Kapitel 22

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Taehyungs p.o.v.

Ich atmete tief durch. Ich hatte es gerade noch so zu der letzten Einheit geschafft, die mir Miga genannt hatte. Es war viel los gewesen. Wir haben den ganzen Tag im Tanzstudio verbracht und weiter an unsere neuen Choreographien geübt, die perfekt funktionieren musste für ihre ersten großen Auftritte. Zu allem Unglück wurde dann auch noch ein Meeting mit unseren Managern rangehängt, sodass ich es gerade noch so mit nassen Haaren vom Duschen geschafft hatte.

Ich hatte viel darüber nachgedacht wie ich hier heute am besten erscheinen sollte. Ich wollte Miga lediglich unterstützen, aber keinesfalls für Ärger sorgen. Daher hatte ich mir eine Mütze aufgesetzt, die mein allgemeines Auftreten hoffentlich etwas kaschierten und meine Maske zusätzlich mitgenommen, die ich allerdings kaum in dem Raum tragen konnte ohne aufzufallen.

Mein Blick wanderte über die große Halle, die im Moment völlig leer und unbenutzt aussah, als ich die Schwimmerinnen und in ihrer Mitte Miga sehen konnte. Sie schienen sich gerade für das anstehende Training vorzubereiten. Und dann trafen sich plötzlich unsere Augen. Ich merkte, dass sie mich erkannt hatte an der Veränderung in ihrem Gesicht, die ich dachte entdeckt zu haben. 

Sie musste mich einfach erkannt haben. Er breites Lächeln umspielte ihre Lippen und ich konnte ihre ehrliche Freude bis hier oben hin spüren. Ich begann ebenfalls zu schmunzeln. Ich war so stolz auf meine kleine Schwester und unglaublich froh sie endlich mal schwimmen sehen zu können. Es hatte mich stets betrübt, dass ich nicht zu ihren Wettkämpfen kommen konnte. Immer waren wir unterwegs oder Zuhause in Seoul in Arbeiten eingebunden. Umso wertvoller erschien mir dieser Moment. Und so wie es aussah, fühlte sie sich genauso.

Plötzlich sah ich wie die junge Frau neben ihr ihrem Blick folgte und zu mir sah. Sofort versuchte ich mich etwas weiter nach hinten zu lehnen, damit sie mich schlechter erkennen konnte, was aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse, der Perspektive und der Entfernung bereits vermutlich schwierig genug für sie war. 

Miga drehte sich zu ihr um und sprach kurz mit ihr, bevor sie mich wieder lächelnd ansah. Ihrem Aussehen nach musste es Sumi sein. Miga hatte mir oft von Sumi und Juhee erzählt, die ihre besten Freundinnen und WG Mitbewohnerinnen waren. Sie war immer sehr glücklich wenn sie von ihnen sprach und auch jetzt schien sich ihre Beziehung wiederzuspiegeln.

Während mich Miga wieder ansah, hatte Sumi nun wie es aussah Juhee angesprochen, die bereits ihren Trainingsanzug ausgezogen hatte. Es schien eine Diskussion oder ein sehr angeregtes Gespräch zwischen den dreien zu entbrennen, sodass auch Miga ihre Aufmerksamkeit mir abwandte. Ich war hier um sie zu unterstützen und für sie da zu sein, aber es schien mir eher so, als ob ich ihr mehr Probleme verursachte.

Zum Glück wurden sie bevor größere Streitigkeiten zu entstehen schienen, von ihrem Trainer unterbrochen. Er scheuchte sie allesamt ins Becken und dann begann das Training wirklich. Von meiner laienhaften Warte aus, war es ziemlich fordernd. Ob das so sinnvoll war so kurz vor dem Wettbewerb?

Ich maßte es mir nicht an darüber zu urteilen, also sah ich ihnen allen nur aufmerksam und staunend zu. Meine Schwester war wirklich beeindruckend und mein Stolz wuchs immer größer in meiner Brust. Meine kleine Schwester war so weit gekommen und hatte so viele Hürden überwunden, sodass ich mich über mich selbst ärgerte, dass ich es zuvor nie zu einem ihrer Wettkämpfe geschafft hatte. Und zu diesem würde ich vermutlich auch nicht kommen können. 

Unser Zeitplan war von nun an wieder strikt getaktet. Die Promotion für das Comeback, die dieses mal zum Großteil in Amerika stattfand würde bald starten. Am Samstagabend würden wir mit dem Flieger nach Los Angeles anreisen, um dort an verschiedenen Late Night Formaten mitzuarbeiten. Und damit war es nicht genug. Von nun an würden wir wieder zwischen Südkorea und den USA hin und her jetten. 

Bei diesem Ausblick atmete ich tief durch. Das würde wieder ordentlich Kraft kosten, aber sicherlich auch viel Spaß bringen. Dieser Spagat war in unseren Beruf unser täglich Brot. Aber dennoch war ich überglücklich über meine derzeitige Situation. Wer hätte sich ein schöneres Leben erträumen können?

Ich begann etwas mit den Gedanken abzuschweifen, während ich Miga zwei einhalb Stunden beim Training zusah. Zum Abschluss sollten sie anscheinend noch einmal alles aus sich herausholen, bevor es in die Wohlverdiente Nachtruhe ging. Ich war schon gespannt, ob Miga wieder mit mir zu den anderen fahren würde.

Sie hatten gestern alle noch am Tisch gesessen als ich wieder zurückkam und sich über die nächsten Tage unterhalten. Die Stimmung war noch immer gut gewesen und alle hatten vorfreudig auf die nächsten Tage geblickt. Als ich mich wieder zu ihnen gesetzt hatte, fragte Jungkook sofort wie es aussah, als ob ich mehr wissen würde. Ich fühlte mich, als ob ich nichts wusste und damit meinen Pflichten als großer Bruder nicht nachkam. Das hatte ich so viele Jahre schon nicht ordnungsgemäß genug gemacht, wodurch ich nur noch versessener wurde, das wieder hinzubiegen.

Miga stieg gerade aus dem Becken, lief hinüber zu der Bank, auf der sie zuvor gesessen hatten, schnappte sich ihre Tasche und ihr Handtuch und blickte dann hoch zu mir. Ich winkte ihr zu, bezweifelte allerdings, dass sie es sah. Sie war vermutlich viel zu erledigt und wollte sicher schnell duschen gehen, wurde allerdings plötzlich am Arm von ihrem Trainer zurückgehalten. Sofort war ich in Alarmbereitschaft. Was ging dort unten vor sich?

Miga sah ihn an und er sagte etwas zu ihr, bevor er ihren Arm losließ und ging. Ich folgte ihm mit meinen Augen bis er aus meinem überblickbaren Sichtfeld verschwand. Dann suchte ich sofort wieder nach Miga. Sie war allerdings nicht mehr zu sehen.

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt