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Es ist mitten in der Nacht, als ich aufwache, weil die Haustür mit voller Kraft aufgeschwungen und meine Kinder laut schreiend die Treppe hochgelaufen kommen. Sofort bin ich hellwach und trotzdem sind meine Kinder bei mir, bevor ich mein Zimmer überhaupt verlassen habe. "Mum", ächzt Sumi völlig außer Atem. "Stacy, sie... sie..." Sofort übernimmt Panik meinen Körper. Kein Wunder, immerhin geht es um meine Tochter. "Sumi, ruhig! Ron, was ist passiert?" Mein Ältester Sohn schluckt schwer, bevor er anfängt zu erzählen: "Wir wollten bloß nach Hause. Ich habe Stacy Bescheid gesagt. Sie wollte bloß noch auf Toilette gehen. Wir haben bestimmt eine halbe Stunde in der Kälte gestanden, bevor wir nach ihr sehen wollten. Als wir im Gang zu den Toiletten waren, haben wir das entdeckt." Ron hält mir sein Handy entgegen. Ein Foto. Und das Logo auf dem Foto ist mir nur allzu bekannt. "Hydra!"

Ich hätte Pietro geweckt, wenn er hier gewesen wäre. Doch er ist auf einer neuen Mission. Ausgerechnet jetzt. In wenigen Wochen ist der achtzehnte Geburtstag der Drillinge und wenn Anastasia bis dahin nicht Zuhause ist, verzeihe ich mir das niemals!

"Ich werde sofort euren Vater anrufen. Und ihr geht jetzt ins Bett. Ich hoffe, euch ist klar, dass ihr fürs erste nicht mehr auf Partys geht", meine ich streng. "Die Lust auf Partys ist mir vergangen", nuschelt Sumi gähnend. "Geht auf eure Zimmer." Sumi-Lee und Aaron folgen meinen Anweisungen und lassen mich alleine.

Ich stehe kurz vor einem Zusammenbruch. Es ist erst wenige Monate seit dem letzten Zwischenfall mit Hydra her. Und wir dachten wirklich, sie schicken alle! Wie naiv wir doch waren. Ich wähle Pietros Nummer. Doch mein Mann geht nicht ran. Immer und immer wieder rufe ich ihn an. Als er auch nach dem fünfzehnten Mal nicht abnimmt, wähle ich Wandas Nummer.

"Leni? Das ist gerade ganz schlecht!", meint Wanda ächzend in den Hörer ihres Telefons. Ich kann mir nur zugut vorstellen, wie sie mit ihrer Kraft etwas hochhebt und auf ihren Gegner fallen lässt. "Ich wünschte ich müsste nicht anrufen. Wo ist Pietro? Geht es ihm gut?", frage ich besorgt nach. "Ihm geht es bestens. Er ist schnell wie eh und je. Was gibt es denn, Leni? Halt dich kurz!"- "Stacy wurde entführt. Von Hydra. Und Pietro geht nicht an sein Handy. Wanda, ich brauche hier Hilfe", bettle ich in das Telefon.

"Wir sind hier fast fertig, Selene. Noch ein oder zwei Tage. Natasha ist bei dir. Fangt schon einmal an. Wir finden Stacy." Ich atme tief durch. Am liebsten würde ich einfach das Fenster aufmachen und springen, um der ganzen Situation zu entkommen. Doch ich wäre eine grauenvolle Mutter, Ehefrau und vor allem eine scheiß Schwester. "Okay. Bitte beeilt euch." Wanda versichert mir genau das, bevor sie auflegt. Ich werfe mein Handy auf das Bett. Wütend und voller Sorge schreie ich in mein Bettlaken.

Love of a familyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt