Kapitel 17

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"Na? Wie weit seid ihr?", fragte ich als ich in der Werkstatt ankam. "Ah, Jola! Gut, dass du gerade gekommen bist. Ich hab ne Frage. Was, denkst du, ist hier kaputt?", fing mich Clint auch schon direkt ab und zog mich zu einem Motorrad, dass mir verdächtig bekannt vorkam. "Woher hast du das? Ich dachte, dass das Motorrad nach meiner letzten Aktion komplett schrott war.", fragte ich verblüfft, da es das Motorrad war, welches ich auf der Brücke, bei der Rettung von Natasha, Steve und Sam vor Bucky und seinem Gefolge, geschrottet hatte. "Och. Ich hab es mitgenommen, als ich es da liegen sah. Ich dachte mir, so ein schönes Ding kann man doch nicht einfach wegschmeißen. Ich hab erst später erfahren, dass das Motorrad dir gehört.", erzählte Clint und zuerst konnte ich es garnicht richtig glauben, doch als ich es dann checkte, fiel ich ihm um den Hals. "Danke! Das war das einzige, was ich noch hatte! Zumindest war es das einzige, was ich noch von früher hatte...Ich hab gedacht, ich hätte das Motorrad nun endgültig verloren, aber...Du hast es gerettet! Danke! Danke! Danke!". Ganz im Eifer des Gefechtes umarmte ich Bucky auch direkt, der nur lachend seine Arme um mich schlang. Als ich mich löste, schaute ich mir das Motorrad nochmal richtig an. "Hat viel mitgemacht. Kein Wunder bei der Besitzerin.", grinsend ging ich darauf zu. "Die Zündkerzen müssen aufjedenfall gewechselt werden, genauso wie der Auspuff. Aber das habt ihr sicherlich auch schon gesehen.", fing ich an und zählte dann alles auf, was ich an Reperaturbedürftigen Dingen an meinem Motorrad fand. "Wow. Du musst echt Ahnung davon haben.", meinte Clint anerkennend als ich geendet hatte. "Ja. Ich war früher oft...Ich hab früher oft in einer Werkstatt ausgeholfen.", meinte ich ausweichend, da ich ihm die Wahrheit nicht erzählen wollte. Nicht erzählen konnte. Clint nickte nur, doch ich sah Bucky an, dass er meine Lüge durchschaut hatte, weswegen ich mich schnell von ihm weg drehte. "Also. Denkst du, du kriegst die Sachen?", fragte ich Clint. "Klar. Morgen kannst du schon anfangen, dran zu arbeiten. Es wird zwar noch nicht alles da sein, aber einiges.". Überrascht sah ich Clint an. "Ihr werdet überall von der ganzen Öffentlichkeit gesucht. Nicht ich. Also werde ich mich jetzt mal auf den Weg machen und die Sachen besorgen.", meinte er und ging raus. Ich stand nur da und konnte ihm verblüfft nachsehen. "Das ist...wow.", flüsterte ich vor mich hin und dachte garnicht mehr an Bucky, der ja auch noch da war, bis er mir seine Hand auf die Schulter legte. "Warum hast du uns angelogen?", fragte er und drehte mich zu sich um. Das hatte ich auch schon längst wieder verdrängt gehabt. "Ich...Es...Es ging um meine Familie...und ich rede nicht gerne über meine Familie. Ich hasse es sogar und...wenn ich ehrlich bin...ich habe noch nie über meine Familie geredet.", meinte ich dann wahrheitsgemäß. "Vielleicht ist es besser mal darüber zu reden.". "Vielleicht...irgendwann...aber nicht jetzt.", meinte ich und drehte mich von ihm weg. "Okay. Dann mal ein anderes Thema. Woher hast du dieses Prachtexemplar?", fragte Bucky dann, doch diese Frage war nicht wirklich besser, aber ich lächelte ihn nur an und antwortete ihm dann. "Ich hab es von meiner Familie bekommen.". Nach seinem Gesicht zu urteilen, fand er es gerade extrem peinlich, dass er mich doch unwissentlich nach meiner Familie gefragt hat. "Oh...d...das...äh...", stotterte er, woraufhin ich nur anfangen musste zu lachen. Er hatte recht. Ich musste mit jemandem darüber sprechen. Also fing ich an. "Wir hatten früher nie viel Geld gehabt. Wir hatten ein Haus irgendwo im nirgendwo. Mein Vater hatte eine Werkstatt aufgemacht, da immer viele Autos vorbei kamen, die einen platten oder sowas hatten und es das einzige war, was mein Vater richtig gut konnte. Wir kamen gerade so über die Runden, weswegen meine Brüder auch früh angefangen haben zu arbeiten. Damit hatten wir eindeutig mehr Geld. Es ging uns allen gut. Ich hatte meinem Vater oft in der Werkstatt geholfen und dadurch auch viel gelernt. Irgendwann hat meine Familie mich überrascht. Sie haben mir eine MV Agusta F3 800 geschenkt. Die da.", ich nickte mit dem Kopf in die Richtung des Motorrads,"Sie war der Hammer. Ich habe sie geliebt. Dann habe ich auch angefangen zu arbeiten. Mein erstes eigenes Geld verdient. Ich musste ziemlich weit fahren mit meinem Motorrad, aber da wir mittlerweile sehr viel mehr als genug verdienten, war das auch kein Problem mehr. Ich habe Kampfsportunterricht angeboten, welcher wirklich gut besucht war. Ich war auch die einzige die verschiedene Kampfsportarten in einem Kurs durchnahm. Klar war der dann gut besucht. Da wir mittlerweile genug Geld hatten gingen meine Brüder und ich auch gelegentlich feiern. Dadurch kam es, dass ich eines Abends vom feiern kam und etwas passierte. Ich war mit meinen Freunden feiern gewesen, hatte aber nichts getrunken um noch nach Hause fahren zu können. Da wir soweit weg wohnten und man fast eine Stunde unterwegs war bis zu dem Club wo ich immer feiern war, hatte ich nie darauf bestanden, dass mich jemand abholt. Das hieß,ich habe nur dann was getrunken, wenn meine Brüder mit dabei waren und einer von ihnen gefahren ist. Das war mir aber auch immer egal gewesen. Ich hatte auch so immer Spaß gehabt. Aufjedenfall kam ich dann etwas nach Mitternacht aus dem Club und wollte nach Hause fahren. Naja, du weißt ja, was in dieser Nacht geschehen ist. Als ich dann aufwachte, mitten im nirgendwo, und mein Motorrad tatsächlich nicht weit von mir entfernt war, machte ich mich dann mit dem Motorrad auf den Weg nach Hause. Das war das erste mal gewesen, dass ich dachte, mein Motorrad wäre vollkommen schrott, aber ich hatte Glück. Als ich dann zuhause ankam, wurde ich direkt von meiner besorgten Mutter aufgenommen. Sie erzählte mir, dass ich zwei Tage lang weg war. Mein Vater und meine Brüder hatten mich schon überall gesucht. Meine Mutter war die ganze Zeit zuhause geblieben um mich zu empfangen falls ich doch wieder zuhause auftauchte. Als alle zuhause waren, erzählte ich, was passiert war. Alle wunderten sich, doch da es mir gut zu gehen schien und ich keine Anzeichen von irgendeiner Vergiftung oder so hatte, schickten sie mich nur mal kurz zum Hausarzt, welcher auch sagte, dass alles gut wäre. Wir repärierten mein Motorrad wieder und alles war wieder gut...Dachten wir zumindest. Nach drei Wochen fing es an, dass es mir immer schlechter ging. Ich hatte nur Kopf- und Bauchschmerzen am Anfang. Dann wurde es immer schlimmer. Nach einer Woche konnte ich mich kaum bewegen. Der Arzt, der schon öfter da gewesen war, konnte nicht feststellen, woher es kam und das nächste Krankenhaus wäre einen ganzen Tag mit dem Auto weg gewesen. Als es nach einer Woche so schlimm wurde, beschloss mein Vater mit mir zum Krankenhaus zu fahren. Meine Mutter und mein ältester Bruder kamen mit. Wir hielten gerade, weil ich wieder das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Wir waren schon über 8 Stunden unterwegs gewesen. Das Gefühl mich übergeben zu müssen, wurde einfach nicht besser, aber ich übergab mich nicht. Ich konnte nicht. Mein Vater wurde sauer, weil er sich Sorgen machte und meinte, dass wir nicht weiterfahren können, so wie es mir ginge. Daraufhin schrie er meine Mutter an, dass wir zu lange gewartet hätten. Ich wurde auch wütend, weil meine Mutter nichts dafür konnte. Ich musste nur leicht wütend sein und dann...dann stand ich als Wolf da. Ich...Ich hatte mich tatsächlich unter Kontrolle gehabt. Wahrscheinlich lag es an dem Schock. Trotzdem...Ich stand zu nah an meinem Vater. Als ich...", ich merkte wie mir eine Träne über die Wange rollte, wischte sie weg und riss mich zusammen, "Als ich mich umdrehte, sah ich meinen Vater. Er lag auf dem Boden und hatte vier dicke Kratzer im Gesicht. Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft habe, mich wieder zurückzuverwandeln. Wir sind so schnell wie nur irgendwie möglich ins Krankenhaus gefahren. Dort haben sie ihn sofort operiert. Er konnte nachher sein Gesicht wieder so bewegen wie vorher. Klar, er hatte jetzt dicke Narben im Gesicht, aber das war nicht so schlimm gewesen. Er hatte auch sein Auge verloren.", eine kurze Pause trat ein, in der wir beide nur vor uns hinstarrten, "Er bekam eine Augenklappe, damit es nicht so schrecklich aussah. Ich machte mir große Vorwürfe. Mein Vater, meine Mutter und meine Brüder meinten die ganze Zeit nur, dass es nicht meine Schuld gewesen wäre. Ich könnte ja nichts dafür, ich hätte mich ja nicht im Griff gehabt, meinten sie. Ich glaubte ihnen nicht. Ich glaubte ihnen kein einziges Wort. Klar war ich das schuld. Wer denn sonst? Und selbst wenn ich mich nicht im Griff hatte, war ich es, die ihm sein Auge nahm. Jeden Tag, wenn ich aus meinem Zimmer kam, musste ich meinen Vater sehen. Musste sehen, was ich angerichtet hatte. Ich fing an, mehr zu helfen. Ich half ihm jede freie Sekunde. Egal wo oder was es war. Tatsächlich half es ein wenig. Nicht viel, aber gerade so, dass ich es in seiner nähe aushielt. Dann, nachdem ungefähr 2 Wochen vergangen waren, nachdem ich mich so urplötzlich verwandelt hatte, passierte es wieder. Wir hatten vorher ausgemacht, es nicht mehr anzusprechen und einfach zu irgnorieren, dass ich mich in einen riesigen Wolf verwandeln kann. Das hatten wir auch. Bis zu diesem Tag. Ich verwandelte mich wieder unerwartet. Ich hatte mich mit einem meiner Brüder gestritten. Nichts wichtiges, was ganz banales. Ich weiß schon garnicht mehr, um was es ging. Ich hatte aber Glück gehabt. Ich hatte niemanden verletzt und konnte mich auch wieder kontrollieren. Später wusste ich auch, warum das so war. Ich verlor nur die Kontrolle, wenn ich mich nach längerer Zeit freiwillig verwandelte und nicht von meinem Körper gezwungen wurde. Aufjedenfall konnte ich nicht damit leben. Mit dem Wissen, dass ich mich jederzeit wieder verwandeln und jemanden verletzen könnte. Es war unerträglich. Deswegen haute ich ab. Ich machte es heimlich, denn sonst hätten sie mich nie gehen lassen. Ich hing einen Zettel an die Tür, dass sie mich nicht suchen sollten. Ich war da 19. Ich bin dann nach New York und hab mir da ein neues Leben aufgebaut. Ganze 5 Jahre hab ich mich nun seitdem schon versteckt. Ich hatte bis vor etwas mehr als einer Woche keine Freunde und auch keine Familie. Ich hab jeglichen Kontakt vermieden. Ich weiß noch nicht einmal, warum ich gerade hier stehe. Ich sollte abhauen und so viel Abstand wie möglich zwischen uns bringen...", Buckys Augen wurden groß und er wollte schon protestieren, aber da sprach ich einfach weiter,"Aber das könnte ich garnicht mehr. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich es geschafft habe, 5 Jahre, ohne einen einzigen sozialen Kontakt, auszuhalten.". Ich beendete meine Rede.

Es entstand eine kurze Pause.

Inferno//Winter Soldier FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt