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Hug me
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Zu Yoongis bedauern beantwortete Jimin seine Frage, ob er besonders war, nicht. Stattdessen fing er an zu erzählen: „Ich bin nicht allwissend, aber ich weiß Sachen, die ein normaler Mensch nicht weiß." Er strich sich durch seine braunen Haare, die im Wind sofort wieder durcheinander Gewirbelt wurden. Sein Blick lag auf der Sonne, die bald der Dunkelheit Platz machen würde. Yoongi jedoch konnte sich nicht von seinem Gesprächspartner abwenden, so gerne er auch der Sonne beim untergehen zuschaute, Jimins Anblick brachte ihm eine Ruhe und Friedlichkeit, die dem orangenen Feuerball echte Konkurrenz machte.

„Immer wenn ich es möchte, kommt mir so etwas wie ein Blitzgedanke und sofort weiß ich alle Grundlegenden Dinge, über die Person, über die ich etwas wissen wollte. Deswegen wusste ich auch deinen Namen, ohne dass du ihn mir gesagt hast."
Verstehend nickte der Blonde Koreaner und fragte kurze Zeit später: „Was weißt du alles über mich?" Er fand es sowohl interessant, als auch Gruselig, zu hören, jemand könnte Sachen über ihn wissen, die er nie jemanden erzählt hatte. Die Tatsache, dass er bevor er Jimin kennengelernt hatte, jemanden nur den Vogel zeigen, würde dieser sagen, er würde über jeden Menschen etwas wissen wenn er es wolle, ignorierte er.

„Min Yoongi, 17 Jahre alt, geboren am neunten März in Daegu, lebt schon sein Leben lang in Seoul und liebt seinen Hund Holly. Du hasst es Außerdem, dass du beliebt an deiner Schule bist und die Hälfte der Mädchen Dir hinterherrennt. Verständlich, wenn man sich eher für Jungs interessiert."
„What the-", war das einzige, was der blonde dazu sagen konnte. Alles was Jimin gesagt hatte stimmte. Auch wenn er denn letzten Fakt immer wieder verdrängt hatte, musste er sich dennoch eingestehen, dass er wahr war.
„Es tut mir leid, manches sollte Privat bleiben aber ich kann es manchmal nicht kontrollieren. Ich wünschte manchmal ich könnte so etwas nicht.."
„Hey es ist alles in Ordnung", versuchte Yoongi Jimin zu beruhigen, welcher den Kopf hängen ließ. „Du kannst nichts dafür und ich werde dich nicht dafür verurteilen." Er konnte sich vorstellen, dass es schwer für Jimin sein musste, in die Privatsphäre eines Menschen eindringen zu können, ohne vorher zu wissen, welche Informationen er kriegen würde.

„Ich fühle mich manchmal einfach so nutzlos. Ich wünschte ich könnte mich einfach umbringen."
Jimin wusste selber, dass er nun in seiner depressiven Phase angekommen war, in der er in Selbstzweifeln versank, doch er konnte es nicht ändern. Er hatte öfters solche Phasen, nur war er immer alleine und hatte nur mit sich selbst gesprochen. Jetzt wo Yoongi da war, fühlte es sich so anders an. Er konnte es nicht beschreiben. Er hatte Angst, dass es sich bei dem was er spürte, um Gefühle handeln konnte. Und falls ja, welche Art von Gefühle waren das?

Yoongi war nicht sicher, wie er reagieren sollte. Die Worte des anderen schockierten ihn, dennoch fragte er vorsichtig: „Hast du es schonmal versucht? Dich umzubringen?"
Jimin schüttelte den Kopf, wobei seine braunen Haare, welche im letzten Sonnenlicht glänzten, seine Augen teilweise bedeckten.
„Würde ich jetzt ins Wasser springen, wäre ich tot wenn ich es wollen würde. Ich bin schließlich kein Überirdisches Wesen. Ich würde lediglich keine Schmerzen spüren. Ich lebe schon so lange, aber mein ganzes Leben hat für mich nie einen Sinn gemacht. Aber aus irgendeinem Grund kann ich mich nicht dazu überwinden, mein Leben zu beenden. Es ist als müsste ich noch darauf warten, einen Beweis zu finden, für den es sich zu Leben lohnt."

Aus einem Impuls heraus, ging Yoongi auf den traurigen zu und legte seine Arme um ihn. Er wusste auch nicht wieso, denn eigentlich war er kein Mensch, der großartig Zuneigung zeigte. Aber bei Jimin war generell alles anders.
Erst versteifte sich der braunhaarige, doch dann legte auch er seine Arme um ihn, was Yoongi Lächeln ließ.
So standen sie eine ganze Weile, eng umschlungen, während die Sonne sich langsam verabschiedete. Yoongi wollte Jimin nicht loslassen, wollte weiterhin seinen lieblichen Geruch einatmen und seine Nähe spüren. Er hatte Angst, dass er ihn verlieren könnte.

„Yoongi?", murmelte Jimin gegen die Jacke des blonden. „Mmh?"
„Das ist die erste Umarmung, die ich je bekommen habe."
Überrascht hob Yoongi den Kopf um Jimin ansehen zu können, welcher ebenfalls den Kopf hob, sodass ihre Gesichter nicht weit voneinander entfernt waren.
„Das...ist irgendwie echt traurig.",flüsterte Yoongi. Er spürte wie sich sein Herz zusammen zog, als er darüber nachdachte, dass Jimin wohl der am längsten lebende Mensch auf der Erde war, in seinem ganzen Leben jedoch noch keine einzige Umarmung bekommen hatte. Wie hatte er dass nur ausgehalten?

„Du bist Stark Jimin. Ich glaube so etwas könnte niemand aushalten, der auch nur ein bisschen Menschlichkeit in sich trägt."
Jimins Blick verdunkelte sich bei seinen Worten.
„Ich bin nunmal nicht Menschlich."
Yoongi seufzte. Dass hatte er nicht damit bewirken wollen. Noch schlimmer war es, dass er Jimin nicht widersprechen konnte. Er hatte keine Ahnung was dieser süße Junge vor ihm wirklich war und wahrscheinlich wusste Jimin selber es auch nicht.
„Ich werde bei dir bleiben Jimin. Ich werde dich nicht verlassen und erst recht nicht verraten. Und es ist mir egal wer oder was du bist."
Jimin nickte und legte seinen Kopf wieder auf Yoongis Schulter.

Es fühlte sich gut an, Umarmt zu werden, fand Jimin. Es war ein gutes...Gefühl. Eine Weile standen sie noch da, während der braunhaarige darüber nachdachte, wie sich Gefühle anfühlten. Er hatte viel Zeit zum Beobachten gehabt. Er hatte gesehen, wie sich Menschen stritten, manchmal sogar Handgreiflich wurden. Er hatte Menschen lachen und weinen sehen, gesehen wie sie einander liebten oder hassten. Er wusste, wie es aussah, wenn jemand besorgt oder nervös war. Er hatte es alles gesehen. Aber selbst erlebt, hatte er nichts davon.

Lost Boy||YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt