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"Willst du so enden wie ich Magnus?" fragt Ragnor mit seiner sanften Stimme. Ich weiß genau was er meint. Es ist nicht unser erstes Gespräch in dieser Richtung.
"Was? Betrunken und verbittert?" antworte ich sarkastisch. Der Blick in Ragnors Gesicht lässt mich schwer schlucken. Selten zeigt er diese Seite seines Lebens. Immer ist er der taffe Anwalt mit einem schicken Büro und riesengroßen Schreibtisch. Jede Menge Klienten und den einen oder anderen jungen Kerl im Bett, der nach einer durchzechten Partynacht mit pochendem Schädel und schmerzendem Hintern in einem großen Haus mit noch größerem Garten aufwacht. Mum kannte diese Seite und auch ich kenne sie. Denn Ragnor Fell ist seit seinem Outing auf der Suche nach dem Mann seiner Träume. Einige Beziehungen und unzählige Abenteuer später sitzt er hier, mit traurigen Augen und einem unechten Lächeln auf den Lippen und versucht zu verstehen, warum ich Alec immer wieder von mir stoße. Dabei weiß ich es selber nicht mehr so genau.

"Alt und allein." Ist seine Antwort auf meine Frage und ich werde das dumpfe Gefühl in meiner Magengegend einfach nicht los. Seufzend lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen und spüre die harte Kante des Sofas gegen meinen Schädelknochen prallen. Der dumpfe Schmerz wird eingehüllt von den betäubenden Wellen des heißen feurigen Wodkas in meinem Körper. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und blicke in das Kaminfeuer mit dem von Ruß und Asche bedeckten Holz. Blau, an einigen Stellen silbrig-schwarz schimmert das verkohlte Holz vor sich her und die Flammen führen einen züngelnden schlängelnden Tanz auf. Sie umhüllen das Holz und verändern Stück um Stück seine Struktur. Alec tat genau das gleiche. Er trat in mein Leben und Stück um Stück veränderte es sich. Es wurde besser, erfüllender.

"Ich kann nicht mehr klar denken. Sobald er mich auch nur mit dem kleinen Finger berührt brennen sämtliche Sicherungen in meinem Kopf durch. Letzte Woche trafen wir uns mit seinem Bruder im Hunters Moon. Wie immer saß Alec neben mir und streichelte mit seiner Hand über meinen Oberschenkel. Oder seine Finger spielten mit den Haaren in meinem Nacken. Bei diesen Treffen rede ich nicht viel. Jace und Alec sind mehr als nur Brüder. Sie sind beste Freunde und würden für den jeweils anderen durchs Feuer gehen." erinnere ich mich an diesen Abend. Alec trank einen Schluck von seinem Bier und eine weiße Schaumkrone haftete auf seiner Oberlippe. Das Glitzern des Schaumes lieferte sich einen Wettlauf mit dem Funkeln seiner Augen und das Zerplatzen der Bläschen knisterte und war unnatürlich laut in meinen Ohren. Ich wimmerte leise und atmete schwer als seine Zungenspitze über die geschwungene Linie seiner Oberlippe gleitete und den Schaum aufnahm. Alec verstärkte den Druck in meinem Nacken und kaum dass wir die Bar verlassen hatten, zog ich ihn in die nächste dunkle Gasse und küsste ihn mit allem was ich hatte. Wir schafften es gerade so nach Hause aber nicht mehr ins Schlafzimmer. Alec beugte mich über den Esstisch und hielt sich nicht lange mit der Vorbereitung auf. Sein harter Schwanz ersetzte bald seine Finger und er stieß tief und fest in meinen Hintern. Ich stöhnte und krallte mich hilflos in die Tischplatte. Er fickte mich hart und schnell und kaum das seine göttlichen Finger meinen Schwanz umfassten kam ich laut und Alec stieß so tief in mich, dass ich Sterne sah. Die Erinnerung an diesen Moment ist so lebendig, so klar als wäre es gerade erst geschehen.

"Maggie." flüstert Ragnor und ich schüttele leicht meinen Kopf.
"Er ist immerzu in meinen Gedanken." sage ich und eine Träne verlässt meine Augen. Feucht und warm rinnt sie über meine Wangenknochen und zerplatzt beim Aufprall auf meiner Jeans. Ein kleiner dunkler Fleck bildet sich und etwas in mir schreit plötzlich so laut wie die Möwen im Sturm unter dem Meer aus Wolken und dem Gesang des Windes. Schwerfällig stehe ich auf und taumele leicht als eine starke warme Hand mich festhält und für einen sicheren Stand sorgt.
"Wo willst du hin?" fragt Ragnor. Ich wünschte es wäre Alec der mich hielt. Ich wünschte es wäre Alec, der mich fragt wohin ich gehe. Und mit Nachdruck in seiner Stimme die gleichen Worte wie auf dem Barbecue im sommerlichen Garten meines Bosses sagen würde. 'Komm wieder.'

"Ich geh das Meer anschreien. Vielleicht gibt mein Herz dann endlich Ruhe." sage ich lallend und entziehe mich Ragnors Griff. Das Meer ist wild in dieser kalten Weihnachtsnacht. Es schneit und die frostige Kälte, der eisige Wind bläst mit aller Kraft und versucht mich und meinen Körper in die Knie zu zwingen. Aber nicht heute. Nicht heute Nacht und der Entschlossenheit in meinen Venen, das bisher ungesagte laut auszusprechen und damit eine Gestalt zu geben. Das Wasser zu meinen Füßen dringt durch die Schuhe und durchtränkt den Stoff meiner Jeans. Es ist unsagbar kalt und mein ganzer Körper bebt und zittert. Ich wappne mich für das Kommende, atme die kalte Meeresluft tief ein. Fülle meine Lungen mit soviel von dem Stoff des Lebens und entlasse sie wieder mit einem kräftigen Schrei und nach vorne geneigtem Körper.

Der Wind trägt meinen Schrei weit über das Meer hinaus. Um mich herum ist es dunkel und kalt. Und zum ersten Mal habe ich die Kraft und den Mut das laut auszusprechen, was tief in meinem Bewusstsein schon lange vorhanden war.
"Ich liebe dich Alexander Lightwood."

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWhere stories live. Discover now