Kapitel 21

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Migas p.o.v.

"Und lernen wir diesen Jemand auch noch kennen?", fragte sie nun in einem mysteriös klingenden Ton. Vermutlich dachte sie, dass es mein Freund war und nicht mein Bruder, denn von Taehyung wussten sie nichts. Niemand wusste das. Sowohl Taehyung als auch ich hatten stets versucht unsere Verbindung etwas im Hintergrund zu halten und das aus mehreren Gründen, die ich allesamt auch heute noch für eine gute Begründung für diese Tatsache hielt. 

Schon bevor weder ich noch er zu dem geworden waren, was wir nun sind, hatten wir uns für diesen Weg entschieden. Auch unseren kleinen Bruder und unsere Eltern wollten wir im Fall der Fälle aus all dem Trubel heraushalten. Sie sollten selbst die Möglichkeit bekommen zu machen was sie wollten ohne jegweden Einschränkungen, die durch uns bedingt waren. Und bis zu diesem Zeitpunkt war uns das auch gut gelungen. Aber ob das so bleiben würde war fraglich.

Ich dachte kurz darüber nach, ob ich ihn vorschnell gebeten hatte her zu kommen, da nun die Leute eins und eins zusammensetzen konnten, aber ich spürte wie gut es mir tat und ich konnte damit hoffentlich auch Hwang Jiho etwas den Wind aus den Segeln nehmen, denn dann konnte er die Story nicht mehr verkaufen und vor allem sie nicht zusätzlich wild verdrehen. Und vielleicht bekam es ja auch keiner außer Sumi mit.

"Hey, Juhee. Ein gewisser Jemand ist hier um Miga zu sehen", hörte ich plötzlich wie sich Sumi an Juhee gewandt hatte, die neben ihr saß und bereits den Trainingsanzug ausgezogen hatte.

"Was? Wer ist der gewisse Jemand?", fragte sie nun und schien ebenfalls sehr interessiert zu sein. Sie hatten beide schon seit ich sie kannte, versucht, mich mit jemanden zu verkuppeln. Juhee war noch in einer Beziehung mit einem Marktleiter einer Kleidungskette und Sumi hatte immer mal wieder die ein oder andere Beziehung über die Jahre gehabt. Allerdings hielten die Verbindungen nie wirklich lange an, sodass sie nun wieder auf der Suche war.

Ich hatte mich aus den ganzen Jungsgeschichten so gut es ging stets herausgehalten. Zum einen hatte ich noch nie jemanden gefunden mit dem es geklappt hätte und zum anderen hatte ich eigentlich keine Zeit für einen Freund. Ich arbeitete um die Miete und das Essen bezahlen zu können und schwomm, weil es mein großer Traum war. In die wenige Zeit, die ich dann noch zur Verfügung hatte, wollte ich keine halbherzige Beziehung hineinquetschen. 

"Meinst du wirklich, dass sie es dieses mal zulässt?", schob Juhee noch hinterher, weshalb ich mir ihr sofort zuwand. Als würde ich mich allen Menschen des anderen Geschlechts verschließen, die vor unserer Türe standen. Es gab nur keine, zumindest keine, die zu mir wollten. Ich gab zu, dass ich auch keinerlei Energie in die Suche setzte oder vielleicht sogar etwas zurückhaltend war, wenn es um Jungs ging, aber dennoch empfand ich diese Aussage als kränkend.

"Als hätte ich mich die hundert mal davor verweigert", schoss es etwas motzig aus meinen Lippen und sofort zuckte ich erschrocken zusammen. Ich sollte meine Freunde nicht so von der Seite anmeckern. 

"Also wer ist er? Und woher kennt ihr euch?", gingen die beiden gar nicht auf mein Gesagtes ein, sondern kamen direkt wieder zurück zum Thema. Ich wagte einen Blick zu Taehyung, der noch immer vor dem Glas stand und zu uns rüber sah. 

"Er ist ein Bekannter aus dem engeren Kreis, zu dem ich keinerlei Liebesgefühle habe", antwortete ich.

"Ein Bekannter also?", fragte Juhee verschwörerisch, wurde allerdings je unterbrochen, als und Hwang Jiho aufforderte etwas an Geschwindigkeit zuzulegen, damit wir auch nochmal mit dem Training starten könnten. Wir kamen seiner Aufforderung nach und begaben uns zum Becken, wobei wir bei ihm vorbeiliefen. Dabei flüsterte er mir zu:

"Hast du dir schon Verstärkung besorgt? Wie süß"

Ich schluckte, aber blickte weiter starr nach vorne. Ich wollte keine Reaktion zeigen und stieg stattdessen zusammen mit den anderen ins Becken. Unser Trainer wies uns an wie wir uns aufzuwärmen hatten und dann begann die letzte Einheit dieses Tages, in der er uns völlig platt machte. Er meinte, dass morgen dann das entspannte und regenarierende Programm käme, damit wir perfekt auf die Wettkampftage vorbereitet waren. 

Wir würden zwar lediglich von Mittwoch bis Freitag am Wettkampf teilnehmen und dann am Samstag Nachmittag die Heimreise antreten, allerdings würden die internationalen Schwimmfestspiele noch bis Sonntag andauern. An den letzten beiden Wettkampftagen fanden allerdings Wettkämpfe statt, an denen wir nicht teilnehmen würden, weshalb wir leider auch die Abschlusszeromonie verpassen würden. Aber auf die Eröffnungszeremonie freuten wir alle uns schon.

Ich war ziemlich erledigt, als ich am Ende des Trainings aus dem Becken stieg. Mein ganzer Körper fühlte sich ziemlich schlapp an, aber ich war auch unglaublich glücklich und vorfreudig auf die nächsten Tage, auch wenn ich das Vorbereitungskonzept unseres Trainers noch nicht ganz verstand, aber es hatte sicherlich alles Hand und Fuß.

Ich schnappte mir meine Tasche und mein Handtuch und blickte zu den Fenstern, hinter denen Taehyung sich noch immer aufhielt. Er war tatsächlich bis zum Ende geblieben. Ich wollte schnell unter die Dusche verschwinden, aber wurde am Arm zurückgehalten. 

"Das ändert gar nichts. Dein großer Bruder wird dir auch nicht helfen können. Du kannst und wirst ihn nur enttäuschen und verletzen. Ich würde mich nicht auf irgendetwas verlassen. Das Leben ist so trügerisch. Wer weiß, wer ansonsten noch kurzfristig aus der Nationalmannschaft wegen Betrugs und Verläumdung fliegt. Und versuch dann mal zu Olympia zu kommen", raunte mir Hwang Jiho zu, wobei es mir eiskalt den Rücken runter lief. Als er mich losließ nahm er die Hand, die mich zuvor noch festgehalten hatte und machte eine hobelnde Bewegung. Er saß am längeren Hebel, dessen war ich mir bewusst. 

Das gute Gefühl war sofort verflogen und machte stattdessen Angst und Sorge platz. Ich wusste einfach nicht vor noch zurück. Wie sollte ich mit dieser Situation umgehen, aus der sich kein Ausweg ergab. Wie eine Schlinge, die sich zuzog fühlten sich alle seine Worte und seine Taten an. Eine Schlinge, die fernab von Hilfe befestigt war und eine Stimme, die trotz einer immer weiter ansteigenden Lautstärke in einer anderen Frequenz erklang.


SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt