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I had a dream
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Gerade fingen die ersten Vögel an zu zwitschern, es waren jedoch nur wenige, da es schließlich Winter war. Draußen war es deshalb immer noch dunkel. Jimin wusste nicht genau warum er aufgewacht war, denn er fühlte sich nur halbwegs ausgeschlafen. Er schaute neben sich wo Yoongi noch friedlich schlief. Ein Lächeln Stiel sich auf Jimins Gesicht, als er seinen Freund beobachtete, wie er tief im Land der Träume seinen Phantasien freien Lauf lassen konnte. Träume. Jimin hatte bis jetzt nur Traumlose Nächte gehabt. Bis jetzt. Heute hatte er das erste mal diese wunderschöne Welt entdeckt, die jeder nur in seinem eigenen Kopf besaß. Aber nicht immer waren Träume schön.

Jimin versuchte sich so gut es ging daran zu erinnern, was sein Unterbewusstsein ihm gezeigt hatte und um so länger er darüber nachdachte, desto mehr Erinnerungen kamen hervor. Erinnerungen. Das war es, was ihm im Traum gezeigt wurde. Genau so wie diese Bilder, die zuvor immer für wenige Sekunden in seinem Kopf gefangen waren, bevor sie ohne eine Spur zu hinterlassen wieder geflohen waren.

Schwarze Haare, süßes Lächeln, rosige Wangen, eine hellbraune Katze in den Armen. Das war der Jimin mit 11 Jahren. Er erinnerte sich. Die Katze hatte seiner Nachbarin gehört, die kurz nach Jimins 12. Geburtstag verstorben war. Er war traurig gewesen, denn er hatte sich gut mit der älteren Frau verstanden.
Ein weiteres Bild erschien vor seinem inneren Auge. Er war fünfzehn gewesen damals, als er sich die Haare gefärbt hatte. Seine Eltern waren sauer gewesen. Er hatte sich mit ihnen gestritten weil sie ihm nicht erlaubt hatten, sich die Haare zu färben, er es aber trotzdem gemacht hatte. Er hatte sich öfters mit seinen Eltern gestritten, sie verstanden ihn einfach nicht. In Gegensatz zu seinen zwei besten Freunden Taehyung und Jungkook. Ein weiteres Bild. Seine zwei Freunde umarmten ihn, weil er ihnen weinend erzählt hatte, seine Eltern würden ihn auf eine andere Schule schicken. Nun wusste er, dass es keine andere Schule war, zu der er hatte gehen müssen.

Eine Weile lag er noch in seinem Bett und ließ die neuen Bilder auf sich wirken. Als das Tageslicht langsam die Dunkelheit verdrängte, stand Jimin leise auf. Er wusste nun, was zu tun war, aber er wusste auch, dass er es nicht tun wollte. Tränen stahlen sich aus seinen Augen, doch er verbat es sich, laut aufzuschluchzen. Stattdessen nahm er zitternd einen Stift und ein Blatt Papier und begann zu schreiben.

∙∘∙∘∙

Zufrieden seufzte Yoongi, als er sanft aus seinem Schlaff geholt wurde, indem leichte Küsse seinen Hals verwöhnten.
„Jimin.", raunte er und zog den anderen näher zu sich. Er hörte Jimin Kichern und öffnete seine Augen, um in die leuchtenden seines festen Freundes zu sehen.
„Guten morgen Yoongi.", schmunzelte der braunhaarige und gab Yoongi einen kurzen Kuss auf den Mund, der Yoongi aber nicht reichte, weshalb er Jimin sofort wieder zu sich zog und ein weiteres Mal ihre Lippen miteinander verband.

„Heute ist Sonntag.", stellte Yoongi fest, als sie gemeinsam am Tisch saßen und frühstückten: „Was wollen wir heute machen?"
Jimin stand auf und stellte die leeren Müslischalen in den Abwasch. Dann zog er Yoongi von dem Stuhl und erklärte grinsend: „Wir machen einen Ausflug. Mach dich also schnell fertig damit wir schnell los können!"
Am Ende des Satzes war er schon fast in Yoongis Zimmer verschwunden, um sich selbst etwas besseres als Jogginghose und Schlafshirt anzuziehen.

„Aber Jimin! Was wenn du gesehen wirst?", stellte Yoongi die Tatsache, dass Jimin einfach so nach draußen wollte in frage.
„Keine Sorge, da wo wir hingehen, wird uns kein Mensch stören.", versicherte Jimin ihm. Yoongi musste grinsen, als ihm klar wurde, dass Jimin diesen Ausflug wohl nicht gerade Spontan geplant haben musste. War das etwa ein Date? Sie waren gerade eine Woche zusammen, hatten aber aufgrund Jimins Bekanntheit und Yoongis fehlender Zeit aufgrund der Schule, noch nie etwas unternommen, was über einen gemütlichen Abend mit Filmen, Süßigkeiten und kuscheln hinaus ging.

Den Weg über wollte Jimin kein Wort darüber verlieren, wo sie hingingen. Hand in Hand liefen sie einen schmalen Waldweg entlang. Holly war zuhause geblieben, der Hund würde Yoongis Eltern schon darauf aufmerksam machen, wenn er raus wollte. Jimin hatte einen dunkelblauen Hoodie an, bei welchem die Kapuze fast sein ganzes Gesicht bedeckte. Außerdem hatte er einen Rucksack mit, wobei Yoongi nicht wusste, was sich darin befand. Schweigend genossen sie die Stille und die wenigen Sonnenstrahlen, die es leider nicht schafften, die Gegend zu erwärmen. Trotz der Kälte fühlte sich Yoongi ungemein Wohl, was sicher daran lag, dass Jimin an seiner Seite war.

„Hab ich mal beim Wandern entdeckt.", erklärte Jimin und ging weiter in die Mitte des Ortes. Es war eine kleine grasige Fläche in mitten von Felsen, die etwas höher waren als sie selbst. Da im engeren Umfeld keine Bäume wuchsen, könnte man gut den Himmel sehen, und trotzdem fühlte man sich aufgrund der Felswände wie in einem geschlossenen Raum.
„Das es so etwas hier gibt..", wunderte Yoongi sich. Es war ein wunderschöner Platz, wenn man seine Ruhe haben wollte. Jimin holte zwei decken aus dem Rucksack. Eine legte er auf das noch etwas feuchte Gras, die andere legte er zur Seite.
Gemeinsam setzten sie sich und lehnten sich an die Felsen an.

Doch keine Sekunde später saß Jimin auf Yoongis Schoß und schaute ihn mit tiefen Augen an, die irgendwie..traurig wirkten.
„Alles in Ordnung Jimin?"
Jimin antwortete nicht. Es viel ihm schwer aber er musste es ihm sagen. Doch dafür war er gerade zu schwach, weshalb er kurz darauf seine Lippen auf die des Blonden legte. Sofort erwiderte Yoongi, doch es störte ihn, dass Jimin scheinbar etwas bedrückte.
„Du kannst mir alles sagen Jimin, das weißt du.", hauchte er zwischen zwei weiteren küssen. Seine Hände hatten sich bereits auf Jimins Hüfte gelegt, während die von Jimin den Weg in seine blonden Haare fanden.

„Ich habe geträumt Yoongi. Geträumt von..von meiner Vergangenheit. Ich weiß wieder alles. Wie mein Leben war, meine Freunde, Eltern, ich selbst..", flüsterte Jimin. Er hielt kurz inne und atmete Tief ein und nach einer Weile wieder aus. „Ich habe lange gelebt. Länger als die meisten anderen und schau mich an. Ich stecke im Körper eines sechzehnjährigen. Das geht einfach nicht.."
„Aber was willst du dagegen tun? Du bist nunmal anders, das musst du akzeptieren.", unterbrach Yoongi ihn. Der blonde bekam ein komisches Gefühl. Das was Jimin sagte stimmte. Er lebte schon so lange, er müsste eigentlich ein zerbrechlicher alter Mann sein und kein Jugendlicher, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte. Aber das wollte Yoongi nicht wissen. Er wollte einfach Zeit mit ihm verbringen, egal wie alt er in Wirklichkeit war.

„Yoongi?"
Er hob wieder den Blick, den er zuvor nach unten gesenkt hatte, schaute in Jimins traurige Augen. Sie schienen Jung und doch waren sie schon so alt. Es war gruselig.
„Yoongi ich habe genug gelebt.", flüsterte Jimin, blickte Yoongi dabei tief in die Augen.


Ich hoffe ihr seid von dieser Wendung nicht zu geschockt?
Was denkt ihr, wie wird Yoongi nun reagieren?

Lost Boy||YoonminDonde viven las historias. Descúbrelo ahora