~10~

20 3 0
                                    

Mein Atem geht schnell, doch ich spüre, wie die Hitze in meinem Körper langsam nachlässt. Ich zittere am ganzen Leib. Meine Gedanken schwirren wild durcheinander. Nur die Bilder meiner Kinder und Pietro stehen konstant dort und lassen sich nicht von den anderen Gedanken verjagen. Nur so schaffe ich es, die Kontrolle über mich selbst zurückzuerlangen.

"Nicht schlecht. Dein Tritt, meine ich. Vielleicht überlegst du dir das nächste Mal, wen du trittst." Dean Clarke baut sich drohend vor mir auf, holt mit der flachen Hand aus und schlägt zu. Mein Kopf fliegt vor lauter Schwung zu Seite, meine Wange ist heiß und wahrscheinlich bildet sich gerade ein knallroter Handabdruck auf meiner Wange. Tränen lassen meine Sicht verschwimmen, doch das hält mich nicht davon ab, ihn erneut zu treten.

"Fick dich, du Arschloch", zische ich. Nur nebenbei bekomme ich mit, wie Pietro anfängt an seinen Seilen zu zerren. Ich weiß nicht, was er vorhat, doch ich vertraue ihm. Also lenke ich den großen Kerl weiter ab: "Was hält dich bei Hydra? Sobald du nicht mehr von Nutzen für sie bist, wirst du doch eh wie ein alter Teddybär weggeschmissen."

"Mag sein. Aber ich werde immer nützlich für Hydra sein. Zwei Jahre bin ich dort. Aber mein Posten dort ist beachtlich. Ich bin Ausbilder der Neuen und linke Hand com obersten Boss überhaupt. Und den rufe ich jetzt an." Er holt sein Handy hervor und fängt an die Nummer zu wählen, als alles so schnell geht. Und mit schnell meine ich schnell.

Pietro hat es geschafft die Seile an der scharfen Stuhlkante durchzureiben und stürzt sich auf Dean Clarke. Sein Unterarm drückt sich unerbittlich in die Kehle des Agenten, der japsend nach Luft schnappt. Er läuft rot an und erst, als sein Kopf schlaff zur Seite kippt, springt Pietro auf, um meine Fesseln zu lösen.

"Danke", seufze ich leise, während ich meine roten Handgelenke reibe. Pietro nickt stumm, greift mein Kinn und sieht sich skeptisch meine Wange an.

"Hydra wird für all das Leid bezahlen, dass sie meiner Familie angetan haben", zischt er, bevor er mich sanft in den Arm nimmt. Ich möchte nicht weinen. Und doch strömen stumme Tränen meine Wangen hinab, sickern in meine Haut und hinterlassen ein brennendes Gefühl.

Ich suche in der Küche nach den Visitenkarten, während Pietro sich im Wohnzimmer umsieht. Meine Hände sind in die Seiten gestemmt und mein Blick wandert skeptisch über die Inneneinrichtung, als mir eine kleine Falltür auffällt, über die nur halbherzig ein viel zu kleiner Teppich geklebt wurde.

"Pietro?" Mein Mann ist sofort zur Stelle, als ich ihn rufe. "Alleine gehe ich dort nicht runter." Ich öffne die Tür. Ein ungleichmäßiger Treppenabstieg führt einige Meter in den Boden.

Behutsam nimmt der Mann meiner Träume meine Hand und lächelt mich aufmunternd an. "Du bist niemals alleine, Selene. Ich bin immer bei dir." Er wendet sich dem Gang zu und geht mutig voran.

Love of a familyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt