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Die Strahlen der untergehenden Sonne kitzeln meine Nasenspitze. Brütend heiße Hitze umspielt meinen nackten Leib. Der flauschige Stoff unserer Decke schmiegt sich eng an meinen Körper. Dumpfe Stille wabert durch meinen Kopf wie der Dunst morgendlicher Nebelschwaden über dem von glitzerndem Tau bedeckten Waldboden. Friedlich erscheint mir die Welt um uns herum. In meinem Kopf ist es still. Keine düsteren Gedanken, die um immer wiederkehrende Fragen kreisen, Worte analysieren oder Taten bezweifeln. Leise Seufzer und die Frage nach dem Warum. Alles ist still.

Ich atme ruhig und bedächtig, der wohlbekannte Geruch nach Meer und Salz, Pheromonen und Begierde liegt in der Luft. Weitere Wärme sammelt sich in meinem Inneren. Ein heißer Strom so unvergleichlich und doch unendlich vertraut. Langsam öffne ich meine Augen und blinzele gegen das verblassende Licht des Tages. Der Schmerz ist nicht so existent wie am Morgen wenn einen die Sonne mit aller Kraft aus dem Schlaf holt. Und doch brauche ich einen Moment um meinem Gehirn die Information zu liefern, die Augen offen zu behalten.

Zögerlich wende ich meinen Kopf und blicke auf die andere Hälfte des Bettes. Gebannt starre ich auf den Rücken eines Mannes mit schwarzen Haaren. Ich betrachte den Körper neben mir und mein Herz schlägt ein paar Takte schneller als normal. Breite Schultern, die Rückenmuskulatur deutlich ausgeprägt und helle makellose Haut. Sein rabenschwarzes Haar glänzt und die untergehende Sonne wirft ein sanftes Licht auf seinen Körper. Meine Fingerspitzen beginnen zu kribbeln. Es ist das gleiche Bild, welches sich mir am Morgen nach meinem Totalabsturz und unserer Hochzeit in Vegas bot. Nur kenne ich dieses Mal den Mann der das Bett mit mir teilt.

Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht und ich könnte gerade die ganze Welt umarmen. So glücklich macht mich der Gedanke an das was vor gerade mal ein paar Stunden geschehen ist. Alec hat mir verziehen. Irgendwie. Dabei habe ich es überhaupt nicht verdient. Ich habe mich wie der letzte Arsch und die größte Diva aller Zeiten verhalten. Mein ständiges Zweifeln und Leugnen der Gefühle hat beinahe dazu geführt, dass Alec mich verlassen wollte. Der Gedanke daran schmerzt so unglaublich. Es fühlt sich an, als würde eine fremde eiskalte Hand Millionen Nadeln in mein Herz bohren. Tief und quälend langsam. Stück für Stück, Millimeter für Millimeter, Nadel für Nadel. Schmerz, so unsagbar großer Schmerz.

Alec neben mir rührt sich. Nur leicht bewegen sich seine Schultern und als er sich auf die andere Seite dreht, erblicke ich das schlafende Antlitz meines Mannes. Er ist so schön und seine Muskeln entspannt. Keine Falte vom Grübeln durchfurcht seine Stirn. Die Haare liegen wild durcheinander und vereinzelte Strähnen hängen ihm ins Gesicht. Und wieder ist da auch dieses Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Vor sechs Monaten bemerkte ich das verräterische Gefühl zum ersten Mal. Und je länger ich Alec kenne, umso schlimmer wird es. Die Sehnsucht nach seiner warmen weichen Haut, den sündigen süßen Lippen und den wissenden Händen frisst sich durch jede Faser meines Körpers. Das Verlangen wird erst mit den orgasmischen Wellen und dem berauschenden Cocktail aus Lust und Ekstase gestillt. Aber nur kurz hält diese Befriedigung an. Dann wandelt sich die Ekstase in den Wunsch von Alecs starken Armen gehalten zu werden.

Alecs Mund ist leicht gespalten und das zarte Rosa seiner Wangen spiegelt sich auf dem sinnlichen Fleisch seiner Lippen wieder. Ich könnte sie den ganzen Tag küssen und würde mich hoffnungslos in dem Geschmack von Alec verlieren. Leise dringt das Geräusch seines Atems an mein Ohr. Zusammen mit dem gleichmäßigen Heben und Senken seiner nackten Brust ist es ein Zeichen dafür, dass er friedlich und ruhig schläft. Das auch sein Kopf frei ist von dunklen Gedanken und bösen Träumen.

Friedlich einzuschlafen und ebenso wieder aufzuwachen ist nicht selbstverständlich. In den letzten Monaten waren wir uns körperlich sehr nahe. Jedoch schliefen wir oft abgewandt voneinander ein oder ich ließ Alec alleine in unserem Bett zurück. Statt die Wärme und Geborgenheit meines Mannes zu genießen, ging ich in mein Büro und verbrachte unzählige Nachtstunden an dem alten Schreibtisch meiner Mutter. Vertieft in ein Buch und mit Blättern voller Notizen um mich herum ging ich erst in das noch warme Bett als Alec seinen vom Schlaf verwuschelten Haarschopf zur Tür herein streckte und mir einen guten Morgen wünschte.

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWhere stories live. Discover now