41.

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Ich spürte das helle Sonnenlicht durch das Fenster auf meine geschlossenen Lidern scheinen und lauschte einer sanften Melodie in der Ferne. Es war beruhigend und automatisch versank ich mehr in das weiche Kissen, in der Hoffnung, dass es noch sehr früh war, sodass ich weiterhin schlafen konnte. Gähnend drehte ich mich auf die andere Seite und wagte das eine Auge zu öffnen. Erleichtert, dass mir keine kalten blauen Augen direkt entgegenkamen wie das letzte mal, ließ ich meinen angehaltenen Atem raus.

Doch im nächsten Moment machten sich schon Überraschung und ein bisschen Besorgnis in mir breit, als ich fest stellte, dass Kyle nicht im Bett neben mir lag. Die Decke auf der Seite, wo er eigentlich hätte liegen sollen, lag komplett glatt und unberührt, ob hätte da niemand vorher gelegen. Ich erinnere mich noch an gestern Abend, nachdem uns Sarah unser Gästezimmer gezeigt hatte, dass da Kyle mit einer knappen Aussage, er würde erst später schlafen, das Zimmer verließ.

Also hatte er sich gar nicht mehr schlafen gelegt?

Nun stieg der Sorge um ihn noch mehr und eilig stieg ich aus dem Bett, richtete das Kissen und die Decke ordentlich zu und verließ das Gästezimmer in die Richtung, wo die sanfte Musik herkam. In den Schlafsachen von Sarah, die sie mi netterweise gestern geliehen hatte, trat ich ins Wohnzimmer und inhalierte sofort den duftenden Geruch von Pfannkuchen und Zimt. Ich sah wie Marilyn in der Küche stand und wahrscheinlich das Frühstück vorbereitete, während das Radio lief, woraus die beruhigende Musik kam.

"Grace! Wie schön, du bist ja schon wach. Guten Morgen."

Lächelnd trat ich zur Marilyn näher in die Küche und nahm an einem der Barhocker platz, die direkt en der Küchentheke standen.

"Guten Morgen."

"Hast du gut geschlafen mein Kind?" sie schaute mich so lieblich an, sodass es augenblicklich mein Herz erwärmte. Ein leichtes Stechen im Bauch machte sich bemerkbar, als sie mich ihr Kind nannte. Es erinnerte mich einfach daran, dass ich nie meine Mutter kennenlernen konnte und irgendwie sehnte ich mich in diesem Moment so sehr danach, dieses Gefühl zu spüren, die Zuneigung von Eltern. Ich fragte mich oft, wie mein Leben gewesen wäre, wenn neben Granni auch meine Eltern am Leben wären. Wäre meine Beziehung zu meiner Oma dann eigentlich anders?

"Alles in Ordnung Schätzchen?"

"Hmm?" ich erschrak mich ein klein wenig bei ihrer Stimme und realisierte erst jetzt, dass ich ihr noch keine Antwort gegeben hatte.

"Ja, ich habe sehr gut geschlafen, danke. Aber, wo ist eigentlich Kyle?"

"Kyle? Ach, der ist heute früh mit Sarah rausgegangen. Ich glaube um die Gegend hier ein bisschen kennenzulernen."

"Achso." ein komischen Gefühl durchfuhr mich bei dieser Information. Ich weiß nicht warum, aber irgendwas störte mich bei der Tatsache, dass sie alleine so früh rausgegangen waren, auch wenn es da keinen Grund gab.

"Weißt du, wo Kyle gestern Nacht war?"

Marilyn hörte kurz auf den Pfannkuchenteig zu rühren und schaute mich überrascht an.

"Oh, ähm ich hab ihn heute morgen nur hier auf der Couch schlafen sehen? Warum?"

Er hat auf der Couch geschlafen? Aber warum? Ich meine, klar wir waren kein Paar oder so, aber es war ja auch nicht das erste Mal, dass wir uns ein Bett geteilt hätten. Und dass wir uns gestritten hätten, daran konnte ich mich auch nicht erinnern. Warum dann ging er mir aus dem Weg?

"Nur so. Ich hab mich nur gewundert. Er hat gestern irgendwie kein Wort mehr geredet und ist nicht mehr ins Zimmer gekommen."

"Hmm komisch. Habt ihr euch gestritten?"

ESCAPE  | ✔Where stories live. Discover now