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Man verfrachtet mich in einen Flieger. Irgendwann werde ich den Männern mit meinem Gekreische und Gefluche wohl zu viel, denn sie drücken mir ein Stofftuch mit Chloroform auf die Nase und ich schlafe ein.

Als ich wieder aufwache, setzen wir gerade zum Landeanflug an. Einer der Hydraagenten hat mich wenigstens angeschnallt, sodass ich nicht quer durch das ganze Flugzeug fliege. Mir fallen gerade hunderte von Beleidigungen ein, die ich allerdings nicht loswerde. Mein Mund fühlt sich an, als hätte man ihn zugeklebt.

Der Pilot landet sicher, wenn auch ein wenig langsam. Doch lange über die Flugkünste nachdenken, kann ich nicht. Denn, sobald das Flugzeug steht, schnellt einer der Typen mich ab und packt mich grob, schleppt mich nach draußen.

»Na endlich. Warum hat das so lange gedauert? Das nächste Mal seid ihr schneller hier!«, höre ich eine herrische Stimme. Kurz darauf werde ich vor einem älteren Herren abgesetzt. »Und du bist also Selene. Pietro hat einen hervorragenden Geschmack«, säuselt der Mann lächelnd. »Wo ist er?«, zische ich, ohne auf seine schmeichelnden Worte einzugehen. »Wer?«, stellt der alte Sack sich dumm. »Pietro! Mein Mann!« Der Mann von Hydra lacht. »Ach der. Ja, der ist irgendwo in diesem Bunker. Aber das soll dich nicht weiter stören. Dein süßer kleiner Kopf soll vor lauter Anstrengung doch nicht anfangen zu qualmen.« Wütend schnaube ich. »Ich gebe Ihnen gleich süßer kleiner Kopf. Dann brummt Ihr Dickschädel aber gewaltig!« Seine Miene wird starr. »Sonderlich viele Manieren wurden dir nicht beigebracht junge Dame! Aber das kriegen wir schon hin. Davis? Bring sie doch bitte zu Pietro und Wanda. Die beiden werden sich bestimmt freuen, sie wiederzusehen. Ach ja. Tausche ihre Handschellen mit denen. Das wird sie auf Trab halten.« Er wirft dem Mann hinter mir die Handschellen zu. Davis macht meine Handschellen los. Ich versuche mich zu wehren, mich zu befreien, doch ein weiterer Hydraagent kommt dazu und hält mich fest. Kurz darauf spüre ich, wie sich Eisen in meine Handgelenke bohrt. Schmerzerfüllt schreie ich auf.

Davis führt mich fort. Bald schon kommen wir an einem Raum an, in den der Mann mich unsanft stößt. »Leni?« Ich sehe auf. »Pietro!« So schnell es geht laufe ich zu ihm. Er sieht blass und abgemagert aus, aber ansonsten scheinen sie ihm nichts angetan zu haben. Wanda steht neben ihm und betrachtet lächelnd unsere Wiedervereinigung. Für eine kurze Zeit vergesse ich sogar meinen Schmerz. Sanft drücke ich Pietro einen Kuss auf die Lippen. »Du solltest nicht hier sein«, haucht Pietro hauchzart. »Du auch nicht.« Pietro lächelt. »Wie bist du hierher gekommen?« Pietro seufzt und fängt an zu erzählen.

Flucht aus LiebeWhere stories live. Discover now