49💒

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Leise betrete ich das Zimmer und betrachte Alec eingehend. Meine Sicht ist leicht verschwommen. Die Tränen sind noch nicht versiegt und ich unterdrücke ein lautes Seufzen. Dennoch speichere ich jedes Detail und packe die Eindrücke in eine Kiste um die Erinnerung an diesen Moment zu bewahren. Denn irgendwann wird es genau dieser Moment sein, den ich brauchen werde. Ein tiefverankertes Gefühl sagt mir, dass hier gerade etwas essentielles geschieht.

"Ganz allein im schwarzen Licht wie hinter Glas
Treibst verschwommen durch den Raum wie im Blindflug
In deinem Kopf läuft ein Film, den du keinem zeigen willst
Viele Freunde, kein Vertrauen, das muss weh tun
Ich seh deine Farben, du leuchtest
Ein Stern der ganz alleine fliegt
Du willst es nicht hören, aber dein Herz ist außer Betrieb..."

Das Haus ist erfüllt vom Aroma der gebratenen Pilze, der würzige Geruch nach Speck kitzelt meine Nase und ich schlucke trocken. Alec sitzt auf dem Sofa, die Beine gekreuzt und die Hände liegen in seinem Schoß. Der Kopf ist nach hinten geneigt und ruht auf der Lehne des Sofas. Das sanfte Licht der Stehlampe ist die einzige Lichtquelle im Raum. Aber ihr warmes Licht schafft es nicht Alec zu erhellen. Stattdessen ist der Mond in seiner Pracht derjenige, der Alecs Körper sanft umspielt. Seine Haut wirkt noch heller und das schwarz seiner Haare noch tiefer. Die Spitzen glänzen silbern und mit den geschlossenen Augen und den gespaltenen Lippen sieht er verboten sexy aus. Dichte schwarze Wimpern ruhen auf den Wangenknochen, seine Atmung geht ruhig und gleichmäßig. Ich hab das Gefühl zu fallen als mir die Worte aus seinem Mund immer klarer erscheinen. Die Melodie so kraftvoll und doch auch sanft tragen ihre tiefe Bedeutung zu mir herüber. Der Schmerz des Musikers ist deutlich zu hören. Ich fühle das unbändige Bedürfnis zu Alec zu gehen und meine Hände durch seine weichen schwarzen Haare gleiten zu lassen. Das Kribbeln in meinen Fingerspitzen nimmt immer mehr zu und ohne es bewusst zu wollen, bewegen sich meine Beine wie von selbst. Sie tragen mich durch den Raum hinüber zu meinem Mann der seine Lungen mit Sauerstoff füllt um die nächsten Worte eindrucksvoll und mit aller Kraft in seinem Körper hinaus zu schreien.


"Und das ist für dich, hey
Da ist Sehnsucht in deinem Blick
Ich fühl' was du brauchst
Ist nicht was du kriegst..."

Meine Finger gleiten sanft durch Alecs Haare, eine innere Ruhe legt sich auf meine dunklen Gedanken. Dennoch können sie nicht den Schmerz in meinem Herzen überdecken. Alec öffnet seine Augen und sieht mich an. Dunkel ist das sonst so strahlende Blau und ein Schatten aus Trauer und Leid liegt über seinem Blick. Er blinzelt und eine Träne läuft aus seinem Auge. Ich sehe dem glitzernden Tropfen Wasser dabei zu, wie er über die Wangenknochen läuft und auf dem grauen Stoff des Sofas perlt. Eine weitere Träne verlässt seine glänzenden Augen, doch diesmal ist es mein Daumen, der sanft über Alecs weiche warme Haut streift und den Tropfen auffängt. Genau in dem Moment, als seine Gefühle drohen ihn zu übermannen und er keinen anderen Ausweg mehr sieht, als mir die schonungslose Wahrheit entgegen zu schreien.

"Kannst dich fallen lassen
Ich halt dich
Bist du dir und allen vergibst
Ich fühl' wie das wär'
Wenn du liebst
Wenn du liebst.
Du schaust mich drei Sekunden an
Und dann wirst du wieder fremd
Rennst zurück in die Nacht, betäubst dich
Ich seh' dich tanzen und weinen ein verlorener Satellit
Du willst es nicht hören, aber dein Herz ist außer Betrieb..."

Vollkommen überwältigt japse ich nach Luft, schlucke die Tränen und den Schrei der Verzweiflung hinunter. Alec singt dieses Lied und sieht mir dabei tief in die Augen. Meine Finger gleiten über die dichten Augenbrauen, umrahmen sein anmutiges Gesicht. Die Wärme seiner Haut nimmt mich gefangen. Er nimmt mich gefangen. Hält mein Herz fest in seinen Händen und versucht mit aller Macht und Liebe die er hat mir zu zeigen, wieviel ich ihm bedeute.

"Und das ist für dich, hey
Da ist Sehnsucht in deinem Blick
Ich fühl' was du brauchst
Ist nicht was du kriegst
Ich finde dich
Ich finde dich
Wenn du mich suchst
Ich finde dich..."

"Weil du was ganz Besonderes bist." flüstere ich und senke meinen Kopf nur ein kleines Stück näher zu Alec.

"Ich finde dich..." Seine Worte verschluckt von einem Seufzer.

"Damit du siehst wie schön du bist." hauche ich und streife seine Lippen hauchzart mit den meinen.

"Wenn du mich suchst..."

"Weil du was ganz Besonderes bist.
Und das ist für dich, hey
Da ist Sehnsucht in deinem Blick
Ich fühl' was du brauchst
Ist nicht was du kriegst." singe ich die letzten Strophen des Liedes und Alecs Augen erstrahlen in einem wunderschönen Blau.

Ich hauche einen Kuss auf seine Lippen, nur leicht und der Geschmack nach Salz und Alec lässt mich in den Kuss seufzen. Auch Alec kann nichts anderes als Schluchzen und so zart dieser Kuss auch ist, umso bedeutungsvoller ist er für uns.

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt