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Ich erzähle Leni ausführlich, was passiert ist. Oft schweife ich ab. Doch letztendlich komm ich zum Ende und sehe, dass es meiner Frau nicht gut geht. "Leni?" Sie sieht mich an. In ihren Augen haben sich Tränen gebildet, die sie aber tapfer wegblinzelt. "Schon gut. Nur ein wenig Eisen", haucht sie tapfer. "Wo?" Sie dreht sich um. "Meine Handschellen." Ihre Handgelenke sind rot und es scheint, als hätte man ihr die Handschellen viel zu fest gezogen, so wie das Eisen sich in ihr Fleisch bohrt. "Wieso bist du überhaupt hier?", frage ich und versuche sie so von ihrem Schmerz abzulenken. "Natasha und ich hatten alles im Griff. Allerdings hat der alte Mann dort scheinbar ein Bild von mir an die Quartiere geschickt, sodass man mich erkannt hat. Natasha und ich wurden getrennt. Sie ist unsere letzte Hoffnung", meint sie leise. "Mach dir keine Sorgen, Selene. Dir wird nichts passieren." Ich versuche ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. "Uns wird nichts passieren. Uns allen." Ich wende meinen Blick zu meiner Schwester, die sich ein Lächeln abzwingt.

Eine Weile ist es stumm in unserem Raum. Doch dann geht die Tür auf. Zwei Männer kommen herein und greifen unsanft nach den Armen meiner Frau. Sie ziehen sie hoch. Kurz darauf kommt auch der Grund dafür hinein. Der Mann, der mich und Wanda festgenommen hat. "Danke ihr beiden. Selene. Bist du zur Vernunft gekommen?" Ich runzle die Stirn. Er geht um Leni herum und betrachtet ihre roten Handgelenke. "Verpiss dich", haucht Leni mit letzter Kraft. Niemals würde sie ihren Stolz verlieren. "Das ist wirklich schade. Ich habe nämlich recherchiert, Selene Ricki Romanoff-Maximoff. Ich weiß alles über dich, was es zu wissen gibt. Scheinbar ist Eisen nicht deine einzige Schwäche." Ein dreckiges Grinsen legt sich auf das Gesicht des Mannes. Vorsichtig nimmt er Leni die Handschellen ab. Doch sobald das Eisen ihre Handgelenke nicht mehr berührt, kommt das Romanoff-Gen in ihr auf. Sie holt aus, wirbelt im Kreis und verfehlt den Mann nur um wenige Zentimeter. Die beiden Helfer kommen schnell zur Hilfe und halten die Handgelenke meiner Frau fest. "Das war nicht nett, Leni." Tadelnd blickt er sie an, geht dann wieder hinter sie. Erschrocken stelle ich fest, dass er etwas vorhat, was Leni das Leben nehmen könnte. "Wenn Sie das tun, Sie Schwein, dann zeige ich Ihnen, was es heißt, meinen Kindern ihre Mutter zu nehmen", zische ich und reiße an meinen Handschellen. "Oh, keine Sorge. Selene wird nicht getötet. Nein, sie überrede ich bloß. Bei dir und deiner Schwester sieht das ganze schon ein wenig anderes aus. Wenn eure Blutproben uns verraten, was wir wissen wollen, dann seid ihr nutzlos. Ihr solltet euch wohl besser benehmen", droht der Mann mir und meiner Schwester.

"Ich zeig dir gleich, wie wir uns benehmen", zischt Wanda wütend. Der Mann lacht. "Natürlich tust du das. Allerdings muss ich dieses Gespräch jetzt beenden." Schnellen Schrittes geht er zu Leni, nimmt ihr die Kette ab und verlässt den Raum. Leni sieht mit großen Augen zu mir und fasst sich an ihren nackten Hals. Ohne ihren Kristall ist sie so gut wie verloren.

Flucht aus Liebeحيث تعيش القصص. اكتشف الآن