47.

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Als Cat die Tür öffnet, ist ihr Gesichtsausdruck ein Wechselbad der Gefühle. Erst strahlt sie, dann runzelt sie die Stirn und als ihr Blick auf meinen Hals fällt, wird sie blass. "Oh mein Gott, was ist passiert?" fragt sie und deutet uns an herein zu kommen. Drinnen starrt sie mich an und hebt eine Hand an meinen Hals. Widerstandslos lasse ich ihre Berührungen zu und lasse sie dabei nicht aus den Augen. "Ich kenne diese Art von Verletzung." flüstert sie. Die darauffolgende Stille ist fast greifbar.

Langsam dreht sie sich zu Alec um und fixiert ihn. "Warst du das?" knurrt sie gefährlich leise und es ist Zeit für mich einzuschreiten. "Cat." Sie hört nicht und baut sich vor Alec auf. "Caterina." sage ich etwas lauter und sofort schmerzt es wieder in meinem Hals. "Was, Magnus?" Ich seufze laut. "Das war doch nicht Alexander, ich bitte dich. Es war Will. Er ist durchgedreht und wenn du jetzt zur Vernunft kommst, erkläre ich dir alles ganz in Ruhe."

Meine Stimme bricht und ich muss husten. Alec stürzt zu mir. "Geht es? Brauchst du eine Tablette? Cat, wir brauchen Wasser." sagt er bestimmt und sie scheint völlig überfordert zu sein mit der Situation. Schließlich nickt sie stumm und rennt in die Küche. Alec führt mich ins Wohnzimmer und wir setzen uns auf das Sofa. Meine beste Freundin kommt mit einem Glas Wasser und einem ängstlichen Blick zurück und Alec nimmt ihr das Getränk ab und hält es mir an die Lippen. Dankbar trinke ich einige kleine Schlucke und lehne mich dann erschöpft an Alecs Schulter.

"Ich erkläre es ihr. Du machst jetzt eine Sprechpause, Magnus." befiehlt er und beginnt vom gestrigen Abend zu berichten. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie immer wieder zwischen ihm und mir hin und her, bevor sie aufsteht und vor mir auf die Knie fällt. "Es tut mir so schrecklich leid. Das ist alles meine Schuld." Sie beginnt zu weinen und ich streichel ihr über den Kopf.

Hilflos sehe ich Alec an, der sich laut räuspert. "Cat, es ist nicht deine Schuld." sagt er sanft und sie sieht mit verquollenen Augen zu ihm. "Hätte ich ihn nicht angemeldet, hätte er diese Erfahrung nicht ein zweites Mal in seinem Leben machen müssen, Alec." Wieder streiche ich über ihren Kopf. "Dann hätte ich Alexander nie kennen gelernt." sage ich so leise wie möglich. "Das war es wert." Sie sieht mich an. "Nichts ist es wert, deswegen zu sterben aber ich verstehe was du meinst. Ich bin so froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist." Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich feste. "Gut, dass ihr jetzt hier seid. Ich rufe Ragnor an." Ich nicke und lehne mich dann wieder an Alec.

Eine Stunde später stürzt mein bester Freund herein und reisst mich an sich. "Fuck, geht's dir gut?" fragt er atemlos und ich nicke. Als nächstes schließt er auch Alec in seine Arme. "Was macht ihr denn für Sachen? Gut, dass du ihn gefunden hast." Gequält sieht Alec ihn an. "Nicht ich habe ihn gerettet, Ragnor. Das war Liam." Dieser nickt. "Ich hörte davon aber gefunden hast du ihn, also wäre das Thema geklärt. Leute, ich brauch einen Drink. Wer noch?" Er geht in die Küche und ich sehe Alec an. "Hör auf dich selbst zu zerfleischen, Alexander. Das bringt nichts." Er hebt die Hand. "Du sollst nicht so viel reden."

Ich lächel ihn an. "Dann musst du mich wohl zum Schweigen bringen." erwider ich augenzwinkernd und sofort liegen seine Lippen auf meinen. Es tut gut ihn zu küssen und Sehnsucht  flammt in mir auf. Meine Hände krallen sich in sein Shirt und ich presse mich an ihn. Er löst sich kurz von mir. "Magnus, was wird das? Du brauchst Ruhe." Gierig schnappe ich nach seinen Lippen. "Dann solltest du mich wohl lieber ins Bett bringen." hauche ich provokant und küsse ihn erneut.

"Ähm, sollen wir euch alleine lassen?" kommt es da von Ragnor und ich rolle genervt mit den Augen. Alec tritt einen Schritt zurück. "Schon okay. Ihr stört gar nicht." grinst er und ich versuche ihn böse anzusehen. Cat lacht auf. "Sieht man. Sollen wir uns etwas zum Essen bestellen oder soll ich was kochen?" Ich reisse die Augen auf. "Du kochen?" krächze ich und Ragnor lacht. "Siehst du, ich bin nicht der Einzige, der Angst hat vor deinen Kochkünsten." sagt er und sie boxt ihn auf den Oberarm. "So schlimm ist es auch wieder nicht." schmollt sie. "Ich kann was kochen." mischt Alec sich plötzlich ein und alle sehen ihn an. "Wow Magnus, kochen kann der auch noch? Hat er noch einen Bruder?" staunt Cat und Ragnor sieht sie empört an. "Hey, ich kann dich hören." Liebevoll küsst sie ihn.

Ich ziehe Alec zur Seite. "Ich will nicht, dass du kocht. Ich will dich in meinem Bett." hauche ich und er schüttelt den Kopf. "Anderer Vorschlag. Du legst dich hin, ich koche uns etwas, wir essen gemeinsam und dann verschwinden wir gemeinsam ins Bett. In unsere Bett. Was hälst du davon?" schnurrt er und ich gebe mich geschlagen. "Du musst doch genau so müde sein, wie ich, Alexander." sage ich rau und er schüttelt den Kopf. "Es geht mir gut. Wirklich. Los, ab ins Bett mit dir." Mit einem letzten Kuss gehe ich mit Cat nach oben und ziehe mich dort um.

Liebevoll deckt sie mich zu und sieht mich besorgt an. "Ich bin so froh, dass du noch da bist." sagt sie leise. "Ich auch." erwidere ich. "Du solltest wirklich darüber nachdenken, mit einem Therapeuten über alles zu reden, Magnus. Das ist alles mehr, als man ertragen kann. Was denkst du?" fragt sie und ich zucke leicht mit den Schultern. "Ich denke darüber nach. Versprochen." Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn. "Mach das. Jetzt versuch zu schlafen. Ich hab dich lieb." Ich lächel kurz. "Ich hab dich auch lieb." murmel ich und bin im nächsten Moment eingeschlafen.

Love is blindWhere stories live. Discover now