Kapitel 58

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Jungkooks p.o.v.

Jimin und ich warteten noch immer vor der Tür. Taehyung hatte bereits Tee geholt und seine Eltern hatten sich kurz mit uns unterhalten, aber seitdem herrschte ziemlich viel Stille auf dem Gang. Ich hatte mich an das Fensterbrett gelehnt und war in meinen Gedanken vollends bei Miga. Bei den verpassten Chancen sie schon vorher aus diesem Schlamassel zu ziehen und bei den Momente, in denen wir beide uns am nähsten waren. Ich hatte es längst gemerkt, dass sie mir unglaublich wichtig war. Und den kleinen Floh, den Hobi Hyung mir ins Ohr gesetzt hatte, wurde ich auch immer noch nicht los. War es nur reine, gute Freundschaft?

"Überfordere sie nicht. Lass ihr Raum zum Atmen. Gib ihr Zeit zu reden und frage sie bitte nicht aus", meinte Jimin zu mir und stellte sich vor mich, um meine Aufmerksamkeit auch wirklich zu bekommen.

"Ich weiß. Das werde ich nicht", sagte ich und fügte in Gedanken hinzu: "Ich habe gehört, was sie durchstehen musst". Der Gedanke an die Audiodatei lies noch immer einen kalten Schauer über meinen Rücken fließen. Anhand dieser allein hätte ich es mir ausmalen können, aber ich war ebenso dabei, als sie im Hotel völlig aufgelöst zu mir getorkelt war. Und auch wenn ich manchmal nicht der beste beim Trösten war, so erschien mir diese mir bevorstehende Situation als angenehmer. Einfach weil ich wusste, dass ich sie nun wiedersehen würde, konnte ich kurz alles verdrängen.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Taehyung kam wieder heraus und bat uns mit ins Zimmer zu kommen. Ohne noch weiter nachzudenken folgte ich seiner Aufforderung sofort und betrat Migas Zimmer. Sie saß auf ihrem Bett und strahlte mich freudig an. Meine Augen schweiften zwar sofort zu den sichtbaren Verletzungen, aber ihr Lächeln zog mich augenblicklich wieder zurück zu ihren strahlenden Augen. Sie war noch an Maschienen angeschlossen, aber ich nahm sie trotzdem sofort in den Arm.

"Jungkookie", sagte sie und schmiegte sich an mich.

"Miga, ich hab dich so vermisst", murmelte ich in ihr Ohr und genoss diesen Moment. Dann löste ich mich widerstrebend von ihr und machte Platz für Jimin, der sie ebenfalls umarmte, wobei sich ein komisches Gefühl in mir breitmachte, das ich sofort wieder beiseite schob.

"Wie geht es dir?", fragte dieser, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten.

"Ganz gut. Es ist so schön euch wiederzusehen. Es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her", meinte sie und strahlte noch immer. Woher hatte sie das nur? Woher hatte sie die Kraft jetzt nur so zu lächeln?

"Es hat sich auf jeden Fall wie eine angefühlt", sagte ich und genoss den Moment, in dem sich unsere Augen trafen.

"Ich soll dich auch schön von allen anderen grüßen, die jetzt leider nicht hier sein dürfen. Es geht aus irgendwelchen Sicherheitstechnischen Gründen nicht und vor allem wollen wir dich nicht zu irgendwelchen Dummheiten animieren, wofür Jin und Hobi Hyung nun einmal gute Kandidaten für wären", meinte Jimin scherzend.

Sie sah ihn an und wanderte dann wieder mit ihren Augen zu mir. Wir sahen uns an und schienen uns auch so gut zu verstehen. Wir mussten einen Moment alleine bekommen. Ich wollte die Möglichkeit bekommen, mit ihr alleine zu sprechen. Und just in diesem Moment, in dem dieser Gedanke in meinem Kopf Gestalt annahm, verfrachtete Taehyung Jimin und sich vor die Tür.

"Du siehst müde aus, Jungkookie", murmelte sie, als ich mich ihr gegenüber aufs Bett gesetzt hatte. "Du solltest dir genug Pausen gönnen", fuhr sie fort und blickte mich dabei besorgt an.

"Ich konnte nicht gut schlafen, aber jetzt wo du in Sicherheit bist, werde ich sicher besser Energie tanken können", antwortete ich ihr und lächelte sie glücklich an. Glücklich, dass sie wieder bei uns war, glücklich, dass es alles so gut ausgegangen war und vor allem glücklich, weil sie es war.

"Du bist zu knuffig", meinte sie und stupste mich lachend an.

"Vielleicht, aber hauptsächlich habe ich mir Sorgen um dich gemacht und bin froh, dass du so glücklich aussiehst", antwortete ich und sah sie liebevoll an.

"Danke, ich bin auch sehr glücklich euch wieder um mich zu haben. Auch wenn... wenn ich dich um einen Gefallen bitten muss. Eigentlich um mehrere Gefallen, aber wenn du mir auch nur einen erfüllen könntest, wäre ich der glücklichste Mensch", meinte sie verlegen und sah erst am Ende zu mir auf.

"Natürlich. Wie kann ich dir helfen?"

"Bitte versuche Taehyung in dieser Zeit beizustehen. Er macht sich viel zu viele Vorwürfe, die er sich nicht machen sollte. Er war immer einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und da ich nicht weiß, wie es von nun an mit uns allen weitergeht, würde ich dich gerne bitten, dass du dich um ihn kümmerst", sagte sie und machte mir damit etwas Sorgen.

"Natürlich mache ich das. Aber was meinst du mit weitergehen?"

"Ihr werdet, wenn sich alles wieder etwas beruhigt hat, mit den Promotions weitermachen und Gott weiß wohin mich der Wind treiben wird. Ich möchte nur Taehyung in guter Begleitung wissen", antwortete sie und biss sich dabei auf die Lippe. Ihre Augen glitzerten und langsam, aber sicher, lösten sich Tränen aus ihren Augen.

"Miga", sagte ich sanft und zog sie sofort in eine Umarmung. Sie hielt sich an mir fest und ich versuchte ihr all den Halt zu geben, den ich ihr bieten konnte. Wir blieben etwas still und ich strich nur sanft über ihren Rücken, während ihre Tränen langsam versiegten.

"Es tut mir leid, Jungkook. Ich... ich bin dir so dankbar, dass du mich gerettet hast", sagte sie und schluckte. Ich ging etwas aus der Umarmung heraus, sodass ich sie ansehen konnte. Ich wischte ihr die Tränen von den Wangen, bevor ich antwortete:

"Ich werde dich immer retten, Miga. Du bist mir unglaublich wichtig und ich möchte dich nicht verlieren"

Diese Worte schienen in ihr nur noch mehr Dämme aufzureißen und ich umarmte sie wieder, um ihr weiter ein Gefühl von Sicherheit und Halt zu geben, obwohl ich selbst versuchte noch alles zu ordnen. Ihre Bitte machte mir etwas Angst. Hatte sie etwas vor? Etwas, was nicht gut für sie enden konnte? 

"Ich verspreche dir, dass ich immer an deiner Seite sein werde. Ich werde alles tun, um dir zu helfen und dich zu unterstützen", ich stockte kurz, bevor ich sagte: "Aber bitte versprich du mir, dass du dich davon nicht unterkriegen lässt. Du hast gerade in den letzten Tage so viel Kämpferherz bewiesen und es gibt jetzt schon so viele Beweise, die ihn sicher hinter Gitter bringen, dass"

Sie löste sich aus der Umarmung und sah mich verwundert an.

"Keine Sorge. Ich werde mir nichts antun. Ich möchte nur, dass du dich um Taehyung kümmerst, weil die Medien diesen Fall vermutlich auseinander nehmen werden und vielleicht dadurch Dinge ans Licht kommen, die ihm das Herz brechen werden. Er leidet unter dem ganzen viel mehr als ich. Ihr, du hast mir durch unser Gespräch am Telefon so viel Energie gegeben wie lange nicht mehr. Durch deine Stimme und meinem unbändigen Willen, dich wiedersehen zu können und zu schützen, habe ich es geschafft mich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Du hast mir geholfen nicht wieder in Panik zu geraten. Ich.. ich mag dich sehr, Jungkookie. Ich hätte das nicht ohne dich geschafft und ich werde dich auch in der Zukunft brauchen", sagte sie, wobei sie mehrere Gefühle zu durchleben schien. Aber vor allem, lies sie damit meine Gefühle für sie immer weiter an die Oberfläche hochkochen.

"Ich brauche dich auch, Miga und wir werden das schon zusammen schaffen. Egal was jetzt kommt, wir werden es gemeinsam schaffen", sagte ich, bevor wir uns wieder fest umschlungen und die Gegenwart des anderen genossen.

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt