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You make me feel special
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Geschockt sah Yoongi den grinsenden Jungen an, welcher sich sichtlich über seine Reaktion amüsierte. In seinem Gehirn ratterte es. Stand vor ihm vielleicht doch ein Geist oder log dieser Typ ihn gerade durchgängig an?
Nein, er sollte ihm glauben. Wer weiß, was bei solchen Experimenten alles passieren konnte. Bei dem Gedanken wurde ihm etwas übel. Er versuchte sich wieder zu fassen, konnte es jedoch nicht verkneifen, einen Schritt auf Jimin zuzugehen und mit zitternden Fingern seine Wange zu berühren. Sie war nicht kalt, nicht warm und fühlte sich weich unter seinen Fingerspitzen an. „Du bist echt..", stellte er fest.

Von dem Braunhaarigen ertönte ein Lachen, was Yoongi ebenfalls zum Lächeln brachte. Jemanden wie Jimin zum Lachen zu bringen musste schwer sein, soviel hatte er nun schon verstanden.
Durch ein bellen erlangte Holly die Aufmerksamkeit der beiden Jungen. Dies schien auch die Absicht des Hundes gewesen zu sein, da er nun aufsprang und etwas im kreis herum tapste.

„Ich befürchte Holly hat keinen Bock mehr in der Kälte rumzusitzen.", schloss Yoongi aus dem Verhalten seines Hundes.
„Verständlich.", stimmte Jimin zu. Für einen kurzen Moment sahen sich beide Jungen an, bis Yoongi sich dazu durchrang zu fragen, ob sie sich wieder sehen würden. Er atmete erleichtert aus, als Jimin nickte.
Mit einem leichten Lächeln entfernte sich Yoongi. Am liebsten würde er sofort mehr über Jimin erfahren, doch dass musste nun warten. Als er schon ein paar Meter gegangen war, drehte er sich noch einmal um. Jimin stand noch immer an dem Kai und winkte, als er Yoongis Blick bemerkte. Der Blonde winkte zurück und machte sich schließlich mit einem voranlaufenden Holly auf den Weg nach Hause. Erst jetzt spürte er, dass er ziemlich erschöpft war. Er würde wohl, mit bedauern um die nichtgemachten Hausaufgaben, gleich ins Bett gehen.

Zuhause angekommen lief er in Gedanken versunken zur Küche, öffnete den Kühlschrank und holte sich eine Flasche Wasser heraus, die er sofort öffnete und gierig daraus Trank.
„Yoongi?", hörte er eine Weiche Stimme hinter sich fragen. Er zuckte zusammen und drehte sich um, wobei er etwas Wasser umschüttete. „Mom! Erschreck mich doch nicht so!" Sie lachte nur etwas, wurde dann aber wieder ernst. „Ist alles in Ordnung bei dir? Du scheinst sehr in Gedanken."
Der jüngere schwieg. Für einen kurzen Moment hatte er den Drang, seiner Mutter alles zu erzählen, doch diesen Gedanken schob er sofort wieder zur Seite. Jimin vertraute ihm.

„Es ist nur die Schule, heute war ein stressiger Tag." Er hasste es, seine Mutter anzulügen, aber eine andere Wahl hatte er wohl nicht. Sie nickte verstehend und nahm sich ebenfalls eine Wasserflasche. „Du weißt, dein Vater und ich werden dich bei allem unterstützen und Dir gerne helfen wenn du möchtest, es ist in Ordnung wenn man ein Thema mal nicht versteht, so geht es jedem." Yoongis Herz erwärmte sich etwas bei ihren Worten. Sie wusste immer genau, welche Worte sie sagen musste und er war Froh sie zu haben.

„Danke Mom." Er umarmte sie und wünschte ihr eine Gute Nacht, bevor er in sein Zimmer schlurfte wo Holly schon zusammengekauert in seinem Körbchen auf ihn wartete. Schnell machte er sich Bettfertig und kuschelte sich anschließend in seine, dank der Heizung warmen Decke. Sein letzter Gedanke ging an Jimin, bevor er schließlich einschlief.

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Am nächsten Tag schön es ihm wie eine Ewigkeit vorzukommen, bis das letzte klingeln das Ende der Unterrichtsstunden andeutete. Schnell verließ Yoongi das Klassenzimmer, gemeinsam mit Jin und Hobi, die ihm hinterherriefen, er solle gefälligst nicht so schnell laufen, als wäre sein Leben davon abhängig.
„Wie wäre es wenn wir in einen Park gehen und zusammen lernen? Ich hab echt schiss vor diesem Mathetest.", schlug Hobi vor, als sie aus dem Schultor schlenderten. Jin und Yoongi stimmten zu und sie begaben sich, nachdem sie bei Yoongis Haus Holly abgeholt hatten, in Richtung Park. Genau zu dem Park, der ganz in der Nähe von dem Kai war, an dem der blonde Jimin kennengelernt hatte. Sie ließen sich auf einer Bank nieder, von der aus man sogar die Railing sehen konnte. Yoongi konnte es sich nicht verkneifen, nach dem braunhaarigen Jungen Ausschau zu halten. Wieso musste er auch ständig an ihn denken?

Zwei ganze Stunden vergingen, in denen die Jungen die Köpfe in ihre Mathebücher steckten und der Hund sich auf der naheliegenden Wiese im Schein der Sonne zu einem Schläfchen eingerollt hatte. So langsam verdunkelte sich der Himmel jedoch und die Freunde beschlossen aufzubrechen, was Yoongi so garnicht in den Zeitplan passte. Würde er jetzt nach Hause gehen, müsste er gleich wieder los, um Jimin antreffen zu können. Holly würde das allerdings nicht mitmachen, also beschloss er ohne ihn wieder loszugehen. Vorher schnappte er sich noch einen Apfel aus dem Obstkorb, der immer auf dem Küchentisch stand.

Er sah den braunhaarigen schon von weitem, wie er mit den Händen tief in die Taschen des Pullovers zur Sonne gerichtet stand. Sein Herz machte einen Sprung und er musste automatisch grinsen. Wieso freute er sich nur so sehr? Seine Schritte wurden zügiger, um so näher er dem anderen kam. Als er nur wenige Schritte von ihm entfernt war, drehte sich der andere um.
„Schön dich zu sehen Yoongi.", begrüßte er ihn mit seiner weichen Stimme.
„Freust du dich wirklich oder sagst du das nur so?", wollte er wissen, als er sich neben Jimin an die Railing lehnte. Eben genannter legte den Kopf etwas schief, und schien zu überlegen. Dann sagte er: „Ich denke ich freue mich tatsächlich. Und das sollte mir eigentlich Angst machen. Ich habe mich noch nie darüber gefreut, mit einem Menschen in Kontakt zu treten."

„Also bin ich besonders?", fragte der blonde. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch Jimins Worte berührten ihn auf eine Weise, die er nicht zu deuten wusste.

Lost Boy||YoonminWhere stories live. Discover now