Plan B

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P.o.V. La Bête

Bald verschwand die Sonne hinter den Bäumen und es wurde dunkel im Wald. Der Trouble im Lager legte sich auch langsam. Trotzdem mussten wir noch mit unserem Vorhaben warten, bis wirklich alles ruhig war.

Ich flocht mir meine Haare zu einem Seitenzopf und stopfte sie unter die schwarze Mütze, die wir im Rucksack hatten. Die diente der Tarnung, aber auch zum Schutz vor der Kälte, da es zum Abend hin immer kühler wurde.
Ein letztes Mal überprüfte ich nochmals den korrekten Sitz meiner Kleidung und Ausrüstung, nahm mir meine Maske und stieg den Hügel hinauf. Dort lag Ubiytsa unter dem Gebüsch und hatte seine Augen auf das Lager im Tal gerichtet. Als er mich kommen hörte, rückte er ein Stück, sodaß ich mich mit unter den Busch legen konnte.

"Und? Schon was neues?",
fragte ich und schaute durch das Fernglas, welches er mir reichte.

"Im Lager befinden sich hauptsächlich Männer. Es wurden zwei Wachen aufgestellt; jeweils an den beiden Taleingängen. Eine dritte Person wandert immer zwischen den Wachposten hin und her. Im Zentrum des Lagers befindet sich ein großes Lagerfeuer. Dort könnten sich Leute aufhalten. Pass da also besonders auf.",
erklärte er mir, während ich die Geschehnisse im Lager verfolgte.

Endlich wurde auch das letzte Licht in einem der Zelte gelöscht. Unser Startsignal. Ich setzte also die Maske auf und krabbelte vorsichtig unter dem Gebüsch hervor. Ubiytsa würde hier bleiben und alles von oben beobachten.

Möglichst leise lief ich den Hügel Richtung Wald hinunter und stand kurzzeitig in unserem Lager, ehe ich nach links abbog, um zur anderen Seite des Tales zu kommen. Hauptsächlich wurde ich vom Hügel verdeckt, doch auf der offenen Seite des Tales musste ich tiefer in den Wald gehen, damit die Wache mich nicht sah. Glücklicherweise war die gerade durch die Ankunft der dritten Person abgelenkt. Schnell huschte ich also durch das Unterholz und fand mich bald am Ziel.
Als ich ankam warf ich einen kurzen Blick hinüber zum Hügel, wo Ubiytsa mich wahrscheinlich gerade beobachtete.
Leise schlich ich zum Waldrand und suchte die Umgebung nach potenziellen Zeugen ab. Ein Blick zur Linken zeigte mir, daß der wandernde Wächter gerade in meine Richtung kam. Sofort duckte ich mich und ließ den relativ entspannten Wächter sehr nah an mir vorbeilaufen. Nach nur wenigen Metern, die er gegangen war, kletterte ich aus meinem Versteck und huschte ins Lager.

Dort hockte ich mich sofort hinter einen Holzstapel. Die nächste Hütte war nur wenige Meter von mir entfernt.
Ich holte noch einmal tief Luft ehe ich in fließenden Bewegungen um den Stapel lief und auf die Hütte zu. Diese schien nur herzlos zusammen gezimmert zu sein, dennoch hatte sie Fenster, die mit einfachen Klappen verschlossen waren.
Unter so einem Fenster hockte ich nun und lauschte. Es war komplett still in der Hütte, also wagte ich einen Blick:
Ich richtete mich auf und zog eines der Messer aus der Halterung an meinem Oberschenkel. Damit fuhr ich zwischen den Spalt der beiden Klappen und öffnete somit die innere Versiegelung. Leicht öffnete ich das Fenster und schielte hinein. Im leichten Kerzenschein erkannte ich zwei Betten, einen Tisch mit drei Stühlen und ein Gerüst, was wohl als Regal dienen sollte. Anhand dieser Einrichtung nahm ich an, daß diese Leute schon länger hier waren. Beim genaueren Hingucken erkannte ich zwei Personen, die in den Betten schliefen. Beides Männer.
Nun schloß ich also die Klappen wieder und sah mich nach der nächsten Behausung um.

Mittlerweile hatte ich zwei Hütten und vier Zelte hinter mir. Bis jetzt war ich bei neun Personen in den Behausungen plus drei Wächter auf 12 Personen gekommen. Aber es lagen noch gut drei Hütten und eine Handvoll an Zelten vor mir. Gerade saß ich unter einem kleinen Verschlag, da der Wächter vorbeikam und wollte gerade zur nächsten Hütte aufbrechen, als plötzlich Bewegung in das Lager kam.
Ich sah die Leute zum Taleingang rennen und wusste somit, daß man Ubiytsa nicht entdeckt hatte, trotzdem war ich nun in Gefahr.

P.o.V. Ubiytsa

Konzentriert folgte ich jeder Bewegung von La Bête. Sie schlich zwischen den Zelten und Hütten umher wie ein Schatten. Der wandernde Wächter lief einmal öfters an ihr vorbei, bemerkte sie aber nie.
Obwohl sie noch nie hier draußen im Gelände war, kam sie sehr gut voran und ich spürte kurzzeitig so etwas wie Stolz in mir aufkeimen, verdrängte das Gefühl aber bald wieder.

Mittlerweile hatte ich mich aufgesetzt, um das Lager besser im Blick zu haben. In einer Hand hielt ich das Fernglas und in der anderen drehte ich eine Kugel zwischen meinen Fingern. Das Gewicht des kalten Metalls war deutlich zu spüren. All dies war keine Simulation. Wir wussten wirklich nicht, wie viele Leute sich in diesem Lager aufhielten. Es war auch nicht bekannt, was sie hier taten und woher sie kamen. Einzig wichtig war, daß sie sich im Gebiet von HYDRA befanden. Ob unwissentlich oder nicht war egal, aber sie mussten weg.
La Bête war genau die Richtige dafür, aber sie würde in ihrem Zustand nie freiwillig so viele Leute auf einmal töten. Vor allem nicht, weil man sie nie direkt gelöschte hatte und sie somit sehr instabil war.

Gerade sah ich mit an, wie sie in die Rückwand eines Zeltes ein winziges Loch schnitt, um hineinschauen zu können. Dumm war sie auf jeden Fall nicht. Einfallsreich, konnte man sagen.
Ich grinste gerade in mich hinein, als ich ein Knacken und Stimmen am Fuße des Hügels an unserem Lager hörte.

Sofort erstarrte ich und lauschte in die Nacht hinein. Die Stimmen wurden lauter, weshalb ich mich wieder langsam ins Gestrüpp zurückzog.
An dem lauten Schnaufen und schweren Schritten konnte ich erahnen, daß jemand den Hügel hinauf kam. Kurz darauf konnte ich zwei Männerstimmen ausmachen und Wörter wie 'HYDRA', 'SHIELD' und 'Rettungsmission' hören. Genau vor mir erschien ein schwarzes Paar Stiefel. Instinktiv hielt ich die Luft an. Der Mann fing wieder an zu Sprechen und nun konnte ich auch verstehen, was er sagte:

"Da unten ist ein Lager. Vielleicht gehören die ja noch nicht zu HYDRA und wir können da eine kurze Pause machen. Wir trampeln jetzt nun schon seit Stunden durch diesen Wald und haben immer noch keine geheime Basis gefunden."

"Hier muss ich dir Recht geben. Ich bin schon total müde. Am besten wir sagen dem Rest der Gruppe unten Bescheid und dann gehen wir am Taleingang ins Lager. Da können sie uns offensichtlich sehen und halten uns nicht für Spione.",
hörte ich die andere Stimme sagen.

Es folgte nur noch Zustimmung von der ersten Person und schon verschwanden die Stiefel aus meinem Blickfeld. Ich hörte die beiden den Hügel runtergehen und dann wieder mehrere Stimmen, die auf eine große Gruppe hinwiesen.
Als die Stimmen leiser wurden, konnte ich nur vermuten, daß sie nun zum Lager gingen.

Ich musste sie warnen!, schoß es mir direkt in den Kopf. Zu dumm, daß wir keine Kommunikationsgeräte hatten. Schnelles Handeln war jetzt wichtig. Sofort griff ich zum Fernglas und sah, daß man die Besucher bereits entdeckt hatte und die Aufmerksamkeit auf das neue Ereignis gelenkt wurde. La Bête würde unter diesen Umständen nie ungesehen aus dem Lager kommen, da sie sich viel zu nah am Geschehen befand.

Plan B, dachte ich mir bevor ich aufsprang und den Hügel hinunter in unser kleines Lager stolperte. Erstaunlicherweise wurde es nicht entdeckt. Dort räumte ich hastig alles zusammen und stopfte es in den Rucksack. Diesen warf ich mir über die Schulter, sicherte die Träger und setzte auch meine Maske auf. Dann lief ich um den Hügel herum und von hinten in das Lager hinein. Die hier eigentlich ansässige Wache war mit zum Mob am anderen Ende gelaufen. Ohne groß auf andere Zeugen zu achten lief ich in das Lager und dahin, wo ich La Bête vermutete.

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