In Sicherheit

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Nach zwei Stunden Fahrt, kommen wir bei meinem Haus an. Es ist ein kleines Haus, aber modern eingerichtet, mit all den notwendigsten Geräten.
Ich trete ein, aber sie steht draußen vor der Tür.

„Wieso kommst du nicht rein?", frage ich als ich merke, dass sie noch draußen steht.

„Wieso gehört dieses Haus dir? Und wieso weiß dein Bruder nichts davon?", fragt sie.

„Mein Onkel, die einzige Person in meiner Familie, welcher ein gutes Herz hatte, hat es für sich bauen lassen, aber bevor er starb, hat er es mir überlassen. Gute Menschen sterben eben früher."

„Dann müsste ich ja, schon tot sein", sagt sie grinsend. Ich gehe zu ihr hin und öffne die Tür weit auf.

„Kommst du rein oder nicht?"

„Ich betrete kein Haus von einem Verbrecher", meint sie eiskalt.

„Gut, dann bleib dort in der Kälte und der Dunkelheit", somit schließe ich die Tür.

Nachdem warte ich über fünf Minuten lang vor der Tür mit der Hoffnung, dass sie klopft und bittet sich rein zu lassen, aber nichts davon passiert. Nach fünfzehn Minuten halte ich es nicht aus und öffne die Tür. Sie sitzt da, neben der Tür auf dem Boden, an der Wand angelehnt. Ich gehe raus, und schaue sie an. Sie hat keine Jacke an, zittert und ihre Lippen sind schon blau.

„Und, kommst du jetzt rein?", frage ich. Sie schüttelt leicht ihren Kopf. Ich ziehe meine Jacke aus und strecke sie ihr vor.

„Ich nehme keine Jacke von einem Verbrecher", sagt sie leise.

Sie ist echt verrückt. Ich gehe rein, hole eine Decke und schmeiße es auf sie. Sie wirft es zur Seite und sagt: „Ich brauche deine scheiß Decke nicht!"

„Du wirst es bis morgen hier nicht überleben, ist dir das klar?" Sie antwortet nicht. Genervt gehe ich wieder rein.

Nach einer halben Stunde öffne ich wieder die Tür und schaue sie an. Sie versucht mit ihrem warmen Atem ihre Hände zu wärmen.

„Weißt du, manchmal höre ich dort in dem Wald wilde Hunde bellen. Wenn einer der Hunde sich dir nähert oder höchstwahrscheinlich dich angreift, wirst du mich um Hilfe bitten, doch ich werde hier drinnen gemütlich in meinem tiefen Schlaf sein. Willst du das wirklich durchziehen?", frage ich.

„Du hast mein Leben sowieso schon kaputt gemacht", meint sie. Wütend gehe ich zu ihr , fasse sie am Handgelenk und ziehe sie zwingend ins Haus. Dann schließe ich die Tür mit dem Schlüssel ab.

„Lass mich raus!", schreit sie mich an.

Dann fängt sie an gegen die Tür zu treten und sie zu öffnen. Ich halte ihre kalten Hände fest, und stoße sie leicht gegen die Wand. Von der Nähe schaue ich ihr wütend in die Augen. Meine Blicke wandern auf ihre verletzten Lippe.

Sie löst ihren Handgelenk aus meiner Hand und schubst mich von sich weg.
„Deine Lippe ist verletzt, ich kann dir ein Pflaster geben..."

„Ich sagte, ich brauche nichts von dir!"

„Willst du die ganze Zeit so rum zicken?"

„Wenn es sein muss!" Sie steht neben der Tür und bewegt sich nicht weiter.

Ich lache süffisant und setze mich direkt vor ihr auf den Sofa und schalte den Fernseher ein.
Sie setzt sich auf den Boden und lehnt sich wieder gegen die Wand. Sie macht sich selber das ganze so schwer. Was macht mir das schon aus, ob sie her kommt, oder nicht.

Jede fünf Minuten schließen sich ihre Augenlieder und sie versucht, die ganze Zeit wach zu bleiben. Ich blicke jede Minute zu ihr.

„Inaya, du kannst dort drüben im Zimmer auf dem Bett schlafen. Ich werde hier auf dem Sofa schlafen...", schlage ich ihr vor.
Sie schaut mich böse an und sagt nichts. War ja klar.

Nach einer halben Stunde ist sie eingeschlafen. Ihr Kopf ist an ihren Knien abgestützt ihre Arme genauso.

Ich drehe meinen Fernseher extra ganz laut, damit sie aufwacht. Sie verzieht ihr Gesicht und öffnet ihre Augen.

„Sorry, hab mich vertippt", sage ich, während ich die Fernbedienung in die Höhe halte und drauf andeute. Sie schließt seufzend wieder ihre Augen und ich drehe wieder den Fernseher laut auf.

Doch sie öffnet nicht ihre Augen. Sie soll es hier ungemütlich finden und auf dem Bett schlafen aber nein, sie gibt nicht auf zu kämpfen. Ich fange an laut zu lachen, auch jetzt steht sich nicht auf.

Ich erhebe mich von meinem Platz und gehe zu ihr. Dann knie ich mich zu ihr hin, und schaue sie an. Sie hat eine glatte Haut und ihre Lippen sind unbeschreiblich schön. Ich bewundere ihre langen glänzenden Haare, dann gehe ihr noch näher und rieche an ihren frischen, süßen Duft.
Sie schläft tief und sie würde es nicht merken, wenn ich sie zum Bett trage.

Ich hebe sie langsam hoch und trage sie in Richtung Schlafzimmer. Kurze Sekunde darauf öffnet sie ihre Augen und kreischt ganz laut.

„Lass mich sofort runter!", schreit sie und zappelt. An der stelle lasse ich sie absichtlich aus meinen Armen fallen. „Aauuu!", schreit sie.

Ich hocke zu ihr runter und sage grinsend:
„Du sagtest, ich soll dich sofort runter lassen..."

„Runter lassen, nicht runter werfen!", meint sie verärgert. Ich schaue sie an und kann meine Augen nicht von ihr abwenden. Sie ist so süß, wenn sie sich aufregt. Sie erhebt sich, ich ihr hinterher. „Fass mich nie wieder an!", bedroht sie und will wieder zur Tür gehen, doch ich halte sie an ihrem Arm, und ziehe sie zu mir. Wir schauen uns von der Nähe in die Augen.

Ihre wunderschönen, leuchtenden, blauen Augen. Sie macht einen Schritt zurück.
„Du bist ein Verbrecher, ein Dieb, ein Mörder. Ich will nicht, dass du mich weder anfasst, noch in meine Nähe kommst", sagt sie wütend.

„Mörder bin ich jetzt auch? Wo hast du mich morden sehen? ...In deinem Haus, musste ich einbrechen, weil es nur eine Übung war. Ich musste beweisen, dass ich es kann. Ansonsten raubt mein Bruder nur die Banken aus, keine Häuser. Er wollte mich diesmal bei seinem nächsten Überfall dabei haben, aber ich versage anscheinend bei seinen Aufgaben. Ich konnte nicht richtig einbrechen, ohne mich erwischen zu lassen, dich konnte ich auch nicht umbringen. Glaub mir, wenn er mich sieht, wird er mich richtig foltern."

„Wieso erzählst du mir das? Du wirst seine Aufgaben erledigen müssen. Ich glaube nicht, dass du was dagegen hast, du bist nur zurzeit nicht bereit dafür." Zu dieser Aussage finde ich keine Antwort.

„Ich bin nicht wie mein Bruder", bringe ich schließlich raus.

Sie schaut herum, nimmt die Decke von der Couch, geht wieder neben die Tür, und legt sich auf dem Boden hin.
Ich seufze und lasse es sein. Wieso sollte ich sie zu irgendwas zwingen?

Was ich von dir halte? -Abstand. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt