gerade geht. Wir wissen nicht unter welchem Druck vom Schwimmverband, den Medien, unseren Fans und ihrem restlichen Umfeld sie steht. Wir wissen nur das, was sie an uns weitergegeben hat. Taehyung sagte immer, dass sie eine starke Persönlichkeit ist und vielleicht ist das ihre Art damit umzugehen"

Ich sah ihn grübelnd und mit mir hadernd an. Was Jimin sagte über ihre Art damit umzugehen, ergab schon irgendwie Sinn, aber in einem solchen Extremfall konnte ich es mir einfach nicht vorstellen. Vielleicht kannte ich sie ja auch gar nicht so gut wie ich es gedacht hatte. Vielleicht hatte ich mir alles und vor allem meine immer mehr aufkeimenden Gefühle für sie bloß eingebildet. Der Gedanke tat mir im Herzen weh, weil ich fühlte, dass es nicht so war, aber ich musste mich irgendwie aus diesen zerstörerischen Sorgen und Gedanken winden, bevor sie mich innerlich auffraßen.

"Ja. Ich weiß es nicht, Jiminie. Ich weiß gar nichts", murmelte ich etwas frustriert und traurig, bevor ich erstaunt auf mein aufleuchtendes Handy blickte. Ich hatte eine Nachricht von Miga erhalten. Sofort öffnete ich sie und las sie mir in einem völligen Adrenalinstoß durch, während mein Herz immer mehr zu bluten begann. Sie schrieb:

Jungkook, lass mich in Ruhe. Ruf mich nicht mehr an!

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt