44 ⇴ Reforming Friendship

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Am Montag in den Schulfluren war kaum nicht zu bemerken, dass die Schüler über etwas tuschelten. Sie steckten ihre Köpfe zusammen und flüsterten und kicherten. Zu meinem Glück bemerkte ich, dass sie beim tuscheln mich nicht anstarrten, was wohl hieß, dass es diesmal nichts über mich zu tuscheln gab.

Schon am Wochenende, hatte ich gemerkt, dass sich etwas geändert hatte. Will hatte mich nicht mehr nur böse angestarrt, sondern hatte versucht mit mir zu reden. Ich war zwar erleichtert, hatte ihn aber immer ignoriert, da ich fand, dass er maßlos übertrieben hatte mich zu meiden, nur weil ich mich in Trenton verliebt hatte.

Heute morgen hatte Will mich sogar gefragt, ob ich mit ihm und Ava fahren wollte. Ich hatte schlicht abgelehnt und war mit Zach mitgefahren, der mich drei Minuten später abholte.

Jetzt stand ich hier mit Zach im Schulflur an meinem Spind und merkte dass alle etwas wussten, worüber ich und Zach nicht wusste. Zumindest glaubte ich, dass Zach nichts wusste, denn als ich ihn fragend ansah, hob er bloß die Schultern und schüttelte den Kopf, um mir zu deuten, dass er nichts wusste.

Ich musste auch nicht lange raten, denn als sich mir eine halbe Minute später eröffnete worüber alle redeten, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. In mir stieg solche Wut auf, dass ich das Gefühl hatte, dass aus meinen Ohren Rauch qualmte.

Am Ende des Flures standen Trenton und Will und gaben sich einen Handschlag, als würden sie schon immer befreundet gewesen. Ich war so sauer auf beide, dass ich gar nicht merkte, wie ich einen Schritt auf sie zumachte, warscheinlich die schlimmsten Flüche, die ich jemals von mir gegeben hatte durch die Schule zu schreien, um nicht nur Will und Trenton, sondern die ganze Welt, auf meine Wut aufmerksam zu machen. Zach packte mich von hinten und zog mich in einen anderen Gang.

Ich schubste ihn sofort weg. "Was soll das? Hast du davon gewusst?" frage ich und möchte mich in Rage reden, aber Zach schneidet mir das Wort ab.

"Nein. Ich habe nicht davon gewusst. Ich hatte über die ganze Zeit keinen Kontakt zu Will."

"Aber einfach so?" frage ich irritiert. "Sie haben sich einfach so vertragen und hegen jetzt gar keine Wut mehr gegenüber den anderen?"

"Ich glaube nicht, dass alles einfach so gelaufen ist" sagt Zach und fährt sich durch die Haare. "Du solltest mit einen von ihnen reden. Du kannst nicht ewig sauer auf sie sein."

"Ich kann" sage ich schlicht und laufe davon zu meinem Kurs.

Ich weiß, dass Trenton und Will am Samstag acht Stunden nachgesessen haben, weil Will dass beim Gehen zu meinen Eltern gesagt hatte.

Ich fasste nur nicht, dass sie über Wochenende vertragen haben. Und dabei haben sie mir vergessen zu erzählen. Nein, sie hatten es nicht vergessen mir zu erzählen. Sowas vergisst man nicht. Und das machte mich so wütend.

Ich verfolge den Kurs ausnahmsweise mal gut, während mir wirre Gedanken durch den Kopf fliegen und ich beinahe vor Wut aufspringen möchte und Will und Trenton einen runterhauen möchte.

Nach dem Unterricht beschließe ich es wieder gut mit Ava zu machen, obwohl ich nicht weiß, wann das geschehen soll. Ich brauche mindestens eine Verbündete. Nach dem Unterricht überlege ich es mir jedoch anders, weil Ava mit Ocean und Trenton an einem Tisch in der Cafeteria sitzen. Und wie auch schon heute morgen springen mir fast die Augen aus dem Kopf, als ich Will sah, der neben Trenton mit Ava und Ocean sitzt.

Ich bin versucht einfach zu ihnen zu laufen uns sie anzuschreien. Stattdessen starre ich sie wie ein ungläubiges Fangirl, dass endlich ihre Lieblingsband sieht. Trenton erblickt mich und winkt mir zu. Sein Blick ist flehend.

LECK MEIN ARSCH. Oh mein Gott. Das hatte ich doch jetzt nicht wirklich gedacht, oder?

Schockiert über meine eigenen Gedanken drehe ich mich um und laufe wieder aus der Cafeteria heraus.

Ich merke erst, dass mir Tränen in die Augen geschossen waren, als ich den Flur betrete. Und mir schießen immer mehr Tränen in die Augen.

Mein Bedürfnis jemanden zu umarmen ist gerade so groß. Plötzlich umgreift mich ein Arm von hinten und schleudert mich herum. Ich stolpere gegen die Brust der Person. Ich bemerke nur, dass diese Person riesig war. Und sie roch so gut. Ich inhaliere den Duft, während ich laut schluchze und mich noch tiefer an die Brust presse.

"Fee" murmelt die Stimme. Im nächsten Moment ist mir klar, wer die Person ist. Ich stolpere nach hinten, als hätte ich mich an ihm verbrannt. Trenton stand da, in seiner vollen Größe aufgerichtet. Hinter ihm stand Will. Er sah mich besorgt an. Was zum Teufel war geschehen, dass er nicht sofort auf Trenton losging, wenn er mich umarmte.

"Es ist alles gut" beruhigt mich Trenton.

"Nichts ist gut" schreie ich, heißer vom ganzen Weinen. "Will hat mich jede verdammte Sekunde dafür gehasst, dass ich etwas mit dir unternommen habe. Jetzt tut ihr wieder auf beste Freunde. Ich musste die ganze Zeit geheim halten, dass ich mit dir zusammen war. Und du wolltest mir nicht helfen Will zu helfen, als ich es wirklich gebraucht habe."

"Wir haben uns vertragen. Für dich" sagt Will.

"Ach was, du Ritter in edler Rüstung. Du hast es für mich getan?", frage ich mit solchem Spott in der Stimme, dass selbst ich Gänsehaut bekam. Heiße Tränen bahnen sich auf meiner Wange an.

"Cara, Trenton hat mir geholfen" meint Will.

"Das ist wirklich toll für dich, Will. Ich freue mich für dich, dass du nicht mehr eine halbe Million zahlen musst." Meine Stimme ist immer noch voller Ironie.

"Wir waren jung und zugegeben ziemlich dumm." Will zuckt mit den Schultern. "Bitte gib uns eine Chance. Wir machen das wieder in Ordnung."

Ich rümpfe meine Nase. "Wollt ihr mir sagen, dass obwohl du glaubst, dass Trenton dich extra eine halbe Millionen verloren lassen hat, du ihm wegen mir vergibst?" frage ich fassungslos.

Will nickt. "Ich glaube nicht. Das Trenton es extra gemacht hat. Er hat überhaupt gar keinen Grund gehabt. Ich war nur so wütend. Ich brauchte irgendeinen Schuldigen. Und am leichtesten war es alles auf Trenton zu schieben." Er seufzt auf. "Es tut mir leid, dass ich es nicht erlauben wollte euch zusammen zu lassen."

"Als hätte ich dein Einverständnis gebraucht", murmle ich. Langsam versiegten meine Tränen.

"Vergib uns, bitte", flehte Trenton. Ich wollte nicht, aber ich spürte, wie ich langsam nickte.

"Ich werde euch helfen." Trenton sieht erleichtert aus, als er mein Nicken erkennt. Er zieht mich wieder in seine Arme und ich lasse es widerwillig zu.

Auf einmal legt auch Will seine Arme um uns. "Ich hasse es ja euch zu stören, aber meine brüderlichen Instinkte kicken einfach ein, wenn ich euch so sehe."

Ich kichere auf und spüre auch Trentons Brust vibrieren, als er tief lacht. Gott, wie ich das vermisst hatte.

Drive Fast | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt