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Dean Clarke lebt bescheiden. Seine Hütte steht irgendwo versteckt im Wald. Die nächtliche Dunkelheit umhüllt uns und das Auto. Die Scheinwerfer lassen wir aus. Wer weiß, wer uns sehen könnte.

"Dort ist es", meint Pietro leise, hält das Auto an und schnallt sich ab. Während er noch leise die Tür öffnet, stehe ich schon draußen und blicke mich misstrauisch um. Es ist zu ruhig. Die Lichter sind aus und kein Geräusch durchbricht die Stille. Nicht einmal die Tiere huschen durch die Büsche.

"Hier stimmt was nicht, Pietro", murmle ich leise, während ich nach seiner Hand greife. Er streicht mir behutsam über den Handrücken und zieht mich näher an dich heran.

"Lass uns schnell reingehen und die Visitenkarte holen. Danach sind wir wieder weg. Uns wird nichts passieren", flüstert Pietro, bevor er mir einen Kuss auf die Wange haucht.

"Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das ihrer Frau versprechen können." Die Stimme hinter uns ist dunkel und kratzig. Das Geräusch einer Pistole, die geladen wird, folgt den düsteren Worten. Mit erhobenen Händen drehen wir uns um und sehen direkt in ein vernarbtes Gesicht.

"Dean Clarke, nehme ich an." Der Mann lacht höhnisch.

"Es geht euch zwar nichts an, aber ja. Und ihr beide seid in großen Schwierigkeiten. Ins Haus. Los!" Er fuchtelt mit der Pistole vor unseren Nasen herum. Ich kralle mich an Pietros Arm, während wir in das Haus des Agenten gehen. Was wird uns wohl erwarten?

Die Dunkelheit umgibt uns auch im Haus noch. Zumindest, bis Dean Clarke das Licht anmacht. "Setzt euch auf die Stühle", befiehlt er streng, während er mit dem Lauf der Pistole auf zwei Stühle in einem gemütlichen Wohnzimmer weist. Der Boden knarrt mit jedem Schritt, den Pietro und ich gehen. Als wollte er uns warnen. Doch diese Situation scheint aussichtslos.

"Ihr zwei seid also Pietro und Selene. Die berühmten Eheleute Romanoff." Ich räuspere mich, sage aber nichts. Dem Typen will man nicht ins Wort fallen. "Hoffentlich habt ihr Zeit mitgebracht, denn ich werde jetzt meinen Boss anrufen und ihr werdet abgeholt. Vielleicht ist er ja so gnädig und steckt euch in eine Familienzelle mit eurer Tochter."

Das Grinsen, das seine viel zu weißen, perfekten Zähne preis gibt, provoziert mich so sehr, dass ich ihm in seine Weichteile trete, als ich die Chance dazu erhalte. Mein Blut gerät in Wallung, ich spüre, wie ich langsam die Kontrolle über mich und meine Gefühle verliere. Doch wenn ich sie nicht schnell wieder unter Kontrolle bekomme, bringe ich Pietro in Gefahr, wenn ich ihn nicht sogar töte.

Verbittert kämpfe ich gegen mich selbst an, während der Mann sich fluchend wieder aufrappelt. Jede Sekunde zieht sich wie langgekautes Kaugummi und trotzdem scheint es, als hätte ich den Kampf verloren.

Love of a familyWhere stories live. Discover now