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Ich eile zu Pietro und Wanda, reiße an den Ketten der beiden, doch ich bekomme sie nicht los. "Leni, hör auf. Spar deine Kraft. Denk an die Kinder." Widerwillig lasse ich mich an der Wand zu Boden gleiten. Pietro legt beruhigend eine Hand auf meine Schulter. "Wir kommen hier raus, Selene", spricht auch Wanda mir gut zu. Ich nicke. "Warum will der Mann, wie auch immer er heißt, mich überhaupt hier haben? Ich bin nicht hilfreich. Nicht so wie ihr." Pietro räuspert sich und bringt mich dazu, ihn anzublicken. "Er will mir alles nehmen. Dich eingeschlossen", erklärt er ruhig, doch ich höre die Wut, die er wirklich gut versteckt. "Ich bin aber kein Gegenstand. Mich kann man nicht einfach wegnehmen. Ich bin ein Mensch mit einem eigenen Willen und ich weiß auch, mit wem ich mein Leben teilen möchte. Und der alte Sack ist es nicht." Pietro lacht leise. "Du solltest dich schonen. Der Ehrgeiz, dich zu erhalten, lässt ihn seine Würde vergessen. Du musst ihm nur sagen, dass ihr es versuchen könnt. Damit rettest du dein Leben." Ich seufze und nicke.

Einige Minuten später kommt der Mann rein. Ich lächle gespielt. "Also, Selene. Bist du bereit zu reden, oder muss ich dich weiter in der Ecke schmorren lassen?" Ich nicke. "Sag mir deinen Namen und gib mir meine Kette zurück. Wenn du so gut über mich recherchiert hast, weißt du, dass ich ohne sie sterbe." Der Mann nickt, kniet sich zu mir und legt mir die Halskette um. Dabei kann er es sich nicht verkneifen, meine Haare wegzustreichen und seine Finger über meinen Nacken fahren zu lassen. Als ich mich umdrehe, während ich spüre, wie die Kraft zurückkommt, meinen Körper durch meine Adern strömt, sehe ich, wie er provozierend zu Pietro hochblickt. Ich richte mich auf, streiche dabei scheinbar unbeabsichtigt über Pietros muskulösen Bauch und schenke ihm ein gequältes Lächeln. Er erwidert mein Lächeln und deutet mir mit einem Nicken, ihn um den Finger zu wickeln.

"Nun, da ich deinen Namen kenne, wäre es nur gerecht, wenn ich dir endlich meinen Namen verrate. Ich heiße John." Lächelnd hält er mir seine Hand entgegen, die ich zögernd annehme. "Hör zu, Selene. Ich weiß, du magst mich nicht. Weil ich zu Hydra gehöre, weil ich deinen Mann entführt habe, ich weiß nicht, ob das die Hauptgründe sind, oder ob du noch andere, absurdere Gründe hast, um mich zu hassen. Aber ich bin ein Mann mit Gefühlen. Und ich bin eigentlich ein Familienmensch." Ich seufze. "Nun, John, ich bin gerührt. Doch mein Herz gehört Pietro. Wir sind schon lange verheiratet und ich bin glücklich. Mich davon zu überzeugen, dass es jemand besseren gibt, als Pietro, würde hart werden und ich weiß nicht, ob es den Aufwand wert ist." John lacht. "Aber natürlich ist es den Aufwand wert. Eine hübsche Frau wie du..." Er lässt den Satz unbeendet. "Hör zu, John. Ich weiß, dass du versuchst, Pietro zu schaden. Du kannst das Rumgesülze lassen." Johns Augen funkeln teils belustigt, teils beeindruckt.

Flucht aus LiebeDove le storie prendono vita. Scoprilo ora