Erinnerungen

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Das kleine Bildchen oben habe ich letztens in meiner Home-Schooling-Zeit gemalt. 😅
Ich dachte, ich zeig's euch mal. Was denkt ihr, könnten die beiden wohl sagen? 🙃

P.o.V. Erzähler

Wütend lief Schmidt im Raum auf und ab. Vor ihm standen Agent Johnson und Ubiytsa. Der junge HYDRA-Führer regte sich nun schon zum zweiten Mal über die misslungene Mission auf. Bis jetzt hatte er aber noch nicht randaliert. Auch blieb der junge Soldat, Ubiytsa, unverletzt. Johnson hatte Schmidt einreden können, daß der Junge mit am wenigsten Schuld hatte und die Mission durch nicht vorhersehbare Umstände nach hinten losging und abgebrochen werden musste.

Natürlich galt es, den Verlust wieder auszubügeln. Doch man war sich nicht sicher, ob man nochmals Ubiytsa schicken sollte oder einen anderen Agenten, um La Bête zurückzuholen. Aber ihnen war auch bewusst, daß sich La Bête gerade unter höchster Sicherheit bei SHIELD befand und sie so oder so nur sehr schwer an sie herankommen würden. Sie mussten also warten.

Außerdem musste sich der braunhaarige Agent erst einmal wieder erholen. Glücklicherweise trug das Serum mehr als nur positiv zur Heilung bei. Dennoch sollte man nichts überstürzen. Diese gesamte 'Missionsauswertung' diente also mehr dem Zweck, daß Bernhardt Schmidt seine Wut rauslassen konnte und schonmal die nächsten Maßnahmen plante. Diese ging es dann schnellstmöglich umzusetzen.

Nach gut einer halben Stunde wurden die beiden entlassen. Ubiytsa bekam den Auftrag, sich wieder dem Training zu widmen. Johnson sollte sich mit seinem Team nochmals zum Lager begeben, um die dortige Situation einzuschätzen. Wie viele Verluste hatten sie erlitten und was gab es für weitere Maßnahmen. Immer hin sollte diese Ansammlung an ungebetenen Gästen schon längst ausgelöscht sein.
Doch bevor er seine Truppe zusammenrief, begleitete er noch Ubiytsa zu den Trainingsräumen:

"Wir werden im Lager nachfragen, ob sich die SHIELD-Einheit zu weiteren Plänen geäußert hat. Ich versuche in Erfahrung zu bringen, in welchem Zustand sich La Bête befand. Dann sehen wir weiter."

Darauf nickte der Junge bloß und sah auf die metallene Tür, die zu den Trainingsräumen führte.
Da er keine weitere Zeit verschwenden sollte, stieß er die schwere Tür auf und trat ein. Durch sein verbessertes Gehör, merkte er, wie Johnson den Gang hinunterlief.
Der Junge war immer noch etwas niedergeschlagen. Und dagegen half nur eins:
Frustabbau.

Er lief also zu einem der vielen Schränke an der Wand und öffnete diesen. Aus einem Regal nahm er sich schwarze Bandagen. Auf dem Weg zum Boxsack wickelte er seine Hände ein. Nun musste der Sandsack leiden. Doch deutlich weniger als sonst, da Ubiytsa's Schulter immer noch weh tat. Er schlug sich den ganzen Frust aus der Seele. Es war echt ein Wunder, daß der Sack noch heile war.

Doch was war dieser ganze Frust?
War es die misslungene Mission? Irgendetwas in ihm sagte ihm, daß es nicht das Scheitern in der Mission war, das ihn so belastete. Es war wohl viel mehr der Verlust von La Bête. Irgendwas an diesem Mädchen ließ ihn so vertraut mir ihr sein. Irgendetwas tief in ihm sagte ihm, daß er sie kannte. Doch er hatte ständig diese gähnende Leere im Kopf, wenn er versuchte an sein Leben vor alle dem zu denken.

Aber er wusste ganz genau, daß da irgendwas hinter ihm lag. Nur konnte er es nicht verfestigen. Dieser ganze Hintergrund, der ihn zu dem machte was er heute ist, war einfach verschwunden. In den dunklen Tiefen seine Gedächtnisses verschluckt. Nur zu gut wusste er wenigstens, woher dieser Verlust kam.

Noch immer sah er die roten Abdrücke an seiner Schläfe, wenn er in einen Spiegel schaute. Manchmal schmerzte es sogar. Ein Grund, weshalb er nie zugab, daß seine Erinnerungen manchmal schleichend zurückkamen. Man würde ihn wieder auf diesen Stuhl setzten und das kalte Metall würde auf seiner Haut brennen. Er fürchtete sich vor diesen Schmerzen, da sie nach ihrem Verschwinden ein großes Loch hinterlassen. Noch immer wusste er nicht, warum man ihm das antat.
Er verstand es einfach nicht.

Mittlerweile hatte er aufgehört und sich in die Ecke an der Wand zusammengekauert. Er hatte die Beine angezogen und versuchte sich zu konzentrieren. Seit er bemerkt hatte, daß die Wirkung dieser schmerzhaften Prozedur nach einiger Zeit nachließ, versuchte er immer wieder, irgendwelche Fetzen seiner Vergangenheit zurückzuerlangen.
Er entspannte also seinen Körper und schloß die Augen. Sollten die Erinnerungen doch kommen.

Erste Erinnerungen krochen in sein Gedächtnis, als ihn plötzlich das Geräusch von lauter werdenden Schritten in die Realität zurückholte. Sofort sprang er auf und stellte sich wieder an den Boxsack. Kurz darauf öffnete sich auch schon die Tür. Es war ein fremder Soldat, welcher eintrat.

Er war bewaffnet und forderte den Braunhaarigen auf, in seine Zelle zu gehen. Wortlos wickelte Ubiytsa seine Bandagen ab. Dabei durchbohrte er den Soldaten mit einem kalten Blick. Er wusste ganz genau, daß dieser wirkte und er konnte sich ein gemeines Lächeln nicht verkneifen, als es dem doch so starken Soldaten ziemlich unangenehm wurde. Sein Angst war schon spürbar.

Doch seine langsam zurückkehrende Vernunft sagte ihm bald, daß der Soldat es genauso wenig verdient hatte zu leiden. Aber etwas Spaß konnte man ihm doch können. Auch wenn es schwarzer Humor war. Schon wieder meldete sich sein Verstand und er setzte wieder eine emotionslose Miene auf, bevor er die Bandagen wieder in den Schrank räumte und sich zu dem Soldaten umdrehte.

Dieser war eher kräftig gebaut und hatte eine gedrungene Statur. Obwohl Ubiytsa ihn um einiges überragte, fühlte er sich mit seiner Waffe deutlich stärker. Was aber nichts zu heißen hatte.
Mit dem Lauf der Waffe deutete er auf die Tür und somit auf den Gang. Der junge Soldat lief also voraus in den Gang. Er wusste ja, wo seine Zelle war.

Nach dem typischen, schier endlosen Marsch zum Zelltrakt stand Ubiytsa nun vor seiner Zelle. Wortlos ging er hinein und hörte, wie hinter ihm die Tür ins Schloß fiel und abgeschlossen wurde. Daraufhin atmete er tief ein und aus. Dabei kamen wieder ein paar Erinnerungsfetzen hoch.
Da sowas ständig passierte, wenn die Wirkungen des Stuhls nachließen, schrieb er sich die Erinnerungen auf.

Aus einem Loch an der Unterseite seiner Matratze zog er ein altes, abgegriffenes Notizbuch hervor. In diesem befand sich ein abgenutzter Bleistift. Er ließ sich auf die Matte fallen und schlug das Buch auf. Nach ein paar Seiten fand er eine leere und schrieb sofort los. Größtenteils versuchte er die Bilder in seinem Kopf zu beschreiben, da er sie nicht zeichnen konnte.

Diesmal sah er einen jungen Mann, der ein paar Jahre älter schien. Er hatte blaue Augen und strohblondes Haar. Sein Körperbau war eher muskulös und Ubiytsa schätzte ihn größer als sich selbst. Dann beschrieb er die Umgebung, in der er den Mann sah:
Es war ein eher dunkler Raum, doch er erkannte auch andere Leute, aber verschwommen. Der Fokus lag auf den Blonden vor ihm. Dieser lächelte ihn an und schien ihm vertraut zu sein. Jedoch wollte bei Ubiytsa kein Name erscheinen. Er würde wohl der vertraute Fremde bleiben.

Und genau diese Beschreibung setzte er und den kleinen Abschnitt in dem er den jungen Mann gerade beschrieben hatte. Da keine weiteren Bilder mehr auftauchten, fing er an, die letzten beschriebenen Seiten durchzublättern. Dort fand er weitere Beschreibungen von Personen, Orten und Ereignissen.

Bis jetzt hatte er herausgefunden, daß er eine Familie hat oder hatte. Auf jeden Fall hat diese ihn irgendwann weggeschickt und er kam an einem Ort, der einem Kinderheim nah kam. Doch nachdem er eine Szene mit einem Maximilian Pierce vor Augen hatte, wusste er, daß er dort kein Ponyhof-Leben hatte. Woher er den Namen kannte?
Ihm wurde die Szene gezeigt, wie er ganz neu an diesen Ort kam und wo er mit diesem Mann vertraut gemacht wurde.

Die Letzte Erinnerung ließ ihn sogleich mitfühlen. Er sah aus seiner eigenen Perspektive, wie er durch einen Wald vor jemanden davonrannte. Hinter sich konnte er Stimmen vernehmen und direkt bei ihm hörte er die Äste unter seinen Füßen knacken. Dann sah er eine Luke im Boden. Ohne groß Nachzudenken riss er diese auf und fand eine Leiter. Schnell war er diese hinuntergestiegen und hatte die Klappe geschlossen. Über sich hörte er die Stimmen vorbeiziehen. Doch seine Neugierde drängte ihn, diesen neuen Ort zu erforschen. Also stieg er in diesen Gang und lief dicht an der Wand entlang bis zum Ende, bis er vor einer großen Tür stand.
Zuerst versuchte er, durch das kleine Loch in der oberen Hälfte zu sehen, doch erkannte nichts. Sein nächster Versuch war es, die Tür zu öffnen. Nachdem er einige Male vergeblich daran gerüttelt hatte, wurde diese plötzlich aufgerissen.
Ab da hörte die Erinnerung auf.

Reviens à moi!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt