14.

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Ich scheine der Einzige zu sein, der fertig ist, mit seinem Date, denn im Wohnzimmer treffe ich niemanden an. Seufzend lasse ich mich auf das Sofa fallen und hoffe  dass ich schnell hier raus kann und mich zu Hause in meiner Arbeit vergraben kann. Sicher nimmt Alec gerade Wills Antrag an und ich nehme mir vor, es mir nicht im Fernsehen anzusehen. Natürlich möchte ich sehen, wie Alec aussieht aber das alles ist nicht mehr wichtig.

Plötzlich geht die Tür auf und Clary kommt herein. "Magnus? Was ist los und warum gehst du nicht zu deinem zweiten Date?" fragt sie streng und ich sehe mich nach Kameras um. "Ich bin alleine." sagt sie und ich nicke. "Weil mein zweites Date erstens noch beschäftigt ist und zweitens will er mich wohl nicht mehr sehen."

Clary runzelt die Stirn. "Wenn wir beide von dem selben Mann reden, dann wartet er auf dich. Los, Magnus." Ich starre sie an. "Alec?" frage ich leise und sie nickt lächelnd. "Wenn ich dir mal so ganz privat einen Rat geben darf, gib nicht so schnell auf. Manchmal lohnt es sich, zu kämpfen, also worauf wartest du." Sie zwinkert mir zu und ich springe auf. Schnell gebe ich ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und stürme hinaus.

Vor meiner Kabine hole ich tief Luft, bevor ich reingehe. Drinnen halte ich inne, denn ich höre, dass Alec Gitarre spielt. Die Melodie klingt traurig und ich muss schlucken. Leise setze ich mich und lausche den Klängen. Ich schließe die Augen und nehme jede Sekunde in mir auf. Bilder blitzen durch meinen Kopf, Bilder aus längst vergangenen Tagen und eine tiefe Melancholie überkommt mich. Entschlossen schüttel ich den Kopf. Jetzt ist nicht die Zeit in  der Vergangenheit zu leben, jetzt muss ich nach vorne schauen.

Als die Melodie endet, höre ich Alec tief seufzen und dann hört es sich an, als wenn er aufsteht. "Alexander." sage ich leise. "Du bist da." stellt er fest. "Ja, ich bin da. Warum bist du es?" frage ich und er lacht auf. "Warum ich hier bin? Vielleicht weil ich ein letztes Mal mit dir reden möchte." erwidert er und klingt ebenso traurig, wie seine Melodie von eben.

"Egal was Will dir erzählt hat, es stimmt nicht. Adrian und ich sind nur Freunde. Er bekommt gleich einen Antrag von Liam und er wird ihn annehmen. Zwischen Adrian und mir läuft rein gar nichts. Das musst du mir glauben, auch wenn es zu spät ist." Ich kämpfe gegen einen dicken Kloß in meinem Hals an.

"Zu spät wofür?" Ich räuspere mich. "Zu spät mich für dich zu entscheiden. Ich habe erst gedacht, du bist mir zu nahe, du gehst zu sehr unter meine Haut, denn das hat mir Angst gemacht. Aber Alexander, ich will keine Angst mehr haben, ich will endlich wieder atmen, wieder leben. Ich will keinen Vincent, keinen Adrian, ich will dich. Ich weiß, dass Will dich gefragt hat, ob ihr heiratet und das ist okay. Nein, eigentlich ist es nicht okay, denn ich glaube, du und ich, wir gehören zusammen."

Zittrig atme ich ein und warte ab aber nichts passiert. "Fuck Alexander, es tut mir leid. Ich will dich nicht verlieren, ich würde so gerne alles von dir kennen lernen und es ist mir so egal, wie du aussiehst. Du bringst mich zum Lächeln und zum Träumen. Du beruhigst mich alleine mit deiner Stimme so sehr, dass ich endlich wieder das Gefühl habe zu leben. Es ist unfair von mir, dir das alles zu sagen, jetzt wo du einen anderen Mann heiratest aber ich muss es dir trotzdem sagen."

Ich bin fertig mit meiner Rede und stehe auf. "Ich hoffe, er macht dich glücklich, sonst breche ich ihm jeden einzelnen Knochen. Leb wohl, Alexander."
Damit gehe ich zur Tür und greife nach der Klinke. Meine Knie sind weich und ich zitter am ganzen Körper. Es tut weh.

"Ich habe Nein gesagt." höre ich seine Stimme und ich bleibe stehen. "Was?" frage ich vorsichtig nach. "Ich habe Nein gesagt, Magnus und jetzt wäre es schön, wenn du nicht wegläuft, sondern mich auch was sagen lässt." Ich bin sprachlos. "Ich höre." murmel ich nur.

"Ich habe Nein gesagt, weil Will nie in Frage kam. Von Anfang an warst du es den ich wollte. Schon bei deinem ersten Wort wusste ich, ich bin angekommen. Als Will mir das von Adrian und dir erzählt hat, hat es mir fast das Herz gebrochen und ich wollte das Ganze hier abbrechen aber du hast eines vergessen, Magnus. Du hast auf meiner Seite einen guten Freund gefunden, der mich aufgeklärt hat und mich schon fast gezwungen hat, mich zu setzen und auf dich zu warten. Ich habe so sehr gehofft, du kommst noch und meine Erwartungen wurden sogar übertroffen. Du bist da und hast die gleichen Gefühle für mich, wie ich für dich."

Fassungslos starre ich den Spiegel an, unfähig irgendetwas zu sagen.
"Magnus, ich habe das Gefühl, du und ich, das wird was ganz Großes. Komm bitte zum Spiegel." fordert er mich auf und mit zittrigen Beinen, tue ich das, was er sagt. "Ich stehe davor."

Ich höre einen Moment nichts und dann kommen die erlösenden Worte.
"Magnus Bane, ich knie hier vor der anderen Seite und ich wünschte, ich könnte deine Hand dabei halten, aber das geht nicht. Willst du den Sprung mit mir wagen und wir beenden dieses Experiment gemeinsam? Willst du mich heiraten?" Ich schnappe nach Luft und Tränen schießen mir in die Augen. Das gibt es alles nicht. Vor ein paar Tagen wollte ich weder mit dieser Show, noch mit der Liebe etwas zu tun haben und heute stehe ich heulend vor einem Spiegel und mein Traummann macht mir gerade im Fernsehen einen Heiratsantrag.

Meine Beine geben nach und ich falle ebenfalls auf die Knie. "Nur wenn du auch mich heiraten willst, Alexander." Er lacht leise. "Das will ich." Ich hole tief Luft. "Ja, ich will dich heiraten, Alexander Lightwood." antworte ich lachend und er fällt mit ein.

Love is blindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt