E L F

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„Du sieht großartig aus, Mel!" Penelope saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf meinem Bett, auf den Lippen ein breites Grinsen, während ihr Blick über meine Erscheinung wanderte.

Auch ich warf einen letzten kritische Blick auf mein Spiegelbild. Ich trug eine dunkle, verwaschene Jeans und einen dünnen, enganliegenden Pullover in einem angenehmen Waldgrün. Meine braunen Haare fielen mir offen über die Schultern und auf das Make-Up hatte ich heute einmal mehr Wert gelegt als sonst.

Penny hatte recht. Ich sah großartig aus, wusste gleichzeitig aber nicht weshalb ich mir eine so große Mühe gemacht hatte. Vielleicht, weil es die erste Party seit dem Foto-Vorfall war, auf die ich gehen würde.

„Sagt gerade die richtige", gab ich ihr mit einem nicht minder breitem Grinsen zurück. Penny sah, wie sonst eigentlich auch immer, wunderschön aus. Große, braune Rehaugen, die sie gekonnt in Szene gesetzt hatte, dunkle, lange Locken und ein Kleid, bei dem ihre Mutter sie am liebsten wieder zurück in die katholische Schule geschickt hätte. Einer der Gründe warum wir uns bei mir und nicht bei ihr zurecht machten.

Karen und John waren auswärts essen, sodass sie ebenfalls nichts von unseren Plänen wussten. Und Claire war freundlich genug, uns nicht zu verraten.

„Hey, Mel, kann ich dich was fragen?", fragte meine beste Freundin mich vorsichtig. Ihr Blick war ungewohnt ernst und auch ein wenig besorgt, was mich verunsicherte.

„Klar. Was möchtest du wissen?", erwiderte ich, gespannt darauf zu erfahren, was die Frage sein würde.

„Bei dir und Jasper - ist da alles in Ordnung?"

Ich hatte gewusst, dass diese Frage irgendwann kommen würde. Denn es konnte unmöglich nur mir aufgefallen sein, dass sich etwas in Jaspers und meiner Beziehung verändert hatte. Insgeheim kannte ich den‌ Grund, wollte ihn mir aber nicht eingestehen.

„Warum fragst du?" Ich drehte mich zu ihr um, sodass ich sie ansehen konnte.

Penny zögerte einen Moment, als würde sie überlegen, ob sie es tatsächlich aussprechen sollte. Dabei könnte ich ihr gar nicht böse sein, egal, was sie sagen würde.

„Ich hab den Eindruck, als hätte sich eure Beziehung irgendwie verändert. Ich weiß nicht, das ist nur so ein Gefühl. Und ich möchte nicht, dass es meiner besten Freundin deswegen schlecht geht."

„Oh Gott, Penny, was du dir wieder für Gedanken machst!" Ich lachte beherzt auf und ging zu ihr herüber, um sie in eine feste Umarmung zu ziehen. „Mir geht es gut, keine Sorge. Immerhin hab ich doch dich." Ich schenkte ihr ein Lächeln, das sie sofort erwiderte.

„Na, dann wäre das ja geklärt. Sollen wir dann langsam los?"

Ich stimmte zu und kurz darauf befanden wir auf dem Weg zur Party. Sie fand in einem Haus unseres Mitschülers statt. Da hatte er das Haus einmal für sich und nutze die Gelegenheit gleich mal für eine Party. Ich würde mich das jedenfalls nicht trauen.

Wir fuhren mit dem Bus und als wir schließlich vor dem Haus ankamen, konnte man bereits die dröhnende Musik aus dem Inneren hören. Welch Glück daher, dass es etwas abseits von der Stadt lag.

Als wir anklopften, wurde uns sogleich die Tür aufgemacht und wir überschwänglich begrüßt. Anscheinend hatte der Gastgeber Daniel bereits einige Becher intus. Dass es sich dabei nicht um Wasser gehandelt hatte, war kein großes Geheimnis. In der Küche stapelten sich Kisten und Flaschen von Alkohol und unweigerlich fragte ich mich, ob er all seine Gäste ins Koma befördern wollte.

Penny und ich bedienten uns natürlich ebenfalls an der großen Auswahl und machten uns anschließend auf die Suche nach Kevin und Jasper. Ersterer hatte mir vorhin geschrieben, dass sie bereits auf der Party wären.

Scherbenherz [TxS / GxG]Where stories live. Discover now