Kapitel 21 Träume von mir

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Leise drang Vogelgezwitscher an mein Ohr und ich kam langsam zu Bewusstsein. Nur schwer öffneten sich meine bleischweren Augenlider. Mein Kopf schmerzte. Mit verzogenem Gesichtsausdruck hielt ich diesen und sah mich um. Ich lag auf einer saftig grasgrünen Wiese und hinter mir war ein dichter und wie im Märchen aussehender Wald. Die Sonne schien angenehm auf mich herab und ließ die Tautropfen im Gras glitzern. Es schien Frühling zu sein.

Eine Biene brummte beschäftigt an mir vorbei und setzte sich nur wenige Meter vor mir auf eine strahlend weiße Blume. Schmetterlinge mit den wunderschönsten Mustern flogen in der Luft herum. Eine kleine Ameisenstraße tippelte neben mir und einige von den kleinen Insekten trugen Nüsse oder Stücke von einem Apfel. Ich war hier im Paradies gelandet. Es musste einfach so sein, denn anders konnte ich mir diese Schönheit nicht erklären.

Langsam erhob ich mich, doch das schreckte auch nicht die kleinen Tierchen auf. Ich schaute an mir herab und bemerkte, dass ich ein weißes knie langes Nachthemd trug, welches am Saum rosa bestickt wurde. Ich war barfuß und angenehm kitzelten mich die Grashalme zwischen den Zehen. Ein lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Es war so schön hier!

Lachend drehte ich mich einmal um meine eigene Achse und mein seidig weiches und langes Haar flatterte mir hinter her.

" Wie lange habe ich dich nicht mehr lachen gesehen...", ertönte eine mir bekannte Stimme sehnsüchtig hinter mir und schnell drehte ich mich um. Ich erstarrte.

Er hatte sich verändert. Sein Haar war statt braun schwarz mit ungewöhnlich blonden Strähnen. Er war breiter geworden, doch nicht dick breiter, sondern muskelmäßig breiter. Er hatte einen Smoking an und das Jackett war geöffnet, sodass man das weiße Hemd sah. Doch eines hatte sich nicht geändert. Er hatte noch immer dieses liebevolles Glitzern in den Augen wenn er mich sah." P...P...Papa?", stammelte ich mit aufgerissenen Augen. Er lächelte mich an und nickte.

So schnell konnte er gar nicht schauen, da war ich schon bei ihm und umarmte ihn stürmisch. Er brachte nur ein:" Uff", zustande und umarmte mich auch. Tränen begannen bei mir zu fließen und schluchzend drückte ich mich an die breite Brust meines Vaters. Der murmelte:" Shhh. Ich bin ja hier."Sanft streichelte er durch meine Haare und ich fühlte mich wieder wie ein kleines Kind.

Mir fiel auf, dass trotz meiner 1,75 er mich mindestens um einen Kopf überrug und das wunderte mich. Wann war er so groß geworden?

Aber ich wollte den Moment nicht zerstören und schob die Frage in die hinterste Ecke meines Gehirns." Du bist hier! Bei mir!", schluchzte ich glücklich. Doch plötzlich begann sich eine Frage in meinem Kopf zu manifistieren. Wo war ich?

Und auf einmal flogen immer mehr Fragen durch meinen Kopf. Wieso schmerzte mein Körper nicht mehr? Ich wurde doch von diesem Monster verprügelt! Was machte mein Dad hier? Er war doch tot. Und dann traf mich die Antwort wie ein Brett mitten ins Gesicht. Nein...nein...das durfte nicht sein!

Erschrocken von meinen eigenen Gedanken schlug ich meine Hand vor den Mund." Bin ich tot? Tot geprügelt von diesem Monster? Bin ich deswegen hier in diesem Paradies? Bist du deswegen hier bei mir, weil du auch tot bist?", stammelte ich entsetzt die Frage. Mein Vater seufzte. Das war für mich Antwort genug.

" Nein. Nein. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein! Ich...ich muss doch Noel wieder sehen! Mum im Krankenhaus besuchen! Leya und Peter zusehen wie sie streiten! Von Caroline geärgert werden! Mit Sari Blödsinn machen! Bitte sag mir, dass ich unrecht habe! Bitte...bitte...". Ich schluchzte nur noch die letzten Worte, denn unendlicher Schmerz machte sich in mir breit. Ich wollte nicht tot sein. Jetzt hat mein Leben sich doch gerade erst gebessert.

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