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»Können wir nicht irgendwie anders an das nächste Quartier kommen? Was ist, wenn Menschen verletzt werden?«, frage ich, während ich mir auf die Unterlippe beiße und versuche, nicht in Tränen auszubrechen. Ich konnte meinen Heimatort nie sonderlich leiden. Zu wenig gute Erinnerungen und zu viele schlechte Erlebnisse. »Leni, ich weiß, das ist hart für dich. Mir geht es nicht anders. Aber es sind Pietro und Wanda, die wir so retten können. Bitte, sei eimal kein selbstloser Mensch und rette die Leute, die dir wichtig sind. Vielleicht ist die Stadt ja mittlerweile eine Geisterstadt und deswegen hat Hydra sich dorthin verzogen. Du weißt, wie müssen es probieren.« Ich nicke seufzend. Tasha hat recht. Wir eilen zu dem Flieger und während Natasha das Flugzeug startet und uns nach Russland befördert, versuche ich mich darauf vorzubereiten, eine Stadt wiederzusehen, die ich seit Jahren gemieden habe.

Einige Stunden später landen wir etwas abseits und machen uns auf dem Weg zu dem Gebäude. Schnell merken wir, dass die Stadt keine Geisterstadt ist und Hydra sich in einem Haus auf einer Straße mit vielen Menschen niedergelassen hat. »Natasha, wir könnten tausende von Menschen gefährden. Vielleicht sterben welche von denen«, zische ich leise. Natasha nickt. »Dann müssen wir vorsichtig sein«, flüstert die Rothaarige zurück. Ich schüttle frustriert den Kopf. Das müssen wir sowieso immer sein. Aber mit tausenden von Menschen wird das alles noch zehnmal schwieriger. »Beruhige dich, Leni. Wir schaffen das schon«, versucht Tasha mich zu beruhigen. Ich nicke. Natasha lächelt und wir versuchen so unauffällig wie möglich an das Haus zu gelangen.

»Miss? Chto ty khochesh' zdes'?« Verwirrt sehen Tasha und ich uns an. Wann haben wir das letzte Mal wirklich russisch gesprochen? »Was?«, frage ich daher verwirrt und nicht sonderlich klug. Verlernt habe ich mein Russisch nicht, das könnte ich nie, allerdings habe ich schon so lange kein Russisch gehört, dass ich doch etwas verwirrt bin. »Was Sie hier wollen?«, wiederholt der Mann, dieses Mal in unserer Sprache. »Oh. Wir haben hier ein Zimmer für diese Woche gemietet«, erklärt Natasha lächelnd. »Das ist nicht möglich. Hier wird nichts vermietet«, meint der Mann un sieht uns düster an. Tasha lehnt sich leicht nach vorne. »Das wissen wir. Wir sind Botschafter eines anderen Quartiers«, flüstert Natasha nun, sodass ich sie kaum hören kann. Der Mann sieht uns kurz skeptisch an, lässt uns dann aber rein.

Wir suchen direkt im Keller nach dem Raum mit der Karte. Wir verhalten uns unauffällig und schaffen es so, direkt zu besagtem Raum. Wieder sitzen einige Herren in dem Raum und vermasseln uns unseren Plan. »Scheiße«, zische ich leise. Natasha nickt unauffällig. Die Männer scheinen uns nicht erkannt zu haben, also versuchen wir unser Glück: »Meine Herren. Wir kommen vom Quartier aus Berlin. Vor ein paar Stunden wurden wir von zwei Feinden angegriffen und besiegt. Wir waren die einzigen, die überleben konnten. Wir haben uns gleich auf den Weg gemacht um ihnen mitzuteilen, dass sie wohlmöglich die nächsten sind.« Natasha redet, während ich stumm neben ihr stehe und nicke. »Haben Sie Fotos?«, fragt einer der Männer misstrauisch. Während ich am liebsten schreiend rausgerannt wäre, bewahrt Natasha die Ruhe. »Wir müssten Ihnen welche zugeschickt haben.« Verwirrt sehe ich Natasha an, bevor mir klar wird, dass diese Zusendung nur dazu dient, sie auf Trab zu halten und auch einfach schief laufen kann, sodass uns niemand etwas nachweisen kann.

»Sir? Wir haben tatsächlich ein Foto von jemandem, der ins Hauptquartier gebracht werden soll«, meint schließlich einer der Männer. Skeptisch sehe ich zu Natasha. Sie hält unscheinbar die Luft an. Die Männer sehen zu mir. »Eure Tarnung war fast perfekt«, meint einer der beiden, während zwei andere uns unerwartet und verdammt schnell Handschellen anlegen. So schell, dass wir nicht reagieren können und Tasha aus dem Raum geführt wird, während ich bei den Männern bleibe. »Aber Hydra ist schlau. Du wirst bereits im Hauptquartier erwartet«, wendet sich der älteste der Männer an mich und schickt mich mit einer abfälligen Handbewegung weg. Ich versuche mich zu wehren, doch der Mann ist zu stark. Oder ich bin zu schwach.

Flucht aus LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt