38.

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Ich befand mich immer noch in Kyles Armen, während wir uns gefühlt eine Ewigkeit stumm in die Augen starrten. Unser bis eben noch zartes Lächeln verschwand langsam, als wir beide realisierten, wie nah wir uns gerade waren. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut, die nur stoßweise ging. Auch mein Herz klopfte inzwischen schon so laut, dass ich befürchtete, dass er es hören konnte. Sein Blick wanderte langsam von meinen Augen weiter runter und auch ich konnte meinen Blick nicht länger auf seine schönen blauen Augen richten, stattdessen schaute ich auch weiter runter. Nur noch zwei Zentimeter und wir würden uns....

Ein räuspern unterbrach meine Gedanken und holte mich wieder in die Realität. Etwas erschrocken schaute ich Kyle in die Augen, der jedoch überall hinsah, nur nicht in meine Augen.

Er hatte seinen Griff ein wenig gelockert und ich schaute an uns runter. Jetzt realisierte ich erst, wie ich mich eigentlich an Kyle festklammerte, in dem ich meine Beine um seine Hüfte geschlungen hatte. Mein Kopf lief hochrot an und mir wurde dieser Augenblick mehr als nur unangenehm. Ich war ernsthaft gerade dabei gewesen, mir vorzustellen Kyle zu küssen...

Ich zappelte etwas rum und befreite mich aus seinen Armen, wobei er mich langsam und vorsichtig auf den Sand hinunterließ. Er schaute stumm auf den Boden und vergrub seine Hände in seine Hosentaschen.

Bildete ich es mir nur ein, oder haben sich seine Wangen wirklich verdächtig rot gefärbt?

Ein leichtes Lächeln schlich sich langsam auf meine Lippen, während mir mein Herz immer noch drohte aus meiner Brust zu springen.

Ich drehte mich von ihm weg und schaute zum Meer, wo die Sonne in wunderschönen Rottönen unterging. Plötzlich berührte mich das Wasser an den Füßen, was mich kurz aufzucken ließ. Die Lust ins Wasser zu gehen stieg noch mehr in mir, weshalb ich mich dazu entschied dies auch zu tun.

Ich blendete alles um mich herum aus und achtete auch nicht auf Kyle, sondern zog mir langsam seinen Pullover über den Kopf.

"W-was machst du da?" Sein nervöses Stottern brachte mich zum Grinsen und ich schaute zu ihm hinüber über meine Schulter.

Aber wirklich, was machte ich hier? Ich zog mich einfach vor Kyle aus und stand nur noch in Unterwäsche vor ihm. Vor ein paar Tagen wäre ich hierfür noch viel zu schüchtern gewesen.

"Na wo nach sieht's denn aus? Ich will schwimmen!"

Er schaute mich mit halbgeöffneten Mund schockiert an, was unglaublich süß aussah. Ich lachte nur und schüttelte den Kopf über ihn.

"Aber es ist doch viel zu kalt!"

"Ach was! So schlimm ist das nicht."

Lachend lief ich los und trat hüpfend ins Wasser bis es mir bis zur Hüfte reichte. Die Wellen hatten zugenommen und ich ließ mich in ihnen gleiten. Das Wasser war so eiskalt, sodass ich augenblicklich anfing zu zittern. Es war ein unglaubliches Gefühl. Ein Gefühl der Freiheit. Zu dem war das Wasser so sauber und klar, sodass ich den Sandboden durch das Wasser sehen konnte. Noch ein letztes Mal tauchte ich komplett runter, ehe ich mich wieder aus dem eiskalten Wasser begeben wollte.

Ich schaute um mich her und erblickte keine anderen Menschen am Strand. Es war weit und breit keiner zu sehen, nur Kyle, der immer noch nach wie vor wie gebannt da stand und jeden meiner Bewegungen verfolgte. Er hatte seinen Mund wieder geschlossen und beobachtete mich ganz genau. Ich starrte auch zu ihm zurück und wir fixierten uns mit unserem Blick.

Ich verlangsamte mein Tempo vom Laufen ins Joggen und zum Schluss ins ganz normale Gehen, als uns nur noch wenige Meter trennten. Zielstrebig ging ich aus dem Wasser mit immer langsam werdenden Schritten auf ihn zu, während sein Blick nicht zu übersehen, meinen Körper kurz hinunterfuhr. Er fuhr mit dem Blick wieder hoch und schaute mir tief in die Augen, was mein Herz noch schneller schlagen ließ. Nur noch drei Meter und diese fühlten sich ewig weit an. Mein Gehirn war völlig vernebelt und tausende verwirrende Gefühle machten sich in mir breit, die ich nicht zu ordnen konnte.

ESCAPE  | ✔Where stories live. Discover now