Unerwünschter Gast

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Inaya

„Du musst mir bei etwas helfen, Ben", sage ich ungeduldig.

Ben hebt seine Augenbrauen hoch und schaut mich irritiert an. Er schaut ziemlich ernst aus, bei seinem Arbeitstisch, am Polizeirevier.

„Also, du bist extra hier her zu mir gekommen, zu unserem Polizeirevier, wobei ich erst vor einem Monat hier eingestellt wurde, und du genau in diesem Moment Hilfe von mir brauchst, genau von mir und nicht von Spezialisten von hier... Ich hoffe mit Hilfe meinst du ein wirklich sehr großes Problem, das du selbst nicht lösen kannst. Den bei dem Problem mit: ‚Oh Ben, ich werde so oft unbekannt angerufen, darf ich Anzeige erstatten?', musst du wissen, dass ich keine Anzeige nur wegen solchen Kleinigkeiten erstatten werde...", labert Ben wie immer viel.

Ich grinse für einen Moment und schüttle den Kopf.

„Wenn du das sagst klingt das echt lustig. Nein, diesmal habe ich ein wirklich sehr großes Problem."

„Na dann schieß los!", hackt er mir vor. Er legt seine Finger auf seine Tastatur, und schaut mich mit erhobenem Kopf prüfend an.

„Willst du jetzt auch mitschreiben was ich sagen will?", frage ich verwirrt.

„Aber natürlich", nickt er kurz.

„Nein, das brauchst du nicht mitschreiben!", lache ich.

„Ich mache hier meine Arbeit! Also verschwende jetzt nicht meine Zeit. Was hast du für ein Problem?"

„Ich brauche einen kleinen Chip, ein Chip wo man aufnehmen kann was eine Person so redet. Ich..."

Er zieht seine Augenbrauen zusammen und schaut mich erstaunt an.

„Einen Chip? Wieso brauchst du den? Sowas darf ich nicht her geben. Weiß du wie teuer sowas ist?"

„Ich leihe es mir nur aus, das ist alles. Ich muss etwas wissen."

Er lässt seine Hände von der Tastatur, und lehnt sich auf dem Tisch zu mir näher.

„Was willst du aufnehmen? Hast du einen Freund von dem ich nichts weiß und du willst wissen ob er dich hinter deinem Rücken betrügt?", fragt er flüsternd.

„Nein..."

„Na dann...ich kann dir nicht weiter helfen Schätzchen!", lehnt er sich wieder zurück.

„Okay gut, sagen wir es ist mein Freund. Ich will wissen ob er mich betrügt", lächle ich unschuldig. Er kneift seine Augen zusammen und schaut mich prüfend an. „Bitteeee Ben, ich werde dir nichts mehr sagen."

„Gut warte auf mich draußen, ich komme dann nach ein paar Minuten oder so nach. Ich gebe dir meine wertvolle Brosche, bitte heb den für mich auf", sagt er und zwinkert mir zu.

Immer das Gleiche mit ihm. Er hat Angst, dass die anderen ihn erwischen...

Mit einem zufriedenem Grinsen verlasse ich das Polizeirevier.

Ben hält sein Versprechen ein, und übergibt mir heimlich eine kleine schwarze Packung.

Und jetzt muss ich mir einen Plan ausdenken, wie ich das Ding in Javiers Jacke stecke.

„Inaya du übertreibst mit den ganzen Vorbereitungen hier", seufzt Mateo.

„Wie bitte? Mam und Dad kommen einmal im Jahr zu uns Besuch und du sagst, ich übertreibe? Ich will sie schön aufnehmen, damit sie öfters zu Besuch kommen. Aber dir ist das ja anscheinend egal."

Mateo verdreht seine Augen und stellt die Getränke auf den Tisch.

„Ich habe diese scheiß Vitrine, die du auf den Boden geschmissen hast repariert, jetzt soll ich dir auch bei der Frauenarbeit in der Küche helfen."

„Frauenarbeit ja? Du hast dich geändert seit du bei diesem Mistkerl Joan arbeitest. Er hat dir seine schlechten Manieren übertragen. Nur zwei Wochen haben dafür gereicht, ich frage mich, was aus dir nach einem Monat wird?!", motze ich und lege den Truthahn auf den Tisch.

„Ich habe ein paar von meinen Freunden eingeladen, hoffe es ist kein Problem für dich?", fragt er unverschämt. Er lenkt zwar das Thema ab, aber dieses Thema ist noch schlimmer.
Erstaunt blicke ich zu ihm.

„Was?" Meine Stimme klingt merkwürdig schrill.

„Mach dir keine Sorgen, es sind doch nur vier Jungs", sagt er als wäre das Nichtigkeit.
Wütend gehe ich zu ihm und schaue ihn mit einer scharfen Miene an.

„Du ladest deine Freunde zu unserem Familien Treffen ein?"

„Der ganze große Tisch voller Essen, wird doch für eine große Horde ausreichen. Es wird sowieso langweilig. Und außerdem, wann war bei uns letztens ein Gast zu Besuch?"

„Ja du hast recht." Ich schmeiße den Löffel die ich in der Hand habe auf den Boden. „Wozu mach ich den das Ganze? Du beschwerst dich hier, weil du mir hilfst, und jetzt stellt es sich raus, dass auch deine Freunde kommen. Toll, ganz toll machst du das! Also habe ich das ganze Essen für deine Freunde gekocht. Du siehst das Ganze hier wie eine Party Feier..."
Er schaut mich schweigend an, und geht für eine kurze Zeit in die Küche.

Ich bin so sauer, so richtig sauer. Wieso ist er nur so? Wieso denkt er letzter Zeit nur an sich? Ich schlucke den Klos runter und rufe meine Arbeitskollegin an. Ich lade Sie, und noch andere junge Freundinnen von mir ein. Wenn Mateo diese Szene abzieht, wieso ich nicht auch? Was soll's, wird halt eine große Willkommens Party sein. Scheiß drauf!

Ich nehme mir Zeit mich ein wenig zu beruhigen, und ziehe mich besonders schön an. Ich kann es kaum abwarten meine Eltern zu sehen.

Mit meinem gesparten Geld, habe ich uns einen neuen Sofa und einen Teppich gekauft. Habe die Wände schön weiß gestrichen, und neue helle Vorhänge aufgehängt. Ich habe mich so richtig bemüht, hier ein bisschen aufzuhellen. Für mich sieht es hier einfach perfekt aus. Ich schminke mich schnell, und warte aufgeregt auf meine Eltern, die in fünf Minuten da sein sollten.

Tränen sind mir über die Wangen geflossen als ich sie vor der Tür umarmt habe, wie sehr muss ich sie vermisst haben?

Mitten drin beim Essen, klopfen auch schon die eingeladenen Gäste an die Tür.
Mam und Dad haben einfach locker reagiert, als wir gesagt haben, dass wir noch Leute eingeladen haben. Mein Vater hat sich sogar mehr gefreut. Keine Ahnung wieso, anscheinend interessiert es ihn, mit wem wir uns befreunden.

Als meine Freundinnen gekommen sind, war die Stimmung viel besser. Wir haben am Tisch viel gelacht. Meine Freundin Amber, dieser Spaßvogel, hat sogar lustige Fragen an meinen Vater gestellt, bei denen wir laut lachen mussten.

Nach ein paar Minuten, räume ich benutztes Geschirr vom Tisch, und höre das Klingeln an der Tür.

„Mateo? Ist es noch jemand von deinen Freunden? Denn meine eingeladen Gäste sind schon alle da!", sage ich grinsend.
Mateo kommt zu mir und schaut mich überlegen an.

„Ah ja, jemand Besonderen habe ich noch eingeladen", meint er, und geht zur Tür.
Jemand Besonderen? Ah was?
Gespannt folge ich Mateo zu Tür.

Er öffnet die Tür, und Javier ist zu sehen.
Der leere Teller, den ich in der Hand habe, rutscht mir aus der Hand und prallt auf dem Boden vor meinen Füßen auf.
VERFLUCHT SEIST DU MATEO! !
Wütend bleibe ich wie angewurzelt da stehen.

Javier schaut mich mit kurz verengten Augenbrauen an, bevor er sich neugierig zu Mateo wendet.

„Vielleicht mag deine Schwester keine Überraschungsgäste", sagt er grinsend und beiläufig fährt er sich kurz durch seine verwuschelten schwarzen Haare.

„Nein, wohl eher unerwünschte!", Hacke ich ihm nach, und gehe mir einen Besen holen um die Splitter aufzusammeln.

Dieser Egoistische Idiot hat mir noch gefehlt.
Kann ich heute noch wütender werden?
Wie Mateo mich in den Wahnsinn treibt.

Aber warte...
Vielleicht ist es doch gut, dass er heute hier ist. Dann muss ich mir keine Mühe geben, zu ihm zu fahren um den Chip in seine Jacke zu stecken. Ich nicke meinen Kopf, und grinse zu meinem, noch nicht erfülltem Plan.

...

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