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Gone
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„Was denkst du, wie fühlt sich Liebe an?", fragte Yoongi den braunhaarigen.
„Es muss ein schönes Gefühl sein, solange man von Personen geliebt wird, die man selber ebenfalls Liebt. Und es ist wahrscheinlich schrecklich, wenn das nicht der Fall ist."
Yoongi nickte zustimmend: „Ja, das stimmt. Man hat eine besondere Zuneigung zu der Person die man liebt, will sie ständig sehen und bei ihr sein. Doch wenn liebe nicht erwidert wird, dann tut es weh. Manchmal sehr weh. Außerdem gibt es viele Arten von Liebe. Man liebt seine Familie und seine Freunde. Oder auch Haustiere..", bei zuletzt gesagtem schenkte Yoongi Holly einen kurzen Blick. Der Pudel hatte sich in seinem Körbchen zusammengerollt und die Augen geschlossen. Bald müsste er aber nochmal raus. Yoongi fand es schade, dass Jimin ihn nicht bei ihren kleinen Spaziergängen begleiten konnte.

„Tut mir leid, ich bin nicht gut im beschreiben von Liebe.", erklärte Yoongi etwas beschämt.
„Das ist nicht schlimm.", erklärte Jimin während er sich durch die Haare strich.
Nach einer Weile beschloss Yoongi, mit Holly raus zu gehen, um dies hinter sich zu haben. Er war etwas müde und da morgen Schule sein würde, wollte er möglichst schnell wieder in sein Bett.

Während Yoongi und Holly draußen waren, lag Jimin auf dem weichen Bett, in dem es angenehm nach dem blonden roch. Er dachte mal wieder nach. Auch über das, was Yoongi gesagt hatte. Liebe war etwas, womit er nicht umgehen konnte. Und es machte ihn so traurig. Traurig weil er wusste, dass es nicht einfach werden würde für Yoongi. Er hatte es ihm zwar nicht gesagt, aber ein unerwarteter Geistesblitz hatte Jimin zuvor etwas klar gemacht, was er vielleicht gar nicht wissen wollte. Er wollte Yoongi sagen, dass es ihm leid tat, dass er sich nicht hätte in sein Leben einmischen sollen. Aber dafür war es jetzt zu spät und Yoongi hatte Gefühle für ihn.

Er versank so in seinen Gedanken, dass er nicht mitbekam, wie seine Augen langsam zufielen und sein Bewusstsein sich immer mehr verabschiedete. Doch dann hörte er wie sich die Wohnungstür öffnete. Erschrocken setzte er sich auf. Seine Atmung verschnellerte sich, als wäre er gerannt und er fing an, am ganzen Körper zu zittern. Als Yoongi in den Raum trat und Jimin so sah, lief er mit schnellen Schritten zu ihm.
„Oh Gott Jimin, was ist los?"
Jimin öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch es kam nur ein krächzen heraus. Verzweifelt drückte Yoongi den zitternden Jungen auf das Weiche Bett, fühlte an seiner Stirn, die ungewöhnlich warm für Jimins Verhältnisse war und holte daraufhin einen kalten Lappen.

Durch die Kälte des Lappens konnte Jimin langsam wieder klar denken. War er gerade fast eingeschlafen? Eine furchtbare Angst erfasste ihn. Er konnte doch garnicht schlafen, was, wenn er nicht mehr aufwachen würde, wenn er einschlief? Er spürten Yoongis besorgten Blick auf sich. Er konnte einfach nicht anders, als den siebzehnjährigen fest zu umarmen. Es gab ihm halt, fühlte sich gut an. Aneinander gekuschelt lagen sie nun auf dem Bett und langsam beruhigte sich Jimins Atem.

„Yoongi ich habe Angst." Seine Stimme war schwach und hörte sich so zerbrechlich an, dass Yoongi ihn noch näher an ihn heranzog.
„Alles ist gut Jiminie, ich bin da.", versuchte er den anderen zu beruhigen. Für einen Moment klappte es auch, doch dann fing Jimin an heftiger zu zittern.
„Yoongi ich wäre fast eingeschlafen. Das geht nicht! Ich kann nicht schlafen! Wieso wäre es dann fast passiert? Ich verstehe es nicht.."
Yoongi kannte Jimin schon gut genug um zu wissen, dass Jimin nun in seiner Verzweiflungsphase war und dort auch nicht so schnell wieder rauskommen würde. Am liebsten hätte er gesagt, dass morgen alles wieder gut sein würde, doch er bezweifelte es.

Und so wie befürchtet, wurde es auch am nächsten morgen nicht besser. Jimins Haut war blass und er zitterte fast durchgängig. Ab und zu wurde ihm heiß und er schwitzte etwas. Dann tränten seine Augen immer öfter. Die Bilder, die sich ab und zu in seinen Kopf einpflanzten wurden mehr. Jimin glaubte sich selber zu sehen, fröhlich und etwas jünger. Das alles war so ungewohnt und auch Yoongi wusste nicht genau, was er machen sollte. Es tat seinem Herzen weh, Jimin so zu sehen. Vor drei Tage hatte das ganze nun angefangen. Gestern war Montag, doch seine Eltern hatten darauf bestanden, er sollte bei Jimin bleiben, er selbst sah ja auch schon schrecklich aus. Da konnte Yoongi nicht widersprechen und er wollte es auch nicht. Die letzten Nächte hatte er kaum ein Auge zu bekommen um sich zu versichern, dass sich Jimins Zustand nicht noch mehr verschlimmerte.

Heute musste er jedoch zur Schule, da ein Test geschrieben werden würde. Der Test war ihm allerdings egal. Er konnte nur noch an Jimin denken. Auch seine Freunde fragten sich, was mit ihm los war. „Du weißt, du kannst uns alles erzählen..", versicherte Jin ihm ruhig. Yoongi nickte nur. Dann spürte er Hobis Arme um sich und gleich danach auch die von Jin. Die Gruppenumarmung mit seinen Freunden half ihm etwas, doch er konnte es ebenfalls nicht unterdrücken, dass ein paar Tränen seine Augen verließen.

Als die Schule endlich zu Ende war, machte sich Yoongi schnell auf den Weg nach Hause. Zum Abschied winkte er seinen Freunden noch flüchtig zu.
Hastig öffnete er die Wohnungstür. Wieso war er so nervös?
„Hi, Mom. Hast du was von Jimin gehört?", informierte er sich bei seiner Mutter während er sich die Schuhe auszog. Sie schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihn den ganzen Tag nicht gesehen, ist wohl die ganze Zeit in deinem Bett geblieben."
Auch ihre Stimme klang besorgt. Yoongi war seinen Eltern sehr dankbar, dass sie Jimin akzeptierten.

Schnell ging er zu seinem Zimmer und öffnete die Tür. Er schaute sich um, während sich sein Herzschlag schon fast verdoppelte. Jimin war nicht hier. Er war weg.


Wo Jimin wohl ist?🤔

Lost Boy||YoonminWhere stories live. Discover now