~13~

27 3 0
                                    

Der schwarze Audi ist nur knapp langsamer als Pietro. Mit einem Abstand von fünf Minuten kommen wir an den Ruinen der alten Basis an. "Das nächste Mal fangen wir gleich dort an, wo es das erste Mal geendet hat", meint Pietro, legt eine Hand um meine Taille. Er strahlt eine unglaubliche Wärme aus und riecht nach Schweiß. Trotzdem kuschle ich mich näher an ihn ran.

"Es wird kein nächstes Mal geben", erkläre ich sanft, lege eine Hand auf seine Wange und schließe für einen Moment die Augen. Sanft lege ich eine Hand um meine Kette und spüre das aufgeregte Kribbeln. "Dieses Mal werden wir sie zerstören."

"Ich will euch ja nicht zu Nahe treten, aber wenn ihr kuschelt, könnt ihr eure Tochter nicht retten", murrt Tony, der mittlerweile seinen Anzug hat. Ein weiteres Auto hält neben uns und Steve, Wanda und Tasha steigen aus. Steve holt sein Schild aus dem Kofferraum, Natasha steckt ihre Pistolen in die Halterung an ihrem Gürtel.

Angst macht sich in mir breit. Was wird mich dort unten erwarten? Wird meine Tochter überhaupt noch leben? Kann ich ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag noch gratulieren? Werden mich viele Agenten von meiner Tochter fernhalten wollen?

Doch all die Angst vergeht, als Pietro mein Gesicht in seine Hände nimmt. Er scheint die Angst in meinen Augen funkeln gesehen zu haben. "Alles wird gut. Wir schaffen das. Stacy ist bald wieder Zuhause. Bei uns. Versprochen." Sanft streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelt auf mich hinab. Für einen kurzen Moment küsst er mich. Langsam führt er seine Lippen zu meinem Ohr. "Und dann beenden wir, was wir heute Morgen angefangen haben." Schmunzelnd weiche ich ein paar Zentimeter zurück.

"Können wir dann?", unterbricht Steve unser Getuschel. Er steht mit seinem Schild auf dem Rücken vor der Treppe, die wir vor ein paar Monaten erst erklommen haben. Natasha und Wanda gehen bereits vor, nur Tony sieht noch einmal nach, ob auch wirklich alles an seinem Anzug funktioniert. Obwohl er sich das sparen kann. Ich würde es ihm nie sagen, aber er ist ein Genie. Wenn etwas funktioniert, dann sein Anzug.

Die Gänge sind dunkel, kalt und von unzähligen Felsbrocken bedeckt. Während ein kleiner Teil sich stolz die Unordnung ansehen möchte, die ich das letzte Mal hinterlassen habe, will der größte Teil in mir schnell verschwinden und vergessen, was ich angerichtet habe. Noch jetzt kann man Hände von verschütteten Agenten sehen. Wanda stolpert sogar über ein Bein. Nur knapp kann Natasha sie abfangen. Mir fällt auf, dass die beiden in letzter Zeit kaum noch getrennt zu sehen waren. Ich möchte bereits wilde Theorien aufstellen, doch gerade rechtzeitig ermahne ich mich selbst und konzentriere mich wieder voll und ganz auf das, was uns wohl gleich erwartet.

"Ich hätte nicht erwartet, dass ihr so lange braucht." Ich erschaudere, wenn ich seine Stimme nur höre. Dort steht er. Auf einem Hügel aus Steinen. Sein selbstgefälliges Grinsen hat sich nicht verändert. John.

"Es stimmt also. Du bist kein Mensch", ergreife ich das Wort. John kommt die Steine hinunter. Sein Blick ist starr auf Pietro und mich gerichtet. Die anderen scheint er nicht einmal wahrzunehmen.

"Nein, ich bin kein Mensch." Vor mir kommt er zum Stehen. In seine hässliche Visage zu sehen, lässt all die unterdrückte Wut in mir aufbrodeln. Ich spüre, wie sie mich langsam zu kontrollieren anfängt. John legt eine Hand auf meine Wange. Sanft fährt er über meine Haut, umgreift meine Finger mit zwei Fingern und zieht mich näher an sich heran. Mein Atem geht schnell und unkontrolliert. Pietro versucht sich zwischen mich und John zu stellen. Doch das unmenschliche Wesen schubst ihn mit Leichtigkeit gegen die nächste Wand.

Als ich Pietros schmerzerfülltes Zischen höre, kann ich es nicht mehr aufhalten. Wie ein Vulkan bricht all die Wut, all die Energie aus. Meine Augen strahlen blau, meine Adern leuchten. "Das wollte ich sehen", haucht John gegen meine Lippen, bevor er mich loslässt. Ich atme ein paar Mal tief durch. Meine Energie jetzt schon zu verschwenden könnte ein tödlicher Fehler sein.

Schnell helfe ich Pietro auf. Seine Berührungen bringen mich dazu, mich endgültig zu beruhigen. Erleichtert atme ich einige Male durch, bevor ich mich wieder, mit meinem Mann an meiner Seite, zu John umdrehe.

"Ich bin tatsächlich kein Mensch", fängt John seelenruhig an zu erklären. Seine Hände liegen entspannt auf dem Rücken, den er uns zugewendet hat. Er scheint keine Angst davor zu haben, dass wir ihn angreifen. "Ich bin das Kind von Doktor Zola. Könnte man behaupten." Ich sehe zu Steve, der sich augenblicklich anspannt und sein Schild zur Hand nimmt. "Ich bin der erste Roboter, der jemals aussah wie ein Mensch." John wirkt fast schon stolz, während er uns erzählt, was er ist. "Und weil mein Vater ein Genie war, kann man mich nicht mit ein paar Steinen zerstören.

"Vibranium", vermutet Steve. John nickt.

"Vibranium, genau. Es braucht eine Menge, um mich zu zerstören", prallt der Roboter. Stolz sieht er wieder zu Pietro und mir. "Nur weitere Kinder Hydras könnten das schaffen", erklärt er. Augenblicklich balle ich meine Hände zu Fäusten.

Sanft legt Pietro eine Hand auf meine Faust und sieht mich intensiv an. Es dauert eine Weile, doch ich entspanne mich letztendlich doch.

"Aber die Kinder Hydras können sich nicht gegen jemanden stellen, der aus ihren Reihen ist", erläutert John weiter.

"Ach ja? Dann trifft es sich ja hervorragend, dass wir keine Kinder von euch Entführern sind", zische ich. Ich spüre, dass was sich nun in mir anbahnt, werde ich nicht zurückhalten können. Pietro sieht mir in die Augen und weiß gleich, auch er kann mich nicht mehr aufhalten. Also nimmt er seine Hand von meiner und macht sich selbst zum Angriff bereit.

Love of a familyWhere stories live. Discover now