Kapitel 19

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Migas p.o.v.

"Natürlich. Ich werde das schon irgendwie einrichten können. Ich werde dich immer unterstützen, Miga. Ich hoffe, dass du das weißt und darauf vertraust. Dein großer Bruder steht dir bei jedem Kampf, den du zu kämpfen hast, bei"

Mein Herz schmerzte bei diesem Satz und ich versuchte die erneut aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. Er war so ein toller großer Burder. Der beste, den ich mir hätte wünschen können. Und daher sollte ich den Schaden, den ein nicht nachkommen der "Pflichten" für ihn hätte, auch tunlichst vermeiden. Er und auch seine Bandmitglieder hatten so lange so intensiv für ihre großen Träume gearbeitet. Da sollten meine Belange keinerlei Relevanz haben.

Außerdem wäre ich dann nicht mehr das starke Mädchen, was er in mir sah. Er hatte mich schon immer so genannt und war immer stolz auf mich und meine Erfolge gewesen. Er hatte ein ganz klares Bild von mir und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Dafür hatte ich ihn viel zu lieb. Ich wollte seinen Erwartungen entsprechen, auch wenn diese vermutlich bloß eine Reflektion von mir waren. Alleine deshalb vertieß ich jegliche Gedanken in diese eine Richtung. 

"Danke", flüsterte ich und sah weiter aus dem Fenster. Er herrschte noch reges Treiben in Seoul, was vermutlich einem Dauerzustand entsprach, den ich allerdings aus meiner Besuchersicht schwer beurteilen konnte.

"Ist hier immer noch um diese Uhrzeit so viel los?", fragte ich und er antwortete sofort: "Immer. Es ist hier immer so viel los. Aber mit der U-Bahn fällt es meistens schwer oder ist unmöglich sie zu benutzen, obwohl es sicherlich schneller gehen würde"

Er erzählte mir noch mehr von ihrem Alltag in Seoul. Ich genoss diesen Austausch, der so normal war, dass es mein Herz hüpfen lies. Ich konnte alles für einen kurzen Moment vergessen, was mir in den nächsten Tagen und Wochen noch bevorstehen würde. 

"Morgen haben wir sogar noch frei, also wir üben weiter die neue Choreographie, aber wir haben keinen öffentlichen Auftritt. Da werden bloß alle Informationen zu dem Comeback veröffentlicht. Und dann am Freitag schon wird der Comebacktrailer erscheinen. Und dann geht die wilde Fahrt wieder von vorne los. Es werden Unmengen von Auftritten und Interviews folgen, bis dann endlich das Album selbst veröffentlicht wird und die nächste Tour ansteht und wir dann wieder durch die ganze Welt reisen für die Konzerte", erklärte er mir etwas die Pläne von seinem Plattenlabel.

"Freust du dich darauf?", fragte ich leicht besorgt. Es klang nach einem irren Programm, das sie wieder abreißen würden und deshalb hatte ich Sorge, dass er davon so erschöpft sein würde, dass er irgendwann völlig ausgebrannt war. Aber wenn er noch Freude daran hatte, dann war dieser Punkt hoffentlich noch in weiter Ferne.

"Natürlich, aber es geht auch immer viel mit dieser Freude Hand in Hand. Wir wollen unsere Fans nicht enttäuschen und sie glücklich machen und stärken mit den Geschichten, die wir in unseren Lieder erzählen. Aber auch die Sorge, darum wie sicher wir durch die Tour kommen. Ich hatte dir ja mal von den Leuten erzählt, die uns auf Flügen nicht in Ruhe lassen. Das scheint in meinen Augen noch schlimmer geworden zu sein. Jungkook wurde jetzt sogar schon während eines VLives von einem Fan angerufen. Das ist alles ziemlich angsteinflößend allein schon, aber wenn dann auch noch die Morddrohungen dazukommen, dann macht es den Albtraum perfekt"

Ich schluckte und versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihn etwas diese Last von den Schultern zu nehmen. Aber alles fühlte sich irgendwie an als würde es lediglich die Oberfläche ankratzen und niemals tiefer in sein Herz gelangen.

"Und dann mache ich mir noch durchgehend Sorgen um dich. Du lebst zwar nicht in Verbindung gezogen zu mir, aber ich habe das Gefühl, dass alle bloß versuchen deine Identität herauszufinden und dich dann ebenso belagern würden. Das möchte ich nicht für dich. Du sollst auf eigenen, starken, unbeeinflussbaren Beinen stehen können. Ich möchte für dich nur pures Glück, Freude und Gesundheit. Und der Gedanke daran, dass ich dir das durch unsere Fans und Hater nehmen könnte, macht mich traurig. Ich weiß nicht, wie.."

"Taehyung, bitte mach dir darüber keine Gedanken. Mir geht es gut. Ich stehe auf meinen eigenen Beinen und werde mich nicht von den Leuten umhauen lassen, die dich vergöttern oder hassen. Ich werde alle Energie, die ich habe, in meine Träume stecken und darin, dass du möglichst unbeschwert leben kannst. Also bitte mach dir über mich nicht so viele Gedanken. 

Und auch nicht über deine Fans. Ich bin mir hundert prozentig sicher, dass sie genauso begeistert von den neuen Liedern sein werden, wie ihr es seid. Und wenn das für einige Individuen nicht zutreffen sollte, dann ist das auch nicht schlimm. Musik und Kunst werden von den normalen Menschen auf emotionaler Ebene beurteilt, was es für dich fast unmöglich macht, alle positiv erreichen zu können. Die emotionale Ebene wird durch so viele Faktoren beeinflusst und geformt, auf die du ebenfalls kaum einen Einfluss hast. Daher wird eure Musik auch sicherlich manche Fans nicht so erreichen wie andere, aber ebenso Menschen, die noch keine Fans sind positiv beeinflussen. Diese ganze Fankultur ist etwas Fließendes, was stets in Bewegung ist und daher keine ausnahmslos richtigen Vorhersagen zulässt und dennoch bin ich sicher, dass die Musik geliebt werden wird. Von euch ja sowieso und von wem auch immer zusätzlich. Reicht das denn nicht?", unterbrach ich ihn sanft und versuchte meine Gedanken einfach frei fließen zu lassen.

Er sah mich an und ich merkte, wie er darüber nachdachte, wie meine Worte in all dieses Durcheinander in seinem Kopf passten. Sie waren einfach so aus meinem Mund gekommen und nun überlegte ich auch, ob es so richtig gewesen war. Vielleicht wäre eine 0815 Aufmunterung besser gewesen.

"Meine Schwester ist ein wahrhaftiges Genie", sagte er plötzlich und lächelte dabei stolz.

"Du hast recht, auch wenn es schwer ist, die Sachen so zu akzeptieren wie sie sind. Manchmal vergesse ich, dass es so ist, wie es ist, aus Angst, dass es dadurch schlecht für uns ausgehen wird und vermutlich aus Angst vor dieser Hilflosigkeit. Wenn man sich darauf einlässt, dass man immer nur kleine Rädchen verstellen kann, aber keinen Mechanismus steuern kann, dann löst es ein Gefühl der Hilflosigkeit aus, das du als Künstler, aber auch als Mensch im allgemeinen tunlichst vermeiden möchtest", fügte er hinzu und meinte dann noch:

 "Du solltest studieren statt neben dem Schwimmen zu arbeiten. Du bist viel zu schlau, als dass du das so ungenutzt lassen solltest. Bitte nimm meine Hilfe an. Bitte lass deinen großen Bruder dich unterstützen"

Ich sah ihn an und dachte kurz über seine Worte nach. Ich hatte immer studieren wollen, aber da es im Koflikt mit dem Schwimmtraum gestanden hatte, musste ich diese Gedanken auf Eis legen. Aber vielleicht, wenn ich endlich meinen nicht besonders hilfreichen Stolz ablegen konnte, würde ich mit Taehyungs Hilfe studieren können. Dadurch wäre ich auch besser auf einen Karriereweg nach dem Schwimmen vorbereitet. Ich sollte es wirklich endlich in Betracht ziehen.

"Danke. Ich denke darüber nach"

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt