∭ Kapitel 22 ∭

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Sie waren in Gespräche vertieft, während sie die langen Flure des Einkaufszentrums entlang gingen. Sie mussten nicht darüber sprechen. Sie nahmen vollkommen selbstverständlich den Weg durch das Treppenhaus, um auf die oberste Etage zu gelangen, in der sich einige Restaurants befanden. Niemand von den Sieben wäre jetzt freiwillig wieder in einen Aufzug gestiegen. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, was den meisten aber gar nicht auffiel.

Nur Yoongi hatte sich nicht an den Gesprächen beteiligt und hing lieber seinen Gedanken nach, während er als Letzter durch das leere Gebäude der ganzen Gruppe hinterher trottete. Besonders wohl fühlte er sich nicht dabei, doch er konnte nichts gegen sein Verlangen tun, bei Jimin zu bleiben. Außerdem wollte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass der endlich eine vernünftige Mahlzeit zu sich nahm. Dass sie ihre vorangegangene Auseinandersetzung klären konnten, da hatte er wenig Hoffnung. Trotzdem war es immerhin einen Versuch wert. Er musste jetzt einfach über seinen Schatten springen, auch wenn der die Ausmaße eines Grand Canyon hatte.

Immer wieder ging sein Blick zu seinem Vordermann, der sich gerade mit Hoseok unterhielt.

Es wurmte ihn, dass die beiden sich so blendend miteinander verstanden und seine Selbstvorwürfe dadurch nur noch mehr bekräftigten. Jimin und Hoseok schienen auf einer Wellenlänge zu sein, und Yoongi musste sich zum tausendsten Mal in seinem Leben fragen, weshalb er solche Probleme hatte, genauso offen auf Menschen zuzugehen, wie die Frohnatur es tat.

Um sich nicht weiter selbst zu quälen, wendete er seinen Blick von den beiden ab und sah jetzt zu Taehyung und Jungkook rüber, die derweil in ihr eigenes Gespräch vertieft waren.

Wenn Yoongi das richtig deutete, schienen sie sich gerade darüber zu unterhalten, dass Taehyung sich so schlecht fühlte, weil er Jimin in seiner Not nicht hatte helfen können. Dabei war er einer der wenigen Anwesenden, die etwas von einer Hypoglykämie verstand. Er erklärte dem jüngeren Sportstudenten, dass er schon immer Probleme hatte, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn es um Menschen ging, die ihm viel bedeuteten.

Dass er bei Jimin bereits genauso paralysiert war wie bei seinen engsten Freunden, hatte ihn zunächst verwundert, doch wenn er jetzt darüber nachdachte, wusste er, dass er Jimin einfach unglaublich gerne mochte. Da war es fast egal, dass sie sich erst seit ein paar Stunden kannten.

Jungkook versuchte grade hingebungsvoll, ihm sein völlig unsinniges schlechtes Gewissen auszureden, als Yoongi wiederum abschaltete und sein Blick zu den beiden Anzugträgern rüber wanderte.

Ähnlich wie die beiden Jüngsten schienen auch Seokjin und Namjoon in ihrer eigenen, kleinen Welt zu leben. Es bestärkte sein Gefühl, dass fünfte Rad am Wagen zu sein, sodass er erneut versuchte, den ein oder anderen Gesprächsfetzen zu erhaschen, um seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.

Namjoon hatte sich gerade in Erinnerung gerufen, dass der Stromausfall ja flächendeckend war und sie dadurch schlecht ein Restaurant finden würden, als er Seokjin kichern hörte. "Lass das mal meine Sorge sein." Namjoon quittierte es mit einem vielsagenden Lächeln und schien bereits zu wissen, was er vorhatte.

Frustriert seufzte Yoongi.

War er denn der einzige Mensch, der so grottenschlecht in diesem zwischenmenschlichen Getue war?

Sie hatten gerade das Treppenhaus verlassen, als nun auch die restlichen Jungs bemerkten, wie leer es auf den sonst überfüllten Fluren war.

Alle Blicke wanderten zu dem Ältesten, der sie zielstrebig durch das Einkaufszentrum führte, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, bis er schließlich vor einem der vielen Restaurants stehen blieb. Einen Moment starrten sie auf dessen Schild, auf dem in geschwungenen Buchstaben 'KimsCuisine' geschrieben stand.

𝗲𝗹𝗲𝘃𝗮𝘁𝗼𝗿ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ|ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWhere stories live. Discover now