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Come with me
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Missmutig steckte sich Yoongi einen Apfel in die Jackentasche. Er würde ihn auf dem Weg zum Kai essen. Eine Woche war es nun seit seinem ersten Treffen mit Jimin her und jeden Tag hatten sie sich zur Abendzeit getroffen. Jimin hatte erzählt, was er den ganzen Tag so machte, und auch Yoongi hatte Sachen aus seinem Leben erzählt. So hatten sie sich nun etwas besser kennengelernt und er musste zugeben, dass er Jimin nicht mehr missen wollte. Jeden Tag freute er sich, ihn wieder zu sehen.
Gemeinsam mit Holly machte er sich nun auf den Weg und aß seinen Apfel.

Schaudernd blieb sein Blick auf einem Plakat hängen, welches an einem Baum geheftet wurde. »Mysteriöser Junge Gesucht«, stand unter dem Bild, welches eindeutig Jimin zeigte. In den letzten Tagen hatte Yoongi immer mehr Leute über ihn reden hören. Selbst seinen Vater beschäftigte dieses Thema, doch als er Yoongi gefragt hatte, was er dazu sage, war er mit einem „Weiß nicht." ausgewichen.
Grummelnd setzte sich Yoongi seine Kapuze auf, als er vereinzelte Regentropfen auf seiner Haut spürte. Der Himmel war schon den ganzen Tag bewölkt gewesen und Yoongi fand es traurig, die Sonne heute wohl nicht beim untergehen zusehen zu können. Doch Jimin würde da sein, was ihn sofort wieder fröhlicher stimmte.

Immer näher kam er dem Kai, während der Regen sich langsam vermehrte. Holly schien das ungünstige Wetter auch nicht toll zu finden. Immer wieder lief er schnell von Baum zu Baum oder eilte auf ein Vordach eines Hauses zu, um nicht nass zu werden.
Plötzlich bekam Yoongi ein ungutes Gefühl, als er nach Jimin Ausschau hielt, ihn aber nicht fand. Vielleicht hatte er sich unter die Bäume gestellt um nicht nass zu werden? Mit zusammengekniffen Augen suchte er die Gegend ab, doch der Braunhaarige zeigte sich nicht. Seinen Namen zu rufen, traute er sich nicht, zu groß war die Chance, jemand würde auf sie Aufmerksam werden. Auch wenn bei diesem Wetter wohl kaum einer unterwegs war.

Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, als Jimin nach ganzen Zehn Minuten immer noch verschwunden blieb. Verzweifelt raufte er sich die Haare, da rannte Holly plötzlich den Kai entlang, in Richtung Steg. War Jimin etwa dort? Mit schnellen Schritten folgte Yoongi seinem Hund. Plötzlich blieb Holly stehen und knurrte leise. Dann sah Yoongi, was Holly sah...

Drei gestalten, einer von ihnen an einen Stuhl gefesselt, befanden sich dort neben mehreren Booten. Durch das geringe Licht erkannte Yoongi Jimin nur gerade so, doch er hatte keine Zweifel, dass seine Augen sich täuschten. An liebsten wäre er sofort zu ihnen gerannt und hätte Jimin befreit, doch sein Gewissen sagte ihm, dass dies nicht die schlauste Idee war. Mit klopfendem Herzen beobachtete er, wie die Männer auf Jimin herab blickten. Er stellte sich etwas hinter einen näherstehenden Baum, um nicht entdeckt zu werden und Holly gesellte sich zu ihm.

„Wir haben Leute informiert, die dich mitnehmen werden. Sie werden jeden Moment hier sein, also Versuch garnicht erst abzuhauen.", ertönte die Stimme des einen Mannes. Jimin sagte gar nichts, oder falls doch, so leise, dass Yoongi es nicht verstehen konnte. Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Er musste schnell eine Lösung finden, wie er Jimin dort wegholen könnte, doch ihm viel nichts ein. Sein Kopf war wie leer gefegt.
Einer der Männer trat einen Schritt näher an Jimin heran, zeitgleich sprang Holly auf und raste auf die Gestalten zu. Die Männer erschraken, genauso wie Yoongi, denn dies war kein typisches Verhalten für seinen Hund. Staunend beobachtete er wie Holly den Männern immer näher kam. Diese schienen aus ihre vorherigen Schockstarre erwacht zu sein und traten mit hektischen Schritten zurück.
„Ich hasse Hunde! Hau ab! Pfui!", rief der eine und versuchte nach Holly zu treten, was allerdings nichts bewirkte. Doch dann rutschte er plötzlich durch die Nässe des Regens aus, zog den anderen, in dem er sich an seinen Arm krallte mit und landete mit seinem Nebenmann im Wasser. Erst schaute Yoongi nur geschockt auf die Stelle, auf der die Männer gerade noch gestanden hatten. Dann lief er los, passte dabei auf, nicht selber auszurutschen.

Bei Jimin angekommen, band er ihn unter großer Anstrengung vom Stuhl los. Die beiden Männer riefen im Wasser nach Hilfe und Yoongi warf ihnen den Rettungsring, der immer an solchen Stegen zu finden war, zu. Wenn er noch so viel Abneigung zu ihnen spürte, wollte er nicht, dass sie hier und jetzt ertranken. Es war sicher schwer sich mit Anziehsachen über Wasser zu halten.
„Komm, wir müssen hier weg, bevor diese Leute die sie benachrichtigt haben hier ankommen.", versuchte er Jimin klar zu machen. Dieser nickte und mit Holly an der Spitze rannten sie zu dem Waldstück nahe des Wassers. Außer Atem kamen sie zwischen den Bäumen an. Es war verdammt kalt geworden und Yoongi zitterte, während Jimin nur ins Leere starrte.

„Ich glaube das war knapp.", brachte der blonde hervor, als sie in weiter Entfernung wütende Stimmen hörten.
„Danke.", kam es von Jimin und sah mit einem undefinierbaren Blick zu Yoongi.
„Bedank dich bei Holly.", lachte dieser und tätschelte den ziemlich nassen Hund ein paar mal. Doch dann wurde auch er wieder Ernst.
„Jimin das kann so nicht weitergehen. Sie werden dich irgendwann finden, wenn du hier bleibst."
Jimin senkte den Kopf. Er wusste, dass sich etwas ändern musste, doch er wollte hier nicht weg. Er wollte sich weiterhin mit Yoongi treffen. Er war die einzige Person mit der er reden konnte. Aber wenn Yoongi das nicht wollte, musste er es wohl oder übel akzeptieren.

„Ich kann verstehen, dass du dich nicht mehr mit mir treffen möchtest. Ich denke ich werde mich nach einer anderen Stelle zum bleiben suchen müssen."
Als er die Worte aussprach, fühlte er sich noch schlechter. Er fühlte etwas. Das war ungewöhnlich und doch traten Gefühle immer öfter ein, wenn er sich in Yoongis Nähe befand. Umso mehr, hatte er Angst, den anderen nicht mehr wieder sehen zu können.

„Jimin schau mich an." Yoongis Worten folgend schaute er auf und blickte in Yoongis dunkle Augen, in denen er das Gefühl hatte zu versinken. Schon wieder so ein Gefühl.
„Du hast mich falsch verstanden Jimin. Ich möchte nicht, dass du weggehst."
Verwirrt schaute er den blonden an, der nun nach Jimins Hand griff und sie mit seinen eigenen umschloss. Da Jimins Hände ziemlich klein waren, verschwanden sie komplett unter Yoongis größeren Händen. Yoongi trat noch etwas näher und Jimin ließ den Blick von ihren Händen wieder zu Yoongis Augen gleiten, welche ihn eindringlich anschauten.
„Komm mit zu mir Jimin."


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Lost Boy||YoonminWhere stories live. Discover now