53.

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"Naja und hier sitze ich nun. Völlig verheult in den Armen meiner besten Freundin."

Mae lächelte mich traurig an und strich mir eine feuchte Haarsträhne vom Weinen aus meinem Gesicht hinter mein Ohr. Mit geschlossenen Augen hatte ich meinen Kopf in ihrem Schoß gelegt, wobei wir uns beide auf ihrem Bett befanden, während ich ihr von IHM erzählte.

Mehr als eine Woche war bereits vergangen, vielleicht sogar auch mehr. Inzwischen hatte ich aufgehört die Tage zu zählen, seitdem ich aus dem Krankenhaus wieder nach Hause zurückgekehrt war. Bislang hatte ich mich in meinem Zimmer eingesperrt und hatte die ersten Tagen durchgeweint. Es hatte lange gedauert bis ich mich aus meinem wieder Trauma befreien konnte, doch hinüberweg schauen konnte ich noch lange nicht.

Wie denn auch, wenn man einen geliebten Menschen verlor-....

Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Ich wollte ihn nicht zu Ende führen.

Irgendwas in meinem Inneren sagte mir, dass es nicht stimmte. Es konnte einfach nicht stimmen!

Er war doch nicht wirklich tot, oder? Aber warum sonst, hatte Inspector o'Connor so traurig geschaut?

Nächte lang hatte ich das Gefühl, er wäre bei mir ganz in der Nähe gewesen. Ab und zu hatte ich Halluzinationen, er stünde vor meinem Fenster und beobachte mich im Schlaf.

Eine lange Zeit war vergangen, in der ich Nichts von Kyle gehört hatte. Kein Lebensbeweis. Nichts. Was mich jedoch in einer kleinen Weise beruhigte, war, auch wenn ich kein Lebensbeweis von ihm hatte, hatte ich dafür aber auch keinen Beweis vom Gegenteil. Ich glaubte daran, dass er zurückkommen würde. Egal wo immer er auch war. Mein Kyle würde mich nicht einfach so verlassen!

Wieder einmal flossen die heißen Tränen meine Wangen hinunter, die sofort von Mae aufgefangen wurden.

"Weißt du Mae. Anfang an hatte ich ihn gehasst. Du weißt ja, was ich von arroganten Arschlöchern hielt. Und genau so einer schien er am Anfang gewesen zu sein."

"Wann hattest du deine Meinung über ihn geändert?" sie flüsterte die Worte ruhig und strich mir behutsam über die Haare. Ich schaute zu ihr hinauf, ehe ich meine Augen wieder schloss und lächelnd an ihn zurückdachte.

"Ich glaub das erste Mal als ich angefangen hatte ihn mit anderen Augen zu sehen, war als wir in Las Vegas waren. An diesem Abend hatte er die Wahrheit über seine Eltern erfahren und danach hatte er sich mitten in der Nacht an einer der Poole im Hotel gesetzt, während er dabei war sich zu betrinken. Es war das erste Mal als ich ihn von dieser Seite sah. Du glaubst nicht Mae..." ich setzte mich auf und saß nun genau wie sie im Schneidersitz vor ihr und schaute sie an, während sie mir aufmerksam zuhörte. "....er sah so zerbrechlich aus. Ich hatte einen Moment gebraucht, um zu realisieren, dass da wirklich die ein und die selbe Person vor mir saß, die sogar mit einer Schusswunde die Tage zuvor stundenlang von Seattle nach Kalifornien gefahren war!"

Ich dachte daran zurück, wie wir in dieser Nacht nebeneinander mit den Füßen im Schwimmbecken über alles Mögliche redeten. Es war beinahe das erste richtige Gespräch in dem wir uns nicht blöd angemacht hatten. Ich musste sofort grinsen als ich an die Momente zurückdachte, wo er mich immer wieder geneckt hatte, und ich Blödian diese zu Herzen genommen hatte.

"Er hatte anfangs immer gesagt, ich wäre zu unreif und kindisch, sodass ich selbst bei einer Kussszene in einem Barbiefilm die Augen zu halten würde."

"Da muss ich ihm Recht geben. Du wolltest nicht mit mir Fifty Shades of Grey im Kino schauen, obwohl du nicht mal für die Tickets bezahlt hättest müssen!" lachend schaute sie mich an, während ich ihr auenverdrehend auf den Arm schlug.

ESCAPE  | ✔Where stories live. Discover now