Kapitel 12

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Als ich aufwachte war es schon wieder hell draußen, was hieß, dass ich die ganze Nacht durchgeschlafen haben musste. Ich spürte wie jemand mit meinen Haaren spielte und als ich aufblickte, sah ich, dass es Bucky war. Er sah gedankenverloren durch die Gegend. Wir waren beide anscheinend gestern Abend eingeschlafen, denn ich lag auf ihm drauf. "Du gibst ein gutes Kissen ab.", meinte ich schmunzelnd und richtete mich auf. "Das hab ich schon bemerkt.", schmunzelte er ebenfalls. "Ich hab Hunger.", sagte ich, doch Bucky sah mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Was? Ich hab jetzt schon seit...",schnell schaute ich auf mein Handy, wobei ich vor Schreck fast vom Sofa geplumpst wäre wenn Bucky mich nicht festgehalten hätte,"Wir haben ja schon 1 Uhr! Das ist jetzt schon mehr als 13 Stunden ohne Essen!". Daraufhin bekam ich ein Lachen als Antwort,"Ist das deine einzige Sorge?". "Worüber sollte ich mich denn sonst noch sorgen?", fragte ich als ich aufstand und mich erstmal streckte. "Über die ganzen Leute die uns suchen?", meinte er verwirrt über meine Gelassenheit. "Ich habe mich fünf erfolgreiche Jahre vor ähnlichen Leuten wie jetzt versteckt! Ich glaub, da schaff ich die ein bis zwei Jahre, die wir uns verstecken müssen bis Gras über die Sache gewachsen ist, auch noch.". Bucky schaute mich verwirrt an, "Vor wem und warum musstest du dich denn verstecken?". "Vor HYDRA. Nachdem sie herausgefunden haben, dass ich nicht tot war, wie am Anfang vermutet, und dass das Experiment bei mir angeschlagen war, musste ich untertauchen. Sie haben noch vier weitere von meiner Sorte bei sich, die auch so Sachen machen müssen wie du sie machen musstest. Vier sind ihnen aber scheinbar nicht genug, denn sie haben mich um jeden Preis verfolgt. Ich musste viele von ihnen töten um nicht geschnappt zu werden.", erzählte ich ihm, woraufhin er mich nur nachdenklich ansah. "Wie bist du...so...geworden?", fragte er. Ich setzte mich wieder neben ihn und fing an zu erzählen," Ich hab von klein auf jegliche Kampfsportarten trainiert, um für einen möglichen Angriff geschützt zu sein. Ich war, laut HYDRA, eine der besten Kämpfer auf der Welt. Eines Abends wurde ich von einem riesigen Wolf verfolgt. Ich wollte ihn abhängen, aber er wurde einfach nicht müde. Als dann mein Motorrad den Geist aufgab, hatte er mich erwischt. Keine Ahnung was dann passiert ist, aber als ich das nächste mal aufwachte, war ich in einer Art Keller. Da waren noch 5 andere Männer und ich wusste, dass ich gegen alle keine Chance hätte. Sie haben mich an einen Tisch gekettet und mir eine Spritze gegeben. Einer der Männer meinte auch schon, dass es sein kann, dass ich sterbe, aber als ich das nächste mal aufwachte waren zwei Tage vergangen. Ich lag irgendwo mitten im Wald, ganz allein. Irgendwie schaffte ich es dann nach Hause zu kommen. Nach ein paar Tagen habe ich mich dann das erste mal verwandelt.". "Wie hast du herausgefunden, wie du dich verwandelst?". Ich seufzte einmal laut. "Es war ein Zufall. Ich hatte mich mit jemandem gestritten und plötzlich stand ich als Wolf da. Die nächsten Minuten hatte ich nicht mehr mitbekommen, nur noch als ich mich dann wieder beruhigt hatte und als Mensch da stand. Ich sah den Mann vor mir auf dem Boden liegen. Er war tot. Das war das erste mal, dass ich jemanden in Wolfsgestalt getötet hatte. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Wolf, weshalb ich auch noch 3 Jahre später die ersten Minuten als Wolf nie mitbekam. Irgendwann hab ich dann mal versucht, mich zu verwandeln ohne komplett auszurasten. Ich musste nur leicht wütend werden und schon stand ich als Wolf da. Da ich nicht total wütend war, konnte ich meinen Wolf auch kontrollieren und hab auch die ersten Minuten mitbekommen. Das hab ich dann immer wieder trainiert und irgendwann hatte ich den Dreh raus. Trotzdem sind zu viele Menschen nur meinetwegen gestorben.". Bucky nahm meine Hand in seine und ich lächelte ihn traurig an. "Weißt du, mir ging es nicht anders. Ich konnte mich auch nicht kontrollieren. Ich hab es einfach gemacht, ohne jegliche Schuldgefühle. Ich hab mich noch nichtmal gefragt ob das, was ich mache, richtig oder falsch ist. Also: Du bist nicht alleine.", versuchte er mich aufzumuntern. Kurzerhand umarmte ich ihn einfach. Zuerst saß er etwas steif da, doch dann legte er auch die Arme um mich. "Ich hatte immer gehofft, dass niemals jemand anderes auch so etwas durch stehen muss. Es war die Hölle.", flüsterte ich. "Aber jetzt ist es vorbei.". Ich löste mich von Bucky und sah ihn traurig an, "Bei dir vielleicht, aber bei mir wird es nie vorbei sein.". "Wir haben ein neues Leben angefangen! Es kann nur besser werden!". "Nein! Du und Steve. Ihr habt ein neues Leben angefangen. Ihr könnt immer wieder ein neues Leben anfangen! Ich kann das aber nicht. Ich kann den Wolf in mir nicht von jetzt auf gleich verbannen. Ich will garnicht erst wissen, was passieren würde, wenn ich es trotzdem täte. Das würde ein viel zu großes Chaos bringen! Ich werde den Wolf in mir niemals los. Ich muss von nun an anfangen, damit leben zu können, aber ich weiß nicht ob ich das kann. Das ist auch der Grund warum ich dir und Steve geholfen hab. Ich möchte etwas gutes tun. Zum Ausgleich von früher. Ich weiß, ich kann es nicht mehr rückgängig machen, aber ich möchte wenigstens der Welt und den Menschen etwas gutes tun. Helfen.". Bucky nahm meine Hand wieder in seine,"und ich werde dir dabei helfen. Ich möchte auch was gutes tun, weißt du?", ich lächelte ihn an und legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Danke.". Daraufhin drückte er nur meine Hand.

Wir saßen noch eine ganze Weile einfach so da und dachten nach, als uns plötzlich ein räuspern aus unseren Gedanken riss. "Habt ihr zu ende geredet?",fragte Steve. Ich hockte mich so auf das Sofa, dass ich Steve geschockt ansehen konnte, da er hinter uns gestanden hatte. "Du hast gelauscht?". "Nein. Ich wollte eben eigentlich reinkommen und fragen was ihr so macht, aber als ich gehört hab, dass ihr am reden seid, wollte ich nicht stören und bin wieder gegangen. Ich bin ja nicht so eine Vorwitznase wie du.". Bei dem letzten Satz war ich einfach mal übers Sofa gesprungen nur um ihn anklagend und mit in die Hüfte gestemmten Händen anzugucken, "Ich bin keine Vorwitznase!". "Nein! Natürlich nicht! Deswegen bist du ja auch immer genau dann bei mir, wenn ich mit irgendwem telefoniere.", meinte Steve mit hochgezogener Augenbraue. "Ja! Da stimme ich dir voll und ganz zu, aber auch nur, weil ich ja wissen muss, ob du jetzt mit deiner kleinen Freundin zusammen bist oder nicht. Also ist das komplett gerechtfertigt.", verteidigte ich mich, woraufhin Steve nur anfing zu lachen, während Bucky dies mit einem schmunzeln abtat. "Natürlich doch.", sagte Steve nur nachdem er fertig war mit lacheln und ging Richtung Küche. "Ach stimmt. Ich hatte ja Hunger!", meinte ich, woraufhin sich dann auch mein Bauch mal mit einem knurren meldete. Also machte ich mich auf den Weg in die Küche, doch als ich dort nichts vernünftiges zum Frühstück fand, entschied ich mich zum Bäcker zu gehen und Brötchen zu holen. Ich schnappte mir, trotz des sehr warmen Wetters, eine Jacke und eine Kappe. "Wo willst du hin?", fragte mich Bucky, der gerade um die Ecke gekommen war und nun überrascht stehen blieb. Ich konnte ihn verstehen. Ich hätte mich wahrscheinlich genauso gewundert, weil dass das erste mal in dieser Woche war, wo ich raus ging, mit Ausnahme vom shoppen und wir wohnten schon eine Woche hier. "Ich wollte Brötchen holen gehen. Wir haben sonst nichts da zum frühstücken.". Er nickte mit dem Kopf und als er die Kappe sah, fing er an zu schmunzeln, "Ich hätte ja gefragt ob ich mitkommen soll, aber du hast schon meine Kappe auf und ich hab nur die und ohne Schutz will ich auch nicht gehen.". "Oh! Das hab ich garnicht gesehen! Tut mir leid. Ich muss so in Gedanken gewesen sein, dass ich sie verwechselt hab.", meinte ich und wollte die Kappe schon wieder zurücklegen, jedoch wurde ich von Bucky aufgehalten, der sich mein Handgelenk schnappte, mir die Kappe abnahm und sie wieder auf meinen Kopf setzte. "Kein Ding. Sie steht dir eh viel besser als mir.". Ich spürte wie ich rot wurde und senkte schnell meinen Kopf. "Danke. Ich...Ich geh jetzt besser. Bis nachher.", murmelte ich noch, ehe ich auch schon aus der Wohnung verschwand. "Bis nachher, Jola.", hörte ich noch. Ich blieb noch ein paar Sekunden vor der Wohnungstür stehen um meinen Puls zu beruhigen, der, als Bucky mir gerade näher gekommen war um die Kappe wieder aufzusetzen, rasch in die Höhe geschossen war.

Dann ging ich los.

Inferno//Winter Soldier FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt