Love is blind

23.

Ich sehe zu dem Mann neben ihm und stelle fest, dass ich mir Liam ganz anders vorgestellt habe. In meinem Kopf war er klein und blond aber der Mann der mich gerade anstrahlt, ist fast so groß wie Alec und hat ebenso schwarze Haare. "Ich freu mich dich zu treffen." sagt er charmant und umarmt mich kurzerhand. Lachend erwidere ich die Umarmung und sehe dabei Adrians Blick zu seinem Freund. Er ist scheinbar immer noch so verliebt wie vor dem Treffen.

Ich werfe einen Blick nach hinten und strecke die Hand nach Alec aus. Er steht auf und kommt zu uns. "Das ist Alec." sage ich stolz zu Adrian und dieser grinst. "Scheinbar stehen wir beide auf große, dunkelhaarige Männer." platzt er heraus und ich lache laut. "Scheint wohl so." Liam wendet sich meinem Freund zu. "Schön, dich zu sehen." Sie nicken sich zu und nehmen sich kurz in den Arm.

Adrian klatscht in die Hände. "Ob die anderen auch hier sind?" fragt er und ich runzel die Stirn. "Ich hoffe nicht, um ehrlich zu sein. Das Bedürfnis Will wieder zu sehen, ist doch sehr gering." antworte ich und Alec legt besitzergreifend seinen Arm um mich. Gerade will er was sagen, als mehrere andere Männer sich zu uns gesellen. Unter ihnen mache ich Henry aus, also muss der Mann neben ihm Jerome sein. Freundlich begrüßen wir uns und dann geht mein Blick zu dem anderen Paar.

Neben Will, der sich gerade bei Liam und Alec vorstellt, steht dann wohl Vincent. Ich mustere ihn und muss zugeben, dass er sehr hübsch ist. Er fängt meinen Blick auf und kommt zu mir. "Magnus." stellt er fest und lächelt. Seine Augen leuchten in einem sehr hellen Grün, sehr faszinierend. Er ist ungefähr so groß wie ich, seine Haare sind dunkelblond und er hat ein wirklich schönes Gesicht.

"Schön, dass wir uns mal treffen." stellt er fest und ich nicke. "Freut mich ebenfalls." Er nickt. "Bist du glücklich mit deiner Entscheidung?" So ist Vincent. Sehr ehrlich und direkt. Über die Antwort muss ich keine Sekunde nachdenken. "Ja, das bin ich. Wie ist es bei dir?" Er sieht nachdenklich aus. "Ich denke, dass Schicksal hat ganz gut für mich entschieden." sagt er ausweichend.

Die Stimmung ist ausgelassen, wir haben gemeinsam gegrillt und der Alkohol fließt in Strömen. Ich habe viel gelacht mit Adrian und Liam und auch Henry hat sich als echter Spaßvogel heraus gestellt. Meine Laune ist hervorragend und daran können auch die durchdringenden Blicke von Will nichts ändern.

Irgendwann zieht Adrian mich am Ärmel. "Sollen wir kurz alleine reden?" fragt er und augenrollend stelle ich fest, dass die Kamera uns begleitet, als Adrian und ich uns ein wenig von den anderen absetzen. "Ignorier sie einfach." murmelt er und lässt sich in den Sand fallen. Ich setze mich neben ihn und sehe ihn an. "Alles klar?" frage ich besorgt, denn Adrian sieht plötzlich ernst aus. Er nickt. "Ja, alles in Ordnung. Liam ist toll." sagt er. "Aber?" frage ich nach und er seufzt. "Naja, eigentlich kein aber."

Streng mustere ich ihn und erneut seufzt er. "Ist ja schon gut. Guck nicht so. Es ist nur, dass ich oft Angst bekomme. Eine Hochzeit? Wirklich?" Ich muss grinsen. "Noch ist es ja nicht so weit." Dann werde ich ernst. "Was lässt dich zweifeln? Gibt es Schwierigkeiten zwischen euch?" Er schüttelt den Kopf. "Nicht im Geringsten, ich weiß einfach nicht, ob ich schon soweit bin zu heiraten." Ich lege eine Hand auf seinen Arm. "Adrian, wenn es soweit ist, wirst du die richtige Entscheidung treffen. Ihr beide scheint füreinander bestimmt zu sein." Er lächelt. "Ja, ich denke auch. Wie ist es bei euch?"

Sofort muss ich lächeln. "Ich bin wohl ganz schön verknallt, schätze ich. Ich hab ihm alles erzählt." Adrian nickt. "Gut so und es scheint ihn ja nicht vergrault zu haben." Glücklich nicke ich. "Zum Glück nicht." entgegne ich. Dann beginnt Adrian zu grinsen. "Und wie weit seid ihr beide?" Kurz brauche ich einen Moment, bis ich verstehe, was er meint. "Es ist schon intim bei uns." antworte ich vage und er lacht. "Liam und ich sind schon alle Schritte gegangen und Magnus, es ist himmlisch mit ihm. Heißt das, ihr habt noch nicht?" fragt er und ich schüttel den Kopf. "Nein, wir haben noch nicht miteinander geschlafen, wenn es das ist, was du wissen willst." Er nickt. "Okay, nur nichts überstürzen." Er sieht zu den anderen hinüber.

"Will scheint noch immer ein reges Interesse an Alec zu haben." sagt er und mein Kopf fährt herum. Will steht sehr nahe bei meinem Freund, der gerade etwas erzählt und dabei lächelt. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in meinem Magen breit und ich starre die beiden an. Vincent unterhält sich mit Henry, Jerome und Liam und scheint von der Flirterei nichts mitzubekommen.

Will legt eine Hand auf die von Alec und mit gerunzelter Stirn bemerke ich, dass er sie nicht wegzieht. "Ich glaube nicht, dass du einen Grund zur Eifersucht hast, aber wir sollten mal zurück gehen." Ohne ein weiteres Wort nicke ich und rappel mich wieder auf. Langsam gehen wir zurück zu den anderen, wo Adrian mit einer liebevollen Umarmung von Liam begrüßt wird. Eine Weile stehe ich unentschlossen herum und beobachtet weiter, wie Will beginnt, die Hand von Alec zu streicheln. Wut kommt in mir auf. Wut auf beide, denn Will flirtet ganz offensichtlich mit Alec und dieser unternimmt nicht das Geringste dagegen. Ich hätte es wissen müssen. Das Alles war viel zu schön um wahr zu sein.

Ich schüttel den Kopf und beschließe nicht dazwischen zu gehen sondern abzubrechen und zurück ins Hotel zu gehen.
"Entschuldigt mich bitte. Ich gehe schon mal wieder zurück." murmel ich zu den anderen und registriere Adrians besorgten Blick und sehe wie Vincent irritiert zu Will und Alec sieht. Ohne abzuwarten, ob noch jemand was sagt, drehe ich mich um und gehe.

Müde stapfe ich über den Sand und meine Augen brennen. Am besten ich packe sofort meine Sachen und reise ab. Sollen Cat und Ragnor zusehen, wie sie die Vertragsstrafe zusammen bekommen, ich lasse mich nicht weiter demütigen in der Öffentlichkeit. "Magnus? Bleib stehen, wo willst du denn hin?" Ich erkenne Alecs Stimme und werde schneller. Ich will ihn nicht sehen, geschweige denn mit ihm reden.